Son­der­aus­stel­lung zu Desi­gner­pup­pen im Spiel­zeug­mu­se­um Neustadt

Das Spiel­zeug­mu­se­um in Neu­stadt bei Coburg zeigt bis zum 31. Juli 2022 in sei­ner neu­en Son­der­aus­stel­lung „Lie­be Kin­der“ erst­mals sei­ne beein­drucken­de Desi­gner­pup­pen-Samm­lung mit Pup­pen regio­na­ler Hersteller.

Pup­pe ist nicht gleich Puppe

Wer denkt, Pup­pen sei­en nur ein wich­ti­ges Spiel­ob­jekt für Kin­der, der irrt. Pup­pen las­sen auch eine Rei­he erwach­se­ner Her­zen höher­schla­gen: „Wich­tig ist dabei zu unter­schei­den, ob es sich um eine Künst­ler­pup­pe oder eine Desi­gner­pup­pe han­delt.“, betont Muse­ums­lei­ter Udo Leidner-Haber.

Die Künst­ler­pup­pen­be­we­gung der 1970er-Jah­re rich­tet sich gegen die indu­stri­ell her­ge­stell­te Pup­pe, also gegen die Pup­pe als Mas­sen­ob­jekt. Den Künst­le­rin­nen geht es viel­mehr dar­um, einen Kunst­an­spruch für Pup­pen zu erhe­ben – sie wol­len mit ihrem Kunst­ge­wer­be zei­gen, dass die Pup­pe viel­mehr ist als ein indu­stri­ell gefer­tig­tes Kin­der­spiel­zeug. In die­ser Reform­be­we­gung eta­blie­ren sich eine Rei­he an Pup­pen­künst­le­rin­nen, die die Pup­pe als indi­vi­du­el­les Kunst­ob­jekt mit einem hohen Maß an hand­werk­li­cher Kunst­fer­tig­keit ver­ste­hen. Künst­ler­pup­pen sind oft­mals Uni­ka­te oder wer­den in einer stark limi­tier­ten Auf­la­ge her­ge­stellt. Wich­tig ist, die Pup­pen­künst­le­rin­nen arbei­ten ohne indu­stri­el­le Hilfs­mit­tel – die Pup­pen ent­ste­hen in rei­ner Handarbeit.

Puppe ist nicht gleich Puppe. Eine ganz eigene Sparte bildet z.B. die Designerpuppe.

Eine ganz eige­ne Spar­te in der Welt der Pup­pen bil­det die Desi­gner­pup­pe. (Foto: Muse­um der Deut­schen Spielzeugindustrie)

Eine ganz eige­ne Spar­te in der Welt der Pup­pen bil­det die Desi­gner­pup­pe. Hier­bei han­delt es sich um indu­stri­ell her­ge­stell­te Pup­pen, deren Ent­wurf von einer Pup­pen­künst­le­rin stammt. Anschlie­ßend wird der Ent­wurf von einem Model­leur bzw. einer Model­leu­rin wei­ter­ver­ar­bei­tet, sodass am Ende eine Indu­strie­form gebaut wer­den kann, mit der maschi­nell die Pup­pe her­ge­stellt wird. Die Auf­la­ge ist limi­tiert und bewegt sich je nach Modell zwi­schen 150 und 1.000 Stück. Auch wenn Desi­gner­pup­pen zumeist aus Hart­vi­nyl her­ge­stellt wer­den, han­delt es sich bei ihnen um kei­ne Spiel­pup­pen, son­dern um Pup­pen, die über­wie­gend von erwach­se­nen Pup­pen­müt­tern umsorgt wer­den. Die Pup­pen zäh­len – ihrem opti­schen Erschei­nungs­bild und ihrer Mimik nach zu urtei­len – grund­sätz­lich zu den lie­ben Kin­dern: Die Säug­lin­ge, Jun­gen und Mäd­chen sehen in ihren hüb­schen Klei­dern ent­zückend aus und strah­len ihre Besit­ze­rin über bei­de Ohren an bzw. blicken ihr lie­be­voll entgegen.

Bekann­te Fir­men für Desi­gner­pup­pen sind bspw. die GÖTZ Pup­pen­ma­nu­fak­tur im ober­frän­ki­schen Röden­tal sowie für die dort eben­falls ansäs­si­ge ZAPF CREA­TI­ON AG. Dar­über hin­aus wer­den auch unter der Mar­ke sigi­kid aus dem ober­frän­ki­schen Mistel­bach bei Bay­reuth und aus der thü­rin­gi­schen Wal­ters­häu­ser Pup­pen­ma­nu­fak­tur Pup­pen ver­kauft, die von Pup­pen­künst­le­rin­nen designt wer­den. Die Blü­te die­ser Bran­che ist aller­dings all­mäh­lich vor­bei, man­che Her­stel­ler bie­ten bereits gar kei­ne Pup­pen die­ser Art mehr an.

Die Son­der­aus­stel­lung „Lie­be Kin­der – Pup­pen­de­sign“ im Spiel­zeug­mu­se­um in Neu­stadt bei Coburg zeigt eine Rei­he an Desi­gner­pup­pen die­ser Fir­men und prä­sen­tiert digi­tal im Son­der­aus­stel­lungs­raum im Kon­trast hier­zu eine brei­te Aus­wahl an Künstlerpuppen.

Pup­pen im Fokus

Oben­drein hat sich auch Muse­ums­päd­ago­gin Alex­an­dra Tasch­ner wie­der Gedan­ken gemacht, wie die Son­der­aus­stel­lung „Lie­be Kin­der – Pup­pen­de­sign“ den klei­nen und gro­ßen Besu­chern inter­es­sant und abwechs­lungs­reich ver­mit­telt wer­den kann. Ver­schie­de­ne Auf­ga­ben laden zum Mit­ma­chen ein, wodurch den Besu­chern ganz neue Blick­win­kel auf die ein­zel­nen Pup­pen gebo­ten wer­den und wodurch die Aus­ein­an­der­set­zung mit dem ein­zel­nen Expo­nat inten­si­viert wer­den kann.

Des Wei­te­ren war­ten zahl­rei­che Post­kar­ten mit fas­zi­nie­ren­den Bild­aus­schnitt der Pup­pen aus der Son­der­aus­stel­lung dar­auf, in die wei­te Welt ver­schickt zu wer­den. Leid­ner-Haber und Tasch­ner freu­en sich zudem dar­über, dass dank des För­der­ver­eins des Muse­ums das Por­to für die Besu­cher sogar kosten­frei ist, denn die­ses über­nimmt der Muse­ums- und Heimatverein.

Hin­weis: Im Pup­pen­mu­se­um Coburg ste­hen noch bis zum 29.05.022 eben­falls Desi­gner­pup­pen im Mit­tel­punkt. Die Aus­stel­lung „Kin­der aus aller Welt – Pup­pen von Carin Loss­nit­zer“ zeigt Pup­pen der Künst­le­rin Carin Loss­nit­zer, die 1987 zusam­men mit ihrem Mann das Cobur­ger Pup­pen­mu­se­um gegrün­det hat.

Solan­ge sich bei­de Aus­stel­lun­gen über­schnei­den – im Mai 2022 – erhal­ten Besu­cher mit einem Ticket aus Coburg ermä­ßig­ten Ein­tritt ins Spiel­zeug­mu­se­um Neu­stadt bei Coburg (3 statt 4 Euro) und natür­lich auch umgekehrt.