Baye­ri­sche Thea­ter­ta­ge in Bam­berg: Dani­el Kehl­manns „Die Rei­se der Ver­lo­re­nen“ am 14. Mai 2022

Bayerische Theatertage Bamberg 2022
Über Daniel Kehlmanns Stück „Die Reise der Verlorenen“ sagt Christoph Leibold, Mitglied des Auswahlgremiums der 38. Bayerischen Theatertage: „Die Geschichte eines Schiffes mit jüdischen Emigranten, die vor den Nazis fliehen. Und zugleich eine Gegenwartsparabel auf heutiges Flüchtlingselend, mit einfachen Mitteln zwingend in Szene gesetzt.“ Foto: Hermann Posch

Thea­ter­lust aus Haag in Ober­bay­ern zeigt Dani­el Kehl­manns „Die Rei­se der Ver­lo­re­nen“ am Sams­tag, 14. Mai, um 19.30 Uhr, bei den Baye­ri­schen Thea­ter­ta­gen am ETA Hoff­mann Thea­ter Bamberg

Im Jahr 1939 gehen 937 Juden in Ham­burg an Bord der St. Lou­is. Sie wol­len nach Kuba und von dort wei­ter in die USA oder ande­re Län­der. Doch der kuba­ni­sche Prä­si­dent ver­bie­tet die Ein­rei­se. Die Men­schen dür­fen das Schiff nicht ver­las­sen. Die HAPAG in Ham­burg pro­te­stiert. Immer­hin wur­den hor­ren­de Sum­men für Lan­de­ge­neh­mi­gun­gen gezahlt, die sich nun als ille­gal und wert­los erwei­sen. Die St. Lou­is muss den Hafen ver­las­sen. Kapi­tän Gustav Schrö­der kämpft um sei­ne Pas­sa­gie­re. Doch auch Ame­ri­ka und Kana­da ver­weh­ren die Ein­rei­se. Nie­mand auf der Welt will die jüdi­schen Flücht­lin­ge haben und die St. Lou­is wird nach Ham­burg zurückbeordert.

Bayerische Theatertage Bamberg 2022

Die Irr­fahrt der St. Lou­is ist histo­risch ver­bürgt. Dani­el Kehl­mann bringt die Hand­lung in zeit­über­grei­fen­der Fik­ti­on auf die Büh­ne. Foto: Her­mann Posch

Erst als Schrö­der gegen sei­ne Kapi­tän­seh­re erwägt, das Schiff vor Sus­sex auf Grund lau­fen zu las­sen, kommt Hil­fe: Eini­ge euro­päi­sche Län­der bie­ten jeweils einer bestimm­ten Quo­te von Juden Zuflucht. Aber Nazi-Deutsch­land über­zieht den Kon­ti­nent mit Ter­ror und Krieg. Die Irr­fahrt der St. Lou­is ist histo­risch ver­bürgt. Dani­el Kehl­mann bringt die Hand­lung in zeit­über­grei­fen­der Fik­ti­on auf die Büh­ne, erwähnt die aktu­el­len Flucht­dra­men mit kei­ner Sil­be. Und den­noch hat man als Zuschau­er auch die­se Bil­der per­ma­nent vor Augen.

Im Bewusst­sein des Aus­gangs wird die gan­ze Geschich­te erzählt. Die Figu­ren tre­ten aus dem Dia­log, reflek­tie­ren ihren Cha­rak­ter und ver­ra­ten ihre Gedan­ken. Sie spie­len mit dem Wis­sen um ihr Ende. Für die mei­sten ist es ein schreck­li­ches. Im Novem­ber 2018 traf sich der kana­di­sche Pre­mier Justin Tru­deau mit einer der Über­le­ben­den der St. Lou­is. „Die Zeit hat Kana­da nicht von sei­ner Schuld frei­ge­spro­chen oder das Gewicht der Schan­de gemin­dert“, sag­te er im Anschluss. Die Ent­schul­di­gung sei­nes Lan­des sei „lan­ge überfällig“.

Kar­ten gibt es an der Thea­ter­kas­se und auf www​.baye​ri​sche​-thea​ter​ta​ge​.de.