Kam­mer­or­che­ster WiBra­Phon erfüll­te Kir­che St. Josef in Buckenhofen

Kammerorchester WiBraPhon mit Glanzleistung / Foto: Heinrich Kredel
Kammerorchester WiBraPhon mit Glanzleistung / Foto: Heinrich Kredel

Noch bevor der erste Ehren­gast begrüßt und der erste Ton der „Soli­sti­schen Klang­va­ria­tio­nen“ erklun­gen war, wand­te sich Pro­fes­sor Johann Mösen­bich­ler, Diri­gent des Kam­mer­or­che­sters WiBra­Phon, mit ein­dring­li­chen Wor­ten über das unfass­ba­re, ent­setz­li­che Schau­spiel, wel­ches dem ukrai­ni­schen Volk Mit­ten in Euro­pa seit mehr als einem Monat zuge­mu­tet wird, an die zahl­rei­chen Zuhö­rer in der Pfarr­kir­che St. Josef in Bucken­ho­fen. Die ukrai­ni­sche Hym­ne erfüll­te dar­auf­hin den Kir­chen­raum und ver­klang in atem­lo­ser Stille.

Erst­mals seit sei­ner Grün­dung vor genau zehn Jah­ren trat das eigent­lich 60 Musiker*innen umfas­sen­de sin­fo­ni­sche Blas­or­che­ster WiBra­Phon mit einer expli­zit für die­ses Kon­zert­pro­jek­te redu­zier­ten, 24-köp­fi­gen Kam­mer­mu­sik-Beset­zung auf. Im Mit­tel­punkt des Pro­gram­mes stan­den drei soli­sti­sche Mei­ster­wer­ke der Musik­ge­schich­te. Die­se wur­den ein­ge­rahmt von den zwei wohl bekann­te­sten Kom­po­si­tio­nen von Johann S. Bach.

Zum Auf­takt sei­ne Toc­ca­ta in d‑Moll, deren gewollt dra­ma­ti­sche Wir­kung das aktu­el­le Zeit­ge­sche­hen auf vor­treff­li­che Wei­se abbil­de­te. Eigent­lich ein Orgel­werk, ver­stan­den es die her­vor­ra­gen­den Blech- und Holz­blä­ser, die düste­re und glei­cher­ma­ßen Hoff­nung stif­ten­de musi­ka­li­sche Bot­schaft ein­drucks­voll zu ent­wickeln und an ihre Zuhö­rer zu transportieren.

Tan­ja Bert­hold, die Vor­sit­zen­de des Ver­eins WiBra­Phon e.V., führ­te mit ver­bin­den­den Wor­ten zum ersten Solo­vor­trag, dem ‚Con­cer­ti­no pour Flu­te, Op. 107‘ von Ceci­le Cha­mi­na­de. Soli­stin Corin­na Nol­len­ber­ger stu­dier­te Quer­flö­te und ist als Diplom­mu­sik­leh­re­rin und Diri­gen­tin an Musik­schu­len und in Orche­stern im gesam­ten nord­baye­ri­schen Raum unter­wegs. Ihr ein­tei­lig ange­leg­tes Con­cer­ti­no führ­te über eine brei­te und offe­nen Melo­die hin zum rhyth­mi­schen Mit­tel­teil und floss in vir­tuo­sen Ton­gir­lan­den hin zum Fina­le, in dem sich das Ein­gangs­the­ma wie­der­erken­nen ließ. Dies alles wun­der­bar ein­ge­bet­tet und prä­zi­se beglei­tet vom WiBraPhon-Kammerorchester.

Eric Whi­tacre, ein 1970 in Ame­ri­ka gebo­re­ner und ger­ne gespiel­ter Kom­po­nist zeit­ge­nös­si­scher sin­fo­ni­scher Blas­or­che­ster­wer­ke, wur­de schon 2009 für sei­ne Idee bekannt, vir­tu­el­le Chö­re zu begrün­den. Mit Beginn der Pan­de­mie im Früh­jahr 2020 gelang es ihm, die unglaub­li­che Anzahl von 17.572 Men­schen aus 129 Län­dern vir­tu­ell zu ver­ei­nen, um sei­ne Bal­la­de „Sing Gent­ly“ vor­tra­gen zu las­sen. Ein­drucks­voll die Inter­pe­ta­ti­on des Kam­mer­or­che­sters, vie­le Kon­zert­be­su­cher wer­den wohl noch am Abend am hei­mi­schen Com­pu­ter das Ori­gi­nal­werk gestreamt haben.

Einen bemer­kens­wer­ten Bei­trag zu den ‚Soli­sti­sche Klang­va­ri­an­tio­nen‘ steu­er­te der aus Salz­burg stam­men­de Wald­hor­nist Andre­as Bern­ög­ger mit sei­nem Horn-Con­cer­to Op . 8 von Franz Joseph Strauss bei. Nein, nicht der legen­dä­re baye­ri­sche Poli­ti­ker, son­dern ein im Jahr 1822 in der Nähe von Weiden/​Opf. gebo­re­ner, aner­kann­ter Wald­horn­vir­tuo­se und Vater des spä­ter viel berühm­te­ren Richard Strauss. Dem Wald­horn-Soli­sten in der St. Josefs­kir­che gelang es auf mei­ster­haf­te Art, mit sei­nem Instru­ment alle Facet­ten her­aus­zu­ar­bei­ten, die sich der Kom­po­nist im Jahr 1865 erdacht hatte.

Die zwei­te welt­be­kann­te Kom­po­si­ti­on von Johann S. Bach war ‚Air‘ aus der Orche­ster­suite Nr. 3 in einem Arran­ge­ment von Lars J. Lan­ge. Das WiBra­Phon-Kam­mer­or­che­ster läu­te­te damit das Fina­le des 70-minü­ti­gen Kon­zer­tes ein und die­ses hielt noch­mal einen außer­ge­wöhn­li­chen soli­sti­schen Vor­trag bereit:

Joseph Haydn schuf das ‚Kon­zert für Trom­pe­te und Orche­ster in Es-Dur‘ und den Solo­part über­nahm die stu­dier­te Trom­pe­te­rin Ron­ja Ditt­mar, die sonst an der Berufs­fach­schu­le für Musik in Kro­nach und an der Musik­schu­le in Schwein­furt tätig ist. Das beson­de­re an die­sem Werk, wel­ches der Wie­ner Hof­trom­pe­ter Anton Wei­din­ger bei Haydn im Jahr 1796 in Auf­trag gab, war die Ver­wen­dung der ersten Klap­pen­trom­pe­te. Eine Erfin­dung Wei­din­gers, die fort­an die Trom­pe­ten­kunst revo­lu­tio­nie­ren soll­te. Denn nach den bis dahin ver­wen­de­ten Natur­ton-Trom­pe­ten war nun das Spie­len chro­ma­ti­scher Ton­gir­lan­den mög­lich! Gott sei Dank, denn sonst wäre dem WiBra­Phon-Publi­kum in Bucken­ho­fen das vir­tuo­se Spiel von Ron­ja Ditt­mar vor­ent­hal­ten geblieben.

Ins­ge­samt ein wun­der­vol­ler Kon­zert­abend, über den sich nicht nur die Musi­ke­rin­nen und Musi­ker, son­dern auch Haus­herr Pfar­rer Maria­das Kal­lu­ri, Land­rat Dr. Her­mann Ulm sowie die Pro­mi­nenz aus dem Nord­baye­ri­schen Musik­bund inmit­ten der etwa 150 Zuhö­rern von Her­zen freuten.