Kammerorchester WiBraPhon erfüllte Kirche St. Josef in Buckenhofen
Noch bevor der erste Ehrengast begrüßt und der erste Ton der „Solistischen Klangvariationen“ erklungen war, wandte sich Professor Johann Mösenbichler, Dirigent des Kammerorchesters WiBraPhon, mit eindringlichen Worten über das unfassbare, entsetzliche Schauspiel, welches dem ukrainischen Volk Mitten in Europa seit mehr als einem Monat zugemutet wird, an die zahlreichen Zuhörer in der Pfarrkirche St. Josef in Buckenhofen. Die ukrainische Hymne erfüllte daraufhin den Kirchenraum und verklang in atemloser Stille.
Erstmals seit seiner Gründung vor genau zehn Jahren trat das eigentlich 60 Musiker*innen umfassende sinfonische Blasorchester WiBraPhon mit einer explizit für dieses Konzertprojekte reduzierten, 24-köpfigen Kammermusik-Besetzung auf. Im Mittelpunkt des Programmes standen drei solistische Meisterwerke der Musikgeschichte. Diese wurden eingerahmt von den zwei wohl bekanntesten Kompositionen von Johann S. Bach.
Zum Auftakt seine Toccata in d-Moll, deren gewollt dramatische Wirkung das aktuelle Zeitgeschehen auf vortreffliche Weise abbildete. Eigentlich ein Orgelwerk, verstanden es die hervorragenden Blech- und Holzbläser, die düstere und gleichermaßen Hoffnung stiftende musikalische Botschaft eindrucksvoll zu entwickeln und an ihre Zuhörer zu transportieren.
Tanja Berthold, die Vorsitzende des Vereins WiBraPhon e.V., führte mit verbindenden Worten zum ersten Solovortrag, dem ‚Concertino pour Flute, Op. 107‘ von Cecile Chaminade. Solistin Corinna Nollenberger studierte Querflöte und ist als Diplommusiklehrerin und Dirigentin an Musikschulen und in Orchestern im gesamten nordbayerischen Raum unterwegs. Ihr einteilig angelegtes Concertino führte über eine breite und offenen Melodie hin zum rhythmischen Mittelteil und floss in virtuosen Tongirlanden hin zum Finale, in dem sich das Eingangsthema wiedererkennen ließ. Dies alles wunderbar eingebettet und präzise begleitet vom WiBraPhon-Kammerorchester.
Eric Whitacre, ein 1970 in Amerika geborener und gerne gespielter Komponist zeitgenössischer sinfonischer Blasorchesterwerke, wurde schon 2009 für seine Idee bekannt, virtuelle Chöre zu begründen. Mit Beginn der Pandemie im Frühjahr 2020 gelang es ihm, die unglaubliche Anzahl von 17.572 Menschen aus 129 Ländern virtuell zu vereinen, um seine Ballade „Sing Gently“ vortragen zu lassen. Eindrucksvoll die Interpetation des Kammerorchesters, viele Konzertbesucher werden wohl noch am Abend am heimischen Computer das Originalwerk gestreamt haben.
Einen bemerkenswerten Beitrag zu den ‚Solistische Klangvariantionen‘ steuerte der aus Salzburg stammende Waldhornist Andreas Bernögger mit seinem Horn-Concerto Op . 8 von Franz Joseph Strauss bei. Nein, nicht der legendäre bayerische Politiker, sondern ein im Jahr 1822 in der Nähe von Weiden/Opf. geborener, anerkannter Waldhornvirtuose und Vater des später viel berühmteren Richard Strauss. Dem Waldhorn-Solisten in der St. Josefskirche gelang es auf meisterhafte Art, mit seinem Instrument alle Facetten herauszuarbeiten, die sich der Komponist im Jahr 1865 erdacht hatte.
Die zweite weltbekannte Komposition von Johann S. Bach war ‚Air‘ aus der Orchestersuite Nr. 3 in einem Arrangement von Lars J. Lange. Das WiBraPhon-Kammerorchester läutete damit das Finale des 70-minütigen Konzertes ein und dieses hielt nochmal einen außergewöhnlichen solistischen Vortrag bereit:
Joseph Haydn schuf das ‚Konzert für Trompete und Orchester in Es-Dur‘ und den Solopart übernahm die studierte Trompeterin Ronja Dittmar, die sonst an der Berufsfachschule für Musik in Kronach und an der Musikschule in Schweinfurt tätig ist. Das besondere an diesem Werk, welches der Wiener Hoftrompeter Anton Weidinger bei Haydn im Jahr 1796 in Auftrag gab, war die Verwendung der ersten Klappentrompete. Eine Erfindung Weidingers, die fortan die Trompetenkunst revolutionieren sollte. Denn nach den bis dahin verwendeten Naturton-Trompeten war nun das Spielen chromatischer Tongirlanden möglich! Gott sei Dank, denn sonst wäre dem WiBraPhon-Publikum in Buckenhofen das virtuose Spiel von Ronja Dittmar vorenthalten geblieben.
Insgesamt ein wundervoller Konzertabend, über den sich nicht nur die Musikerinnen und Musiker, sondern auch Hausherr Pfarrer Mariadas Kalluri, Landrat Dr. Hermann Ulm sowie die Prominenz aus dem Nordbayerischen Musikbund inmitten der etwa 150 Zuhörern von Herzen freuten.
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