Chor-Ereig­nis in Eber­mann­stadt: W. A. Mozarts „REQUI­EM“ in d‑Moll in der Kir­che St. Nikolaus

Liederverein Forchheim: Probe der Bassstimmen
Liederverein Forchheim: Probe der Bassstimmen

Nur noch weni­ge Tage sind es, bis der alt­ehr­wür­di­ge Lie­der­ver­ein Forch­heim 1845 wie­der von sich hören lässt. In Zusam­men­ar­beit mit dem Kura­to­ri­um zur För­de­rung von Kunst und Kul­tur im Forch­hei­mer Land und Kul­tur­kreis Eber­mann­stadt erklingt dann Mozarts legen­dä­res „Requi­em“. Erst­mals wird der ver­jüng­te und neu for­mier­te Klang­kör­per in der Niko­laus­kir­che in Eber­mann­stadt auf­tre­ten. Es wird ein ganz beson­de­res Ereig­nis wer­den, wie ein Besuch bei den Pro­ben zeigt.

Zwei Jah­re lang hat der Lie­der­ver­ein kein Kon­zert gesun­gen. Haydns Ora­to­ri­um „Die Schöp­fung“ hat­te man müh­sam ein­stu­diert. Nur gehört hat es außer­halb der Pro­ben nie­mand. Dabei hät­te es der Höhe­punkt zum 175-jäh­ri­gen Bestehen wer­den sol­len. Coro­na hat den Gesang erst ein­mal ver­stum­men las­sen. Nun ist der Chor wie­der da. Wie aus dem Nichts setzt er zu einer Wie­der­auf­nah­me von Mozarts „Requi­em“ an. Aus­ge­rech­net eine Toten­mes­se, noch dazu eine von Mythen umrank­te. Es soll das letz­te Werk Mozarts gewe­sen sein, als ihn selbst das Ende ereil­te. Mit­ten im Takt bricht die Par­ti­tur ab. Als ob der Tod dem Kom­po­ni­sten die Feder aus der Hand genom­men hät­te. Die von sei­nem Schü­ler Süß­mayr kon­ge­ni­al voll­ende­te Fas­sung hat vor drei Jah­ren das Publi­kum in Forch­heim erschüt­tert. In Eber­mann­stadt ist ähn­li­ches zu erwarten.

Das gehei­me Erfolgs­re­zept des Lie­der­ver­eins: Die Ver­bin­dung der Sän­ge­rin­nen und Sän­ger unter­ein­an­der ist nie­mals abge­ris­sen. Auch wenn man sich nicht als Chor tref­fen durf­te, als Freun­des­kreis hat man ein­an­der im Auge behal­ten. Zwi­schen­durch war beim Kul­tur­som­mer im Königs­bad Forch­heim auch ein­mal ein klei­ner Auf­tritt mög­lich. Mit den einst glanz­vol­len Kon­zer­ten hat­te das aber nicht viel zu tun. Durch den Zusam­men­halt aller ist es dem Klang­kör­per gelun­gen, nicht nur am Leben zu blei­ben, son­dern sich sogar noch zu ver­grö­ßern und zu ver­jün­gen. „Wir haben jetzt sogar mehr Stim­men und vor allem vie­le neue Tenö­re“, erklärt die Vor­sit­zen­de Gise­la Stein­lein. Sie wer­den gebraucht, um die Schrecken des Jüng­sten Gerichts laut­stark auszumalen.

„Ich füh­le mich sehr wohl. Nur das Requi­em ist schwer“. Mit­ten unter den genann­ten Tenö­ren sitzt András Lit­auszki (66) aus Forch­heim. Der ehe­ma­li­ge Sport­leh­rer ist einer von vie­len „Spät­be­ru­fe­nen“. Das letz­te Mal, dass er in einem Chor gesun­gen hat, ist schon 42 Jah­re her. Damals muss­te er in sei­ner unga­ri­schen Hei­mat den Wehr­dienst ablei­sten. In der Klein­stadt Jáno­s­hal­ma sang er wäh­rend­des­sen im Sol­da­ten­chor. „Aber klas­si­sches Reper­toire war da kei­nes dabei“. Das merkt man Lit­auszki aber nicht an. Er reagiert auf jeden Wink Alex­an­der Ezhe­levs. Der Diri­gent aus Pinz­berg wird am Kon­zert­abend nicht nur den Chor des Lie­der­ver­eins, son­dern auch ein eigens gebil­de­tes Kam­mero­che­ster und vier erfah­re­ne Soli­sten hin zum Jüng­sten Gericht lei­ten. Neben sei­ner rus­si­schen Ehe­frau Ele­na Bela­ko­va (Sopran) und der Öster­rei­che­rin Ste­fa­nie Weid­mann (Mez­zo­so­pran), sowie dem Süd­ko­rea­ner Hyun­ho Yoo (Bass), die vor drei Jah­ren bereits in der Johan­nis­kir­che Forch­heim dabei waren, wird auch noch der US-Ame­ri­ka­ner David Seay (Tenor) zu hören sein. Ohne solch erfah­re­ne Pro­fis geht es nicht.

„Ich genie­ße es sehr, wöchent­lich zu sin­gen. Es ist doch span­nend, mit ver­schie­de­nen Gene­ra­tio­nen zusam­men zu sein.“ Die mit Abstand jüng­ste Sän­ge­rin im Saal ist zwei­fels­oh­ne Ele­na Wop­kes (17) aus Forch­heim. Eine gewis­se Bekannt­heit hat die Teen­age­rin durch ihre zahl­rei­chen Auf­trit­te bei Kon­zer­ten des Her­der-Gym­na­si­ums erreicht. Dort erhielt die Sopra­ni­stin ihre Aus­bil­dung in der Gesangs­klas­se von Gud­run Dör­p­holz-Fried­rich. „Eine Zeit­lang habe ich sogar mit dem Gedan­ken gespielt, Musik zu stu­die­ren“. Nun aber hat sie sich für das Fach Sozi­al­we­sen ent­schie­den, dem sie an der Fach­ober­schu­le in Erlan­gen nach­geht. Dass der Lie­der­ver­ein sich auch ansprungs­vol­len Wer­ken zuwen­det, das begei­stert Wop­kes. „Das ist eine schö­ne Her­aus­for­de­rung“. Der stel­len sich mehr als 50 Män­ner und Frau­en in wöchent­li­chen Pro­ben in der Aula der Trait­teur-Schu­le. Immer­hin gilt es, unge­mein prä­zi­se, aus­drucks­stark und den­noch klang­schön zu sin­gen. Übri­gens alles in latei­ni­scher Spra­che, wie es sich für einen Klas­si­ker der Kir­chen­mu­sik gehört,

„Als Logo­pä­din ken­ne ich mich mit der Stim­me aus“. Ricar­da Wim­mer (35) aus Forch­heim gehört zu jener sel­te­nen Spe­zi­es der Alt-Stim­men, die in jedem gemisch­ten Chor heiß umwor­ben wer­den. Dabei spielt die Lie­der­ver­eins-Che­fin Gise­la Stein­lein die Haupt­rol­le. Sie ist es, die mit gro­ßer Lei­den­schaft für „ihren“ Chor wirbt. Auch Wim­mer konn­te so nach vie­len Jah­ren zurück zum Gesang gebracht wer­den. Erste und bis­lang ein­zi­ge Schrit­te hat­te sie als Kind in Hes­sen in einem Schul­chor gemacht. Spä­ter spiel­te sie mit ihrem Akkor­de­on fran­zö­si­sche Chan­sons. „Ich bin im Lie­der­ver­ein sehr herz­lich auf­ge­nom­men wor­den und kann mir durch­aus vor­stel­len, län­ger im Chor zu sin­gen“. Die wei­te­ste Anrei­se haben indes der Bass Micha­el Groll (50) und sei­ne Ehe­frau Anni­ka Bau­er (43) aus der Alt-Frak­ti­on. Seit fünf Jah­ren neh­men sie die Strecke aus Haß­furt auf sich, um im Lie­der­ver­ein eine ganz beson­de­re Gemein­schaft zu erle­ben. „Wir mögen die Atmo­sphä­re und das hohe Niveau“. Kein Wun­der, ist Groll doch auch noch Teil eines acht­köp­fi­gen a capel­la-Ensem­bles aus Män­nern, das sich „Okto­pus“ nennt.

„REQUI­EM“ in d‑Moll (KV626) für Soli, Chor und Orche­ster – Sonn­tag, den 03. April 2022, 17.00 Uhr (Ein­lass 16.00 Uhr), Kir­che St. Niko­laus Ebermannstadt

Kar­ten (22,-/20,- Euro) sind im Vorverkauf

  • beim Kul­tur­amt des Land­krei­ses Forch­heim Tel. 09191–861045,
  • bei der Bücher­stu­be an der Mar­tins­kir­che (Tel. 09191–14500),
  • beim Ticket- und Lot­to­shop Kef­fer­stein (Tel. 09191–3515930),
  • in der Tou­rist-Infor­ma­ti­on Eber­mann­stadt (Tel. 09194–50640)
  • sowie an der Tages­kas­se (ab 16.00 Uhr)

erhält­lich.

Wei­te­re Infor­ma­tio­nen zur Kon­zert­ver­an­stal­tung erhal­ten sie durch das Kul­tur­amt des Land­krei­ses Forch­heim, Tel. 09191 – 861045 sowie im Inter­net unter www​.forch​hei​mer​-kul​tur​ser​vice​.de