Bay­reu­ther MdB Dr. Sil­ke Lau­nert zum Arbeits­markt Ost­ober­fran­ken: „So vie­le offe­ne Stel­len wie nie“

MdB Dr. Silke Launert und Sebastian Peine
MdB Dr. Silke Launert und Sebastian Peine

Hel­fer zu Fach­kräf­ten qualifizieren

So vie­le offe­ne Stel­len wie noch nie, unbe­setz­te Lehr­stel­len, feh­len­de Fach­kräf­te: Zur Situa­ti­on des Arbeits­mark­tes tausch­ten sich Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­te Dr. Sil­ke Lau­nert, als Haus­häl­te­rin für Arbeit und Sozia­les zustän­dig, und der Vor­sit­zen­de der Geschäfts­füh­rung der Bun­des­agen­tur für Arbeit Bay­reuth-Hof, Seba­sti­an Pei­ne, aus. Pei­ne gab einen span­nen­den Ein­blick in Arbeits­lo­sen­zah­len, die Ent­wick­lung der Nach­fra­ge nach Arbeits­kräf­ten sowie Kurz­ar­beit in Ostoberfranken.

Die Zahl der Arbeits­lo­sen im Bereich der Agen­tur für Arbeit Bay­reuth-Hof sinkt ste­tig. Im Febru­ar 2022 waren knapp 10.000 gemel­det. Gleich­zei­tig sei­en rund 8.400 Stel­len (Stand Febru­ar 2022) unbe­setzt. „Die Nach­fra­ge nach Arbeits­kräf­ten ist so hoch wie nie“, sagt Pei­ne. Vor allem Fach­kräf­te feh­len, aber auch etli­che Hel­fer­jobs blei­ben unbe­setzt – in allen Bran­chen und Bereichen.

Glei­ches gel­te für Lehr­stel­len. Etwa 500 von rund 4000 gemel­de­ten Aus­bil­dungs­plät­zen blie­ben im ver­gan­ge­nen Jahr unbesetzt.

Pei­ne und Lau­nert spra­chen in die­sem Zusam­men­hang auch über die Mög­lich­kei­ten, dem Fach­kräf­te­man­gel ent­ge­gen­zu­wir­ken. So sag­te der Chef der Agen­tur: „Kein Jugend­li­cher darf ver­lo­ren gehen.“ Dafür sei die Bera­tung und Berufs­ori­en­tie­rung essentiell.

Zwar konn­ten auf­grund der Coro­na-Kri­se Aus­bil­dungs­mes­sen nicht statt­fin­den und auch per­sön­li­che Bera­tungs­ge­sprä­che in der Agen­tur und in den Job­cen­tern waren nicht oder nur ein­ge­schränkt mög­lich. Die Kom­mu­ni­ka­ti­on habe den­noch gut funk­tio­niert. Ob Online-Ange­bo­te, Tele­fon­be­ra­tun­gen oder per Video­kon­fe­renz. Die Agen­tur und alle Mit­ar­bei­ter haben sich schnell auf die neue unge­wohn­te Situa­ti­on eingestellt.

Für die Qua­li­fi­zie­rung von Beschäf­tig­ten und Arbeits­lo­sen wün­sche sich Pei­ne von der Poli­tik Aus­nah­me­re­ge­lun­gen für Flücht­lin­ge bei der Finan­zie­rung von Umschu­lun­gen und Maß­nah­men. Der­zeit wer­den ledig­lich erwach­se­nen­ge­recht ver­kürz­te Umschu­lun­gen von der Agen­tur geför­dert. Wegen Sprach­hür­den bräuch­ten vie­le erwach­se­ne Flücht­lin­ge jedoch län­ger, um die Umschu­lung zu schaf­fen. Die Ver­kür­zung sei in die­sem Fall ein Pro­blem. Um mehr Arbeits­lo­se und Hel­fer für abschluss­ori­en­tier­ten Maß­nah­men zu moti­vie­ren, fehl­ten zudem die Anrei­ze. Ein Hel­fer-Job sei finan­zi­ell lukra­ti­ver als eine Umschu­lung. Den­noch brau­che der Arbeits­markt drin­gend mehr Fach­kräf­te. Als Lösung kön­ne sich Pei­ne einen Auf­schlag von rund 400 Euro für das Absol­vie­ren einer Wei­ter­qua­li­fi­ka­ti­on vor­stel­len. „Um zu hono­rie­ren, wenn jemand in sei­ne Zukunft inve­stiert“, so der Agentur-Chef.

Eine wei­te­re Mög­lich­keit, die Fach­kräf­te­po­ten­tia­le mehr aus­zu­schöp­fen: Die Erwerbs­quo­te der Frau­en erhö­hen. Das sei schon gut gelun­gen, aber wie Lau­nert sag­te: „Vie­le Frau­en arbei­ten in Teil­zeit, der Umfang der Teil­zeit­ar­beit soll­te auf min­de­stens 30 Pro­zent erhöht wer­den.“ Zudem müs­se die Erwerbs­tä­tig­keit aus­län­di­scher Frau­en erhöht wer­den. Meist sind es die Män­ner, die arbei­ten, wäh­rend die Frau­en zu Hau­se blei­ben bei den Kin­dern. Hier wol­le die Agen­tur schon früh auf die Frau­en zu gehen und sie moti­vie­ren, so Pei­ne. Rege genutzt wer­de das „Wel­co­me-Cen­ter“ der Bun­des­agen­tur für Arbeit zur Unter­stüt­zung ein­ge­wan­der­ter Fachkräfte.

Wich­tig sei, dass die Agen­tur in Zukunft auch mehr Mög­lich­kei­ten hat, posi­ti­ve Anrei­ze zu schaf­fen statt nur Sank­tio­nen zu erteilen.