Sonn­tags­ge­dan­ken: Am Ascher­mitt­woch fängt alles (neu) an

Symbolbild Religion

Lie­be Freun­de, wer kennt ihn nicht, den Faschings­schla­ger: „Ascher­mitt­woch, ist alles vorbei?“

Ja, es ist vor­bei, aber es beginnt auch wie­der etwas ganz Neu­es. Die Fasten­zeit, die mit dem Ascher­mitt­woch beginnt, möch­te für jeden ein­zel­nen zu einer Zeit eines Neu­an­fangs werden.

Sie kann und möch­te mir die Mög­lich­keit geben, mich sel­ber und mein Leben anzu­se­hen und das abzu­le­gen, was mich immer und immer wie­der bela­stet, das, was mir sel­ber immer wie­der weh tut. Der Stein, der mich so nie­der­drückt, der mir zu Last wird, der Stein, an dem ich mich und ande­re oft sto­ße, darf ich ler­nen anzu­neh­men und sogar zu liebe.

Denn genau das, was mir weh tut, mei­ne Feh­ler und Schwä­chen, darf ich, ohne Angst haben zu müs­sen, anschau­en, weil es zu mir gehört und weil des­we­gen Gott genau auch das an mir liebt. Und er will mich nicht ver­ur­tei­len, son­dern mir Leben in Fül­le schenken.

Pfarrer Klaus Weigand (rechts) mit Urmel ...

Pfar­rer Klaus Weig­and (rechts) mit Urmel …

Für mich ist das ein wun­der­ba­rer Gedan­ke! Ich muss kein ande­rer wer­den, denn so wie ich bin, bin ich geliebt. Es gibt kei­nen stra­fen­den, kei­nen rächen­den Gott, son­dern einen Gott, der genau auch das an mir liebt, was mir sel­ber so weh tut.

Aber halt: Das hat auch Kon­se­quen­zen! Denn genau das, liebt er auch am ande­ren, des­sen Feh­ler, sei­ne Ecken und Kan­ten, das, was dem ande­ren sel­ber auch weh tut. Das dür­fen wir nie ver­ges­sen. Denn wie oft zie­hen wir, oft mit einer gewis­sen Scha­den­freu­de, dem ande­ren den Schutz von sei­nen wun­den Stel­len ab und brand­mar­ken ihn, auch in der Kirche!

Doch, wenn ich um mei­ne Feh­ler weiß und ler­ne, sie zu lie­ben, weil Gott sie liebt, kann und muss ich auch den ande­ren und sei­ne wun­den Stel­len lieben.

Wäre das nicht eine wun­der­ba­re Gemein­schaft, wo das geschieht, wo Feh­ler nicht gebrand­markt wer­den, son­dern behut­sam damit umge­gan­gen wird, weil kei­ner per­fekt ist und kei­ner per­fekt sein muss?

In unse­ren Pfar­rei­en wol­len wir uns das für die Fasten­zeit vor­neh­men. Wir wol­len des­we­gen am Ascher­mitt­woch ein­an­der einen Stein schen­ken. Die­ser Stein soll für mein Leben ste­hen, für das, was mir an mir sel­ber weh tut und was mich bela­stet. Wir wol­len ler­nen, all das zu lie­ben und nicht zu ver­tu­schen, denn es gehört zu jedem von uns. Wir wol­len auch ler­nen, den ande­ren und das was ihn bela­stet und ihm weh tut, zu lieben.

So wol­len wir zei­gen, dass mein Stein des Ansto­ßes auch zu einem Stein des Ansto­ßes für einen Neu­be­ginn wer­den kann. Und wir möch­ten dem Stein dann Far­be geben und ihn an die Oster­ker­ze legen – Ostern das Fest der Auf­er­ste­hung und des Lebens. -

Ich wün­sche ihnen eine geseg­ne­te Fasten­zeit und den Mut, sich und das was Ihnen an Ihnen sel­ber weh tut, zu lie­ben, denn Sie sind geliebt – ein wun­der­ba­rer Mensch.

Klaus Weig­and


Wei­te­re Sonn­tags­ge­dan­ken

Infos zu Pfar­rer Klaus Weigand

  • Gebo­ren 1966 in Erlen­bach am Main (Unter­fran­ken)
  • Abitur am The­re­sia­num in Bam­berg 1989
  • Stu­di­um der Kath. Theo­lo­gie in Bam­berg und Wien
  • Prie­ster­wei­he 1998
  • Tätig­kei­ten:
  • Fürth, Christ­kö­nig von 1997 – 2010
  • Bucken­ho­fen als Pfarr­ad­mi­ni­stra­tor 2010 – 2015
  • seit 2015 in Herolds­bach und Hausen