Land­ge­richt Bay­reuth: Urteils­ver­kün­dung im sog. Straf­ver­fah­ren „Brand­stif­tung Lebenswerk“

Symbolbild Justiz

Die 1. Straf­kam­mer des Land­ge­richts Bay­reuth hat den Ange­klag­ten am 24. Febru­ar 2022 wegen Brand­stif­tung in drei Fäl­len, davon in einem Fall in Tat­ein­heit mit Dieb­stahl und in zwei Fäl­len jeweils in Tat­ein­heit mit ver­such­tem Dieb­stahl, in Tat­mehr­heit mit Dieb­stahl in neun Fäl­len, jeweils in Tat­ein­heit mit Sach­be­schä­di­gung, und in Tat­mehr­heit mit ver­such­tem Dieb­stahl in vier Fäl­len, jeweils in Tat­ein­heit mit Sach­be­schä­di­gung, zu einer Gesamt­frei­heits­stra­fe von 6 Jah­ren 6 Mona­ten ver­ur­teilt. Dane­ben wur­de wegen einer bestehen­den Betäu­bungs­mit­tel­pro­ble­ma­tik die Unter­brin­gung des Ange­klag­ten in einer Ent­zie­hungs­an­stalt ange­ord­net, die einen Zeit­raum von 2 Jah­ren umfas­sen und nach einem Vor­weg­voll­zug von 1 Jahr 3 Mona­ten der Gesamt­frei­heits­stra­fe in einer Justiz­voll­zugs­an­stalt sodann in einem Bezirks­kran­ken­haus voll­zo­gen wer­den soll.

Zur Über­zeu­gung der Kam­mer steht fest, dass der betäu­bungs­mit­tel­ab­hän­gi­ge Ange­klag­te im Zeit­raum von Ende Febru­ar 2020 bis 3. Sep­tem­ber 2020 in meh­re­ren Fäl­len Ein­bruchs­dieb­stäh­le in meh­re­re Schul­ge­bäu­de, Gar­ten­häu­ser einer Klein­gar­ten­sied­lung und Gewer­be­räu­me, teil­wei­se mit Brand­le­gun­gen, zur Sicher­stel­lung sei­nes Lebens­un­ter­halts und sei­nes Betäu­bungs­mit­tel­kon­sums ver­übt hat. Hier­bei beging der in allen Fäl­len voll schuld­fä­hi­ge Ange­klag­te in der Nacht vom 26. auf den 27. August 2020 zunächst Ein­bruchs­dieb­stäh­le und ver­ur­sach­te dann einen Groß­brand in einem Gebäu­de der Lebens­werk GmbH mit einem Sach­scha­den von 7,7 Mio. Euro, wobei sich nach Auf­fas­sung des Gerichts jedoch nicht zwei­fels­frei auf­klä­ren ließ, ob der Ange­klag­te aus Ver­är­ge­rung über eine nicht gewähr­te Anstel­lung bei der Lebens­werk GmbH oder zur Spu­ren­be­sei­ti­gung gehan­delt hat.

Der mehr­fach, dar­un­ter auch ein­schlä­gig vor­be­straf­te Ange­klag­te, der von sei­nem Schwei­ge­recht Gebrauch gemacht hat, wur­de nach Ein­schät­zung der Straf­kam­mer auf­grund des Ergeb­nis­ses der Haupt­ver­hand­lung über­führt, ins­be­son­de­re der fest­ge­stell­ten Spu­ren­la­ge, der Anga­ben des Ange­klag­ten gegen­über dem foren­sisch-psych­ia­tri­schen Sach­ver­stän­di­gen und auch auf­grund von Anga­ben gegen­über Mit­ge­fan­ge­nen in der Justiz­voll­zugs­an­stalt. Der Vize­prä­si­dent des Land­ge­richts Bay­reuth Heim, der aus­drück­lich die akri­bi­sche Ermitt­lungs­ar­beit der Poli­zei lob­te, stell­te hier­bei fest, dass nach Auf­fas­sung des Gerichts der Tat­nach­weis unter ande­rem durch sicher­ge­stell­te DNA-Spu­ren, Fuß­spu­ren, durch einen räum­lich-zeit­li­chen Zusam­men­hang meh­re­rer Taten und auch durch den jewei­li­gen modus ope­ran­di bei den began­ge­nen Taten, der jeweils durch einen erheb­li­chen Sach­scha­den geprägt war, geführt wer­den konnte.

Im Rah­men des am 21. Dezem­ber 2021 begon­ne­nen auf­wän­di­gen, ins­ge­samt 10 Haupt­ver­hand­lungs­ter­mi­ne umfas­sen­den Straf­ver­fah­rens, wel­ches durch die der­zei­ti­ge Coro­na-Pan­de­mie geprägt und nur durch die pan­de­mie­be­dingt geschaf­fe­ne gesetz­ge­be­ri­sche Mög­lich­keit der Hem­mung der Frist zur Urteils­ver­kün­dung nach einer Qua­ran­tä­ne­a­n­ord­nung gegen ein Kam­mer­mit­glied nicht von Neu­em begin­nen muss­te, wur­den ins­ge­samt 30 Zeu­gen, davon 12 Poli­zi­sten, ver­nom­men, zahl­rei­che Gut­ach­ten aus­ge­wer­tet und ins­ge­samt zwei Sach­ver­stän­di­ge angehört.

Das Urteil im Ver­fah­ren mit dem Akten­zei­chen 1 KLs 257 Js 9939/20 ist noch nicht rechtskräftig.