Bam­ber­ger Grünen-Politiker:innen von Bund, Land und Kom­mu­ne besuch­ten das Ankerzentrum

Jürgen Wolf, Ursula Sowa MdL, Lisa Badum MdB, Karin Einwag, Stefan Krug
Jürgen Wolf, Ursula Sowa MdL, Lisa Badum MdB, Karin Einwag, Stefan Krug

„Schlie­ßung des Anker­zen­trums braucht Vor­lauf und Vorbereitung“

In regel­mä­ßi­gen Abstän­den stat­tet Ursu­la Sowa dem Anker­zen­trum in Bam­berg einen Besuch ab. Dies­mal wur­de sie von der Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­ten Lisa Badum und der Grü­nen-Stadt­rä­tin Karin Ein­wag beglei­tet. Als Ver­tre­ter der Regie­rung von Ober­fran­ken gaben Ste­fan Krug und Jür­gen Wolf einen Über­blick über die aktu­el­le Lage.

Rund 1200 Per­so­nen befin­den sich der­zeit im „Camp“, wie es die Geflüch­te­ten nen­nen. Die Auf­ent­halts­dau­er beträgt im Durch­schnitt 3 bis 4 Mona­te. Wobei der Durch­schnitt natür­lich immer auch Aus­rei­ßer beinhal­tet. Die Ver­tre­te­rin­nen der Grü­nen ver­wie­sen dar­auf, dass nach der momen­ta­nen (noch nicht von Grün zu ver­ant­wor­ten­de) Rechts­la­ge Men­schen, deren Asyl­ver­fah­ren nega­tiv ende­te und deren Abschie­bung aus ver­schie­den­sten Grün­den nicht umge­setzt wer­den kann, sogar unbe­fri­stet, also bis zum Sankt-Nim­mer­leins-Tag in Bay­ern in einem Anker­zen­trum ver­brin­gen müs­sen. Dass dies sich nun ändern soll, begrüßt Ursu­la Sowa: „Die neue Ampel-Koali­ti­on plant den Spur­wech­sel zu ermög­li­chen. Das bedeu­tet, wer sich ernst­haft inte­griert und erwerbs­tä­tig ist, kann sich so einen Auf­ent­halts­ti­tel erar­bei­ten.“ Die Ver­tre­ter der Regie­rung von Ober­fran­ken beto­nen, dass der Ver­bleib in der Ein­rich­tung an die ent­spre­chen­den Mit­wir­kungs­hand­lun­gen der Bewoh­ne­rin­nen und Bewoh­ner geknüpft ist und nur ein klei­ner Teil der Men­schen län­ger als sechs Mona­te in der Ein­rich­tung verbleibt.

Auch afgha­ni­sche Orts­kräf­te tref­fen nach und nach hier ein und wer­den von Bam­berg aus in ganz Bay­ern wei­ter­ver­teilt. Hier­für wird der so genann­te König­stei­ner Schlüs­sel ange­wen­det, wonach gene­rell Asyl­su­chen­de gemes­sen an der Ein­woh­nen­den­zahl auf Städ­te und Land­krei­se in ganz Deutsch­land ver­teilt wer­den. Die Regie­rung von Ober­fran­ken rech­net u.a. mit 400 afgha­ni­schen Orts­kräf­ten, die in die­sem Jahr in Ober­fran­ken auf­ge­nom­men wer­den sol­len. Ca. 40 Men­schen aus Afgha­ni­stan hat die Regie­rung von Ober­fran­ken bereits in einer Unter­kunft außer­halb der ANKER-Ein­rich­tung in Bam­berg auf­ge­nom­men. Die­se Unter­kunft wird von der Stadt Bam­berg an die Regie­rung ver­mie­tet. Das Ent­ge­gen­kom­men der Stadt Bam­berg im Rah­men des Städ­te­bünd­nis­ses „Siche­re Häfen“ der Orga­ni­sa­ti­on See­brücke wird von den Regie­rungs­ver­tre­tern aus­drück­lich begrüßt. „Bam­berg geht damit über den König­stei­ner Schlüs­sel hin­aus, von dem es auf­grund der hohen Bele­gungs­zahl im Anker­zen­trum ohne­hin aus­ge­nom­men ist. Bam­berg ist die erste ober­frän­ki­sche Stadt, die die­se Son­der-Hil­fe­lei­stung umsetzt. Damit zei­gen wir als Stadt Ver­ant­wor­tung, Offen­heit und Hilfs­be­reit­schaft, was mich sehr freut“, sagt Sowa.

Auch die Auf­lö­sung des Anker­zen­trums als sol­ches brach­ten Sowa, Badum und Ein­wag zur Spra­che. Der Nut­zungs­ver­trag zwi­schen Frei­staat Bay­ern und Bund als Eigen­tü­mer des Gelän­des endet im August 2025. Bei die­sem The­ma wie­sen die bei­den Regie­rungs­ver­tre­ter auf die grund­sätz­li­che Bedeu­tung der ANKER-Ein­rich­tun­gen in Bay­ern hin und stell­ten klar, dass eine end­gül­ti­ge Ent­schei­dung laut Baye­ri­schem Staats­mi­ni­ste­ri­um des Innern, für Sport und Inte­gra­ti­on erst im Jahr 2024 getrof­fen wer­den soll. Die Bam­ber­ger Grü­nen hal­ten das für zu spät. Ursu­la Sowa: „Eine so gro­ße Ein­rich­tung auf­zu­lö­sen, braucht einen län­ge­ren Atem, als ein paar Mona­te. Man muss Struk­tu­ren abbau­en und ver­la­gern. Ins­be­son­de­re braucht es Unter­künf­te anders­wo in Ober­fran­ken, denn die mehr als 1000 hier unter­ge­brach­ten Geflüch­te­ten müs­sen ja irgend­wo woh­nen. Und das will von lan­ger Hand geplant sein. Aus­sit­zen kann der Innen­mi­ni­ster das The­ma nicht.“

Denn an einem Ende in drei Jah­ren führt nach grü­ner Ansicht kein Weg vor­bei. Sowa nennt den Pas­sus im Koali­ti­ons­ver­trag der Ampel-Regie­rung, dem­zu­fol­ge das Prin­zip der Anker­zen­tren nicht fort­ge­führt wer­den soll. „Für uns bedeu­tet das ein­deu­tig, dass der Nut­zungs­ver­trag, des­sen Zweck ja ein­zig und allein die Flücht­lings­un­ter­brin­gung ist, nicht fort­ge­setzt wird“, sind sich die drei Grü­nen-Poli­ti­ke­rin­nen in ihrer Ein­schät­zung einig. Ihr Ziel ist ein inte­gra­ti­ves und sozi­al gestal­te­tes Wohn­vier­tel für Bamberger:innen jeg­li­cher Her­kunft und aller Gene­ra­tio­nen, wozu dann natür­lich auch Geflüch­te­te zäh­len können.