Neu am Kli­ni­kum Forch­heim-Frän­ki­sche Schweiz: Pri­vat­do­zent Dr. med. Giu­sep­pe Fili­ber­to Vercellino

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Pen­deln zwi­schen der Ber­li­ner Cha­ri­té und dem Kli­ni­kum Forch­heim­Frän­ki­sche Schweiz – Neu­er ldt. Ober­arzt Dr. Giu­sep­pe Fili­ber­to Vercellino

Privatdozent Dr. Giuseppe Filiberto Vercellino. Foto: Klinikum Forchheim-Fränkische Schweiz

Pri­vat­do­zent Dr. Giu­sep­pe Fili­ber­to Ver­cel­li­no. Foto: Kli­ni­kum Forch­heim-Frän­ki­sche Schweiz

Pri­vat­do­zent Dr. med. Giu­sep­pe Fili­ber­to Ver­cel­li­no ist seit Okto­ber 2021 der neue lei­ten­de Ober­arzt der Kli­nik für Frau­en­heil­kun­de und Geburts­hil­fe am Kli­ni­kum Forch­heim-Frän­ki­sche Schweiz.

Der 56-Jäh­ri­ge stammt aus Turin, arbei­te­te als Gynä­ko­lo­ge seit 2007 an der Cha­ri­té in Ber­lin, wo er 2014 pro­mo­vier­te, 2015 zum Pri­vat­do­zen­ten habi­li­tier­te inklu­si­ve Lehr­be­fä­hi­gung und Lehr­be­fug­nis und dort immer noch unterrichtet.

The­ma der Dok­tor­ar­beit: Gebärmutterhalskrebs

Sei­ne Dok­tor­ar­beit han­delt von einer expe­ri­men­tel­len Stu­die über die Behand­lung von Gebär­mut­ter­hals­krebs bei einem Tumor, der grö­ßer als 2 cm ist. Auf einen Tumor­durch­mes­ser bis zu 2 cm beschränkt sind bis dato die aktu­el­len Leit­li­ni­en, die eine fort­pflan­zungs­er­hal­ten­de The­ra­pie emp­feh­len durch ein Ope­ra­ti­ons­ver­fah­ren, bei dem Tei­le des Gebär­mut­ter­hal­ses und des Gebär­mut­ter­kör­pers bei Meta­sta­sen­frei­heit nicht ent­fernt wer­den. Die­se soge­nann­te radi­ka­le Tra­ch­elek­to­mie wur­de 1994 entwickelt.

Pri­mär- und Sekundärprävention

Auch heu­te noch ster­ben pro Jahr rund 1.700 Frau­en in Deutsch­land an Gebär­mut­ter­hals­krebs. Doch es gibt Pri­mär- und Sekun­där­prä­ven­ti­on, die die­ser Krebs­form den lebens­be­droh­li­chen Schrecken neh­men. Zu der Pri­mär­prä­ven­ti­on zählt die HPV-Imp­fung für Mäd­chen bevor sie Geschlechts­ver­kehr haben. Stu­di­en bele­gen, dass 80 bis 100 Pro­zent der sexu­ell akti­ven Bevöl­ke­rung in Deutschlang schon ein­mal in Kon­takt war mit Huma­nen Papil­lom­vi­ren (HPV), die Gebär­mut­ter­hals­krebs aus­lö­sen kön­nen. Die Über­tra­gung erfolgt durch inti­me Haut- und enge Kör­per­kon­tak­te wie Pet­ting oder beim Sex. Eine Ansteckung ist schon beim ersten sexu­el­len Kon­takt mög­lich. Daher soll­te die Imp­fung vor dem ersten Sex abge­schlos­sen sein. Ein regel­mä­ßi­ger PAP-Test (Papa­ni­co­laou-Test, Abstrich von Zel­len am Gebär­mut­ter­hals), der ab dem 35. Lebens­jahr mit einem HPV Test kom­bi­niert wer­den kann, stellt die Sekun­där­prä­ven­ti­on dar, mit deren Hil­fen die Zahl die­ser Krebs­er­kran­kung stark redu­ziert wer­den konnte.

Tail­orm­a­de Medicine

Dr. Giu­sep­pe Ver­cel­li­no sieht in der soge­nann­ten ‚Tail­orm­a­de Medi­ci­ne‘ – eine auf die ein­zel­ne Pati­en­tin zuge­schnit­te­ne Behand­lung – die Zukunft der Medi­zin: „Ich habe echt eine Lei­den­schaft für mei­ne Arbeit als Arzt und jede Per­son soll­te am besten indi­vi­du­ell betrach­tet und behan­delt wer­den.“ Sein Cre­do lau­tet „Pri­mum non noce­re, secund­um cave­re, ter­ti­um sana­re“ (erstens nicht scha­den, zwei­tens vor­sich­tig sein, drit­tens hei­len) und ist in Ver­bin­dung mit dem hip­po­kra­ti­schen Eid die Leit­li­nie sei­nes Handelns.

Auf der Durch­rei­se in Jena gelandet

Dass der Gynä­ko­lo­ge, der fünf Spra­chen flie­ßend spricht, in Deutsch­land sess­haft gewor­den ist, war purer Zufall, erin­nert er sich. Seit 1991 war er in Turin als Frau­en­arzt tätig und 2001 ver­schlug es ihn für ein Jahr als Fach- und Assi­stenz­arzt an die gynä­ko­lo­gi­sche Abtei­lung der Uni­ver­si­täts­kli­nik in Jena.

Pati­en­tin­nen indi­vi­du­ell behandeln

Den Wech­sel an das Kli­ni­kum Forch­heim-Frän­ki­sche Schweiz begrün­det er mit sei­nem Wunsch mehr auf sei­ne Pati­en­tin­nen ein­ge­hen zu kön­nen. In gro­ßen Kli­ni­ken wür­den Ärz­te sehr viel Wert auf ihr beruf­li­ches Wei­ter­kom­men legen, so Ver­cel­li­no. In sei­nen bis­he­ri­gen Kli­ni­ken ging es oft dar­um, Kar­rie­re machen zu kön­nen. Dies ist nicht immer nur zum Vor­teil der Pati­en­tin­nen-Ver­sor­gung. Das Ziel sei­ner ope­ra­ti­ven Tätig­keit lau­tet: „Der beste Chir­urg ist der, der am wenig­sten ope­riert, weil er weiß, was er ope­rie­ren muss“. Die­ses Ziel kann der Pri­vat­do­zent unter den Gege­ben­hei­ten in Forch­heim ide­al verwirklichen.

Neben sei­nem Spe­zi­al­ge­biet Gebär­mut­ter­hals­krebs ist er außer­dem Exper­te auf dem Gebiet des Endo­me­tri­um­kar­zi­noms – einer Krebs­er­kran­kung der Gebär­mut­ter­schleim­haut – und beschäf­tigt sich mit Endometriose.

Sein Fach­ge­biet – Endo­me­trio­se, ‚Cha­mä­le­on der Gynäkologie‘

Unter Endo­me­trio­se, die auch ‚Cha­mä­le­on der Gynä­ko­lo­gie‘ genannt wird, weil die Sym­pto­me – Krämp­fe, Übel­keit, Bauch­schmer­zen, Regel­schmer­zen und Schmer­zen beim Geschlechts­ver­kehr – so viel­fäl­tig sind, ver­steht man die Ansied­lung von gebär­mut­ter­schleim­haut­ähn­li­chem Gewe­be außer­halb der Gebär­mut­ter. Die­ses Gewe­be ver­hält sich wie die Gebär­mut­ter­schleim­haut: Es blu­tet wäh­rend der Men­strua­ti­on und kann Zysten und Ent­zün­dun­gen ver­ur­sa­chen. Für betrof­fe­ne Frau­en kön­nen die zykli­schen Schmer­zen so domi­nie­rend sein, dass sie eine Ent­fer­nung der Gebär­mut­ter in Betracht zie­hen. Es gibt kei­ne Hei­lung. Erst der Über­gang in die Wech­sel­jah­re ver­schafft Abhilfe.

Dr. Giu­sep­pe Ver­cel­li­no hat vor allem gelernt sei­nen Pati­en­tin­nen gut zuzu­hö­ren. Er ver­gleicht: „Wenn man 50-jäh­ri­ge Frau­en bit­tet, eine 100-Meter-Strecke zu lau­fen, wer­den da ganz unter­schied­li­che Zei­ten raus­kom­men, weil jede ein Indi­vi­du­um ist.“ Das bio­lo­gi­sche Alter unter­schei­det sich. „Ich stel­le geziel­te Fra­gen. Ist die Frau sexu­ell aktiv? Was sind die Rah­men­be­din­gun­gen? Gab es in der Fami­lie ver­gleich­ba­re Erkrankungen?“

Super­hap­py in Forchheim

In Forch­heim ist der Frau­en­arzt ‚super­hap­py‘. Mitt­ler­wei­le ist er mit sei­ner Frau, die aus den Phil­ip­pi­nen stammt, in die Königs­stadt gezo­gen. Er habe kei­ne Kin­der, „aber ton­nen­wei­se Nich­ten!“ Als Hob­by zählt er das gemein­sa­me Kochen mit sei­ner Frau auf und Fahr­rad­fah­ren als sport­li­chen Aus­gleich. Er liest und ver­reist gerne.