Fach­schafts­ver­tre­tung Medi­zin der FAU zu den Warn­streiks am UK Erlangen

Stel­lung­nah­me zu den Warn­streiks am UK Erlan­gen wegen der aktu­el­len Tarifverhandlungen

Sehr geehr­te Damen und Herren,

wir möch­ten als Fach­schafts­ver­tre­tung Medi­zin der FAU Stel­lung zu den Warn­streiks wegen der aktu­el­len Tarif­ver­hand­lun­gen der Län­der für den öffent­li­chen Dienst bezie­hen. Dabei liegt unser Augen­merk vor Allem auf den Arbei­ten­den in der Pfle­ge, die auch nach den ent­spre­chen­den Tarif­ver­trä­gen bezahlt werden.

Die Verhandler*innen der Län­der wol­len eine effek­ti­ve Sen­kung des Lohns für die Pfle­gen­den vor­neh­men, indem sie die ein­zel­nen Arbeits­vor­gän­ge ana­ly­sie­ren und anschlie­ßend eine Her­ab­grup­pie­rung vor­neh­men wol­len. Das bedeu­tet: Eine qua­li­fi­zier­te Per­son wür­de nicht mehr als sol­che bezahlt wer­den, son­dern nur noch danach, wie viel Arbeit sie am Tag macht, für die man qua­li­fi­ziert sein muss. Es liegt aber in der Natur der Pfle­ge, dass auch Tätig­kei­ten erle­digt wer­den müs­sen, für die man nicht qua­li­fi­ziert sein muss, so wie waschen, Essen ein­ge­ben, etc.

Effek­tiv wür­den die Pfleger*innen für das Über­neh­men die­ser Arbeits­vor­gän­ge (die oft­mals alles ande­re als ange­nehm sind) her­ab­ge­stuft und somit schlech­ter bezahlt, obwohl die Wich­tig­keit ihrer Arbeit gera­de wäh­rend der Pan­de­mie für die gesam­te Bevöl­ke­rung sicht­bar wur­de. (Genaue­re Infos zu den Arbeits­vor­gän­gen: [1]) Des­we­gen wirkt es alle­mal absurd, dass die­se Initia­ti­ve zum jet­zi­gen Zeit­punkt kommt. In den letz­ten 18 Mona­ten haben wir deut­lich gese­hen, wie sehr wir gute Pfle­ge und ein sta­bi­les Gesund­heits­sy­stem brau­chen, und trotz­dem haben wir schon jetzt wegen Pfleger*innenmangel weni­ger Inten­siv­bet­ten als zu Beginn der Pan­de­mie. Seit Jah­ren ist bekannt, dass wir in einen ekla­tan­ten Pfle­ge­kraft­man­gel hin­ein­steu­ern. Die­ser Man­gel ver­stärkt sich immer wei­ter selbst: Hoher Stress am Arbeits­platz führt dazu, dass Pfleger*innen kün­di­gen oder Stun­den redu­zie­ren, damit muss die sel­be Arbeit von weni­ger Per­so­nal gelei­stet wer­den, der Stress steigt, und so die­se Abwärts­spi­ra­le kein Ende nimmt.

Die­ser bereits seit Jah­ren bestehen­de Mahl­strom wur­de durch die Pan­de­mie wei­ter ver­stärkt. Und statt gegen­zu­steu­ern, will die Tarif­run­de der Län­der ihn durch die geplan­ten Ände­run­gen wei­ter ankur­beln. Es ist uns ein abso­lu­tes Rät­sel, wie die Län­der auf die Idee kom­men, sie könn­ten mit die­sem Schritt auf ein zukunfts­fä­hi­ges Gesund­heits­sy­stem zusteu­ern. Das genaue Gegen­teil ist der Fall. Was wir brau­chen, ist eine Lohn­er­hö­hung der Tarif­be­schäf­tig­ten min­de­stens in Höhe eines tat­säch­li­chen Infla­ti­ons­aus­gleichs, eine Bonus­zah­lung für die Pfle­ge sowie lang­fri­stig natür­lich eine Stra­te­gie, um den Fach­kräf­te­man­gel in der Pfle­ge zu beenden.

Das bewähr­te Mit­tel, mit dem sich Arbeitnehmer*innen gegen sol­che will­kür­li­chen Rege­lun­gen der Arbeit­ge­ber ver­tei­di­gen, ist seit über Hun­dert Jah­ren, zu strei­ken. Die­ses Recht steht auch den Beschäf­tig­ten im Gesund­heits­sek­tor, auch wäh­rend einer Pan­de­mie, zu. Durch Ver­trä­ge ist eine stän­di­ge Not­ver­sor­gung in den Kli­ni­ka gewähr­lei­stet. Wenn wir es nicht schaf­fen, die Tarifverhandler*innen der Län­der umzu­stim­men, dann droht lang­fri­stig, dass die Kran­ken­ver­sor­gung nicht mehr gewähr­lei­stet wer­den kann.