Ober­frän­ki­sche Beschäf­tig­te in der Milch­wirt­schaft befürch­ten Ein­kom­mens­ein­bu­ßen – Streiks drohen

Milch­bran­che: NGG for­dert mehr Geld und Absi­che­rung gegen Berufsunfähigkeit

Lohn-Plus in Mol­ke­rei­en gefor­dert: Wer in Ober­fran­ken in der Milch­wirt­schaft arbei­tet, hat auch wäh­rend der Coro­na-Pan­de­mie alle Hän­de voll zu tun. Doch obwohl die Umsät­ze in der Bran­che stei­gen, könn­ten den Beschäf­tig­ten Ein­kom­mens­ein­bu­ßen dro­hen, warnt die Gewerk­schaft Nah­rung-Genuss-Gast­stät­ten (NGG). „Frisch­milch, Käse und Joghurt sind auch in Kri­sen­zei­ten stark gefragt. Aber die Unter­neh­men haben bis­lang ledig­lich ein Lohn-Plus von zwei Pro­zent ange­bo­ten. Dabei liegt die Infla­ti­ons­ra­te aktu­ell bei rund vier Pro­zent. Damit hät­ten die Beschäf­tig­ten am Monats­en­de nicht mehr Geld in der Tasche, son­dern weni­ger“, sagt Micha­el Grundl, Geschäfts­füh­rer der NGG-Regi­on Ober­fran­ken. Die Gewerk­schaft ruft die Unter­neh­men dazu auf, ihr Tarif-Ange­bot für Bay­erns Milch­wirt­schaft deut­lich auf­zu­bes­sern. Doch statt am Ver­hand­lungs­tisch ein Ergeb­nis zu erzie­len, haben die Arbeit­ge­ber nun die Schlich­tung ange­ru­fen. Damit sol­len offen­bar die bereits geplan­ten Streiks in der Bran­che ver­hin­dert wer­den, kri­ti­siert die NGG. Soll­te die Schlich­tung unter dem Vor­sitz des Prä­si­den­ten des Lan­des­ar­beits­ge­richts, Harald Wan­hö­fer, am 18. Okto­ber kei­nen Durch­bruch brin­gen, wer­de es jedoch bald zu bay­ern­wei­ten Aus­stän­den in der Milch­bran­che kommen.

„Von der Bay­ern­land-Käse­rei in Bay­reuth bis zu den Wer­ken der Baye­ri­schen Milch­in­du­strie in Eber­mann­stadt und Zap­fen­dorf: Die Milch­bran­che ist ein wich­ti­ger Wirt­schafts­fak­tor in der Regi­on“, betont Grundl. Es kön­ne nicht sein, dass die, die gute Geschäfts­zah­len erwirt­schaf­te­ten, beim Ein­kom­men zurück­stecken müss­ten. Nach Anga­ben der Arbeits­agen­tur beschäf­tigt die milch­ver­ar­bei­ten­de Wirt­schaft in Ober­fran­ken rund 1.200 Men­schen. In ganz Bay­ern sind es knapp 19.000. Laut Sta­ti­sti­schem Lan­des­amt setz­te die Bran­che im ver­gan­ge­nen Jahr im Frei­staat 11,9 Mil­li­ar­den Euro um – 23 Pro­zent mehr als noch im Jahr 2016.

Die Gewerk­schaft ver­langt in der lau­fen­den Tarif­run­de ein Lohn-Plus von 5,5 Pro­zent, min­de­stens aber 180 Euro mehr pro Monat. Die Ver­gü­tun­gen für Azu­bis sol­len eben­falls um 5,5 Pro­zent stei­gen. Außer­dem setzt sich die NGG für eine tarif­li­che Berufs­un­fä­hig­keits­ver­si­che­rung ein.

Das The­ma der finan­zi­el­len Absi­che­rung im Fal­le einer Berufs­un­fä­hig­keit sei im Zuge der Coro­na-Pan­de­mie noch ein­mal in den Fokus gerückt. Doch die Arbeit­ge­ber lehn­ten die For­de­rung der Gewerk­schaft bis­lang ab. „Bei einer Berufs­un­fä­hig­keit kön­nen Beschäf­tig­te sogar in Hartz IV abrut­schen, das wol­len wir ver­hin­dern. Denn die gesetz­li­che Erwerbs­min­de­rungs­ren­te beträgt maxi­mal 36 Pro­zent des letz­ten Brut­to­ein­kom­mens, 2019 waren das im Durch­schnitt nur 827 Euro. Davon sind immer mehr Men­schen betrof­fen – der Hand­lungs­be­darf auch in der Milch­bran­che ist enorm“, betont Ver­hand­lungs­füh­rer Musta­fa Öz. Es sei ein Skan­dal, dass die Unter­neh­men Ver­hand­lun­gen zu die­sem The­ma sehr schnell eine Absa­ge erteilt haben.

Mit Blick auf die nun anste­hen­de Schlich­tung macht Öz deut­lich: „Die Beschäf­tig­ten waren und sind bereit, für ihre For­de­run­gen die Arbeit nie­der­zu­le­gen. Wenn der Vor­schlag des Schlich­ters unzu­rei­chend sein soll­te, wird es zu Milch-Streiks in ganz Bay­ern kom­men. Auf­ge­scho­ben ist nicht aufgehoben.“