Offe­ne Ate­lier-Tage im Forch­hei­mer Land 2021

Rudolf Mei­ers Mal­schu­le in Oberrüsselbach

Es gibt groß­flä­chi­ge Wer­ke in Öl, wie von Ste­fan Pie­ger (Wie­sen­t­hau-Schlaifhau­sen), der jüngst in die Gil­de der Künst­ler offi­zi­ell auf­ge­nom­men wur­de und des­sen Wer­ke meist bekann­te Men­schen aus Musik und Poli­tik dar­stel­len. Es gibt die pla­sti­sche Dar­stel­lung eines Ele­fan­ten­kopf in Schwarz und Sil­ber von Yvonne Wim­mer (Igens­dorf-Etlas­wind) und natür­lich Rudolf Mei­ers jüng­stes unvoll­ende­tes Werk: Der Löwen­kopf „The Blue“ in foto­gra­fi­scher Qua­li­tät! Nicht nur die Detail­ge­nau­ig­keit schier jedes ein­zel­nen Haa­res besticht, auch die Idee, dass sich in den Augen des Löwen die Erde spie­gelt, zieht den Betrach­ter in Bann. So ist ja Kunst wohl auch gedacht.

Manch einer ist noch am Beginn die­ser Ent­wick­lung, wie der älte­re Sohn der Mei­ers, der schon mit sechs Jah­ren das Löwen­bild des Papas als Anre­gung genom­men hat für sei­nen Löwen­kopf. Und auch Ker­stin Ott (Igens­dorf-Kir­ch­rüs­sel­bach), Ehe­frau und orga­ni­sa­to­ri­scher Mal­schul-Kopf, ent­wickel­te über die Jah­re ihren Stil und ist mit ruhi­ger Hand und akri­bi­scher Genau­ig­keit immer bereit, Neu­es aus­zu­pro­bie­ren und zu entwickeln.

Manch ande­rer ist schon lan­ge in sei­ner künst­le­ri­schen Ent­wick­lung und doch noch lan­ge nicht am Ende. So etwa Karl Weber (Igens­dorf-Pet­ten­sie­del), der schon durch sei­nen Vater ange­regt wur­de, sich dem gestal­te­ri­schen, zeich­ne­ri­schen und male­ri­schen Aus­druck zu wid­men. Nach ande­ren Schwer­punk­ten in der eige­nen Lebens­ent­wick­lung und einer poli­ti­schen Brem­se, die ihm in sei­nem Hei­mat­land Rumä­ni­en nicht ermög­lich­te, sich den künst­le­ri­schen Nei­gun­gen ent­spre­chend auch beruf­lich zu ent­wickeln, waren Zeich­nen und Malen immer Beglei­ter in sei­nem Leben. Er ist noch nicht fer­tig mit Tech­ni­ken und auch The­men, die er noch ent­wickeln und aus­pro­bie­ren will. Geplant sind Zyklen mit kul­tur­hi­sto­ri­schen Inhal­ten: Schlös­ser, Fach­werk­häu­ser und die Mar­tern am Wegesrand.

Eben­falls aus Rumä­ni­en stam­mend ist Adri­an Lupo (Wei­ßen­ohe), der auch bereits als Kind – ange­regt durch die Schu­le – schon das Malen für sich ent­deck­te. Er blickt auf sei­nen Wer­de­gang zurück und sieht, dass mit jeder Lebens­ent­wick­lungs­pha­se und eige­nen emo­tio­na­len Pro­zes­sen sei­ne Kunst beein­flusst wur­de und wird. „Alles, was mir gefällt und mich anspricht, wird emo­tio­nal-künst­le­risch aus­pro­biert.“ Doch das Geschaf­fe­ne unter­liegt auch dem per­sön­li­chen kri­ti­schen Blick: „Ich über­prü­fe, ob ich zufrie­den bin mit dem Bild an sich und ob das Bild auch das aus­drückt, was ich zum Aus­druck brin­gen möchte.“

Offen für unter­schied­lich­ste Moti­ve und Mate­ria­li­en ist auch Vere­na Hum­mel (Hilt­polt­stein), die von detail­ge­nau­en Tusche­zeich­nun­gen, z. B. Tie­ren, bis hin zu gro­ßen Gemäl­den mit Men­schen­dar­stel­lun­gen sich und ihre inne­ren Bil­der aus­drückt. In ihrer Fami­lie gab es dafür kei­ne „Vor­bil­der“, dem künst­le­ri­schen Aus­druck folgt sie als einzige.

Per­fekt und foto­gra­fisch genau malt und zeich­net auch Julia Gal­litz (Ecken­tal), die schon als Kind in Rudi Mei­ers Mal­schu­le ange­fan­gen hat. Das mit Blei­stift gezeich­ne­te Por­trät von Axl Rose, dem Sän­ger von Guns n´Roses könn­te prä­zi­ser nicht sein. Es ermög­licht eine per­sön­li­che Begeg­nung mit dem Sän­ger, dem man tief in die Augen schau­en kann. Mysti­sche­re Dar­stel­lun­gen in Acryl von engels­glei­chen Wesen und den Gefah­ren, sym­bo­li­siert durch das archai­sche Motiv der Schlan­ge, zei­gen das Spek­trum ihres Könnens.

Viel­fäl­ti­ge Moti­ve ver­bild­licht auch Dag­mar Kainz (Lauf an der Peg­nitz) in ihren Acryl­bil­dern: ob den Koa­la, der zum Knud­deln ein­lädt, als Erin­ne­rung an einen Austra­li­en­ur­laub, ob Land­schaf­ten oder Abwand­lun­gen bereits bekann­ter Kunst­wer­ke mit las­zi­ven Frau­en oder einem ästhe­ti­schen Fla­men­co­tän­zer. Alles ist möglich.

Schwer­punkt­mä­ßig der Dar­stel­lung von Men­schen wid­men sich die Bil­der von Andrea Hetz­ner (Igens­dorf-Kir­ch­rüs­sel­bach) und Skou­py: Erste­re, weil sie mit Kin­dern arbei­tet und so aus­rei­chend Gele­gen­heit hat, emo­tio­na­len Aus­druck in den Gesich­tern von Kin­dern zu stu­die­ren. Anläss­lich einer Rei­se nach Boli­vi­en wid­met sie sich den beson­de­ren Stil­ele­men­ten und auch der poli­ti­schen Aus­sa­ge­kraft von Street Art und fängt mit ihren Bil­dern auch die Unter­schied­lich­keit des emo­tio­na­len Erle­bens von Kin­dern ´von der Stra­ße´ und ´unse­ren ´Kin­dern ein: v.a. die unge­brem­ste Lebens­freu­de der Kin­der in Armut zu ver­mit­teln, ist ihr in ihrem aktu­el­len Werk ein Anliegen.

Ger­trud Skou­py (Lauf an der Peg­nitz) beschäf­tigt sich v.a. mit Por­träts in unter­schied­li­chen Tech­ni­ken: von Acryl­ma­le­rei zu Spach­tel­tech­ni­ken, die es ermög­li­chen, gestal­te­risch „per­fekt unper­fekt, genau mei­nem Wesen ent­spre­chend“, Stim­mun­gen, Per­sön­lich­keit und Emo­tio­nen dar­zu­stel­len. Auch wenn es über­wie­gend „düste­re Män­ner- und trau­ri­ge Frau­en­ge­sich­ter“ sind – auf dem ein oder ande­ren Bild wird auch gelächelt!

Die zwei Gast­künst­ler sind Filip Feche­te (Schnaitt­ach-Kirchröt­ten­bach), Holz­künst­ler, und Moni­ka Hau­ber, Ver­wand­le­rin von Gebrauchs­mö­beln mit Nach­hal­tig­keits­wert. Bei­de schen­ken sie „totem Mate­ri­al“ wie­der Leben: Der eine, indem er sich vom Holz und sei­ner Beschaf­fen­heit füh­ren lässt, das Leben in maro­den Höl­zern auf­stö­bert und es wie­der zum Vor­schein bringt, der sich von der Lebens­er­fah­rung der Höl­zer lei­ten lässt, in wel­che Rich­tung gear­bei­tet wer­den muss und wel­che gegen­ständ­li­che Idee in dem Holz steckt. „Ich gebe dem Holz eine neue Iden­ti­tät.“ Der Anfang die­ser Ver­bun­den­heit mit der Mate­rie Holz war – Lan­ge­wei­le. Als Kind hüte­te er die Tie­re auf der Wei­de und fing an, sich mit Holz und Werk­zeug zu beschäf­ti­gen: die Geburts­stun­de sei­ner Lebens­ver­bin­dung mit die­sem Material.

Moni­ka Hau­ber (Fürth) begann vor drei Jah­ren, sich end­lich ihrem schöp­fe­ri­schen Leben zu wid­men, was ihr durch ihre lang­jäh­ri­ge beruf­li­che und fami­liä­re Ein­bin­dung nur wenig mög­lich war. Sie ver­wan­delt mit Krei­de­far­be und Wach­sen, teil­wei­se auch mit Mosa­ik­ar­bei­ten, Möbel­stücke, die in die Jah­re gekom­men sind oder ein­fach nur ein neu­es Kleid­chen brau­chen. Der Krea­ti­vi­tät und den Wün­schen der Kun­den sind (fast) kei­ne Gren­ze gesetzt! Schau­en Sie vor­bei in der Ver­wand­le­rei in Fürth!