„Bewe­gung Öko­lo­gi­sche Regi­on“ traf sich in Gößweinstein

Anre­gun­gen für die Bundestagskandidaten

„Wir haben nur noch zehn Jah­re, in denen wir in den Kli­ma­wan­del stop­pen kön­nen“, warn­te Die­ter Hoch, der mit Klaus-Die­ter Preis die „Bewe­gung Öko­lo­gi­sche Regi­on“ (BÖR) lei­tet, bei einem Tref­fen in Göß­wein­stein. Die BÖR will kurz vor der Wahl den Bun­des­tags­kan­di­da­ten der Regi­on Anre­gun­gen an die Hand geben, was für die Frän­ki­sche Schweiz zu tun ist, um das Kli­ma und die Lebens­qua­li­tät zu erhalten.

BÖR-Treffen in Gößweinstein. Foto: Thomas Weichert

BÖR-Tref­fen in Göß­wein­stein. Foto: Tho­mas Weichert

Dazu zählt auch, mehr Mobi­li­tät aufs Land zu brin­gen. Was in den „fei­sten Gür­teln“ um Nürn­berg und Mün­chen an Bus‑, S- und U‑Bahnverkehr läuft, so der Pot­ten­stei­ner, ist kein Ver­gleich zum fla­chen Land. Und das i‑Tüpfelchen: Jetzt spart Ber­lin noch an der Elek­tri­fi­zie­rung der Strecke Nürn­berg-Hof. Der BN-Mann will hier einen Pro­test des Bund Natur­schutz star­ten. Der Arzt Klaus-Die­ter Preis aus Göß­wein­stein möch­te vor allem die Land­krei­se der Frän­ki­schen Schweiz mit­ein­an­der vernetzen.

Das näch­ste The­ma gab Josef Schrü­fer, Bio-Neben­er­werbs-Land­wirt aus Küh­len­fels, der BÖR mit auf den Weg: Er will fai­re Prei­se, die den Auf­wand eines Bau­ern mit sei­ner 70-Stun­den-Woche spie­geln. Dann bräuch­te es kei­ne Sub­ven­tio­nen mehr. „Und die Lage der Böden wäre ent­spann­ter, wenn man mit dem hal­ben Ertrag das glei­che Geld erwirt­schaf­ten kann.“ Thor­sten Hof­mann, Bio- Land­wirt aus Unter­ails­feld, hat­te Hoch ein ähn­li­ches Anlie­gen geschil­dert. Er hat an die 100 Hekt­ar Flä­che, aber auf über 130 Par­zel­len ver­teilt, das sind im Schnitt nur 0,8 Hekt­ar pro Acker. Die vie­len Hecken brem­sen zwar den Wind und begün­sti­gen die Humus­bil­dung, aber er hat einen enor­men Zeit­auf­wand. Das müss­te bei den Sub­ven­tio­nen aner­kannt wer­den. „Sol­che Bau­ern soll­ten eigent­lich den dop­pel­ten Erlös haben.“ Er wünscht sich auch eine län­ger­fri­sti­ge Pla­nungs­si­cher­heit, beim Getrei­de­ab­satz und der Tierhaltung.

Bio­bau­er Gabri­el Deinhardt aus Wohl­muths­hüll konn­te davon ein Lied sin­gen: In den Höfen sinkt die Zahl der Schwei­ne und Rin­der, weil die klei­nen Bau­ern beim Erlös nicht mehr mit­hal­ten kön­nen. Er berich­te­te von einem als Hil­fe gedach­ten Ange­bot des Kran­ken­hau­ses Eber­mann­stadt, jeden Mor­gen um 6 Uhr 300 Kilo geschäl­te Kar­tof­feln zu lie­fern. „Aber wer schafft das Schä­len?“ Deinhardt for­der­te auch eine Hal­bie­rung der Dün­ge- und Pesti­zid­men­gen „und ab 2030 nichts mehr“. Dafür müss­ten die Ämter jedoch den Bau­ern auch Alter­na­ti­ven zei­gen. Und jedem klar­ma­chen, wie vie­le Hun­dert Euro das Dün­gen von einem ein­zi­gen Hekt­ar Mais kostet.

Rena­te van de Gabel-Rüp­pel aus Creu­ßen reg­te fürs Umstel­len der Land­wirt­schaft auf Nach­hal­tig­keit mehr För­der­gel­der an, regio­nal ver­teilt, nicht von Ber­lin. Urban Wink­ler, Brau­mei­ster aus Wei­ßen­ohe, schloss den Wunsch an, frän­ki­sche und bran­den­bur­gi­sche Bau­ern nicht über den glei­chen För­der­kamm zu sche­ren, da sie ja ganz ande­re Flä­chen haben. „Und ande­re Boden­qua­li­tä­ten“, ergänz­te Gabri­el Deinhardt. Für ihn ist eine För­de­rung erst gerecht, wenn sie die Boden­wert­zahl berück­sich­tigt. Der gesam­ten BÖR liegt es am Her­zen, die Klein­tei­lig­keit der Frän­ki­schen Schweiz zu erhal­ten. Deinhardt wür­de Fel­der tei­len, so dass alle fünf Hekt­ar klei­ne Hecken abgren­zen, wie es der Bio­land-Ver­band fordert.

Uni­so­no beklag­te das BÖR-Team die uner­träg­li­che Büro­kra­tie­f­lut. Eine radi­ka­le Ein­däm­mung sei nötig. Die BÖR wünscht zudem wie­der Klein­tei­lig­keit, sprich mehr Metz­ger- und Bäcker-Dich­te, klei­ne Käse­rei­en und Getrei­de­müh­len, orts­na­he Schlacht­hö­fe. Soll­te der Kulm­ba­cher Schlacht­hof nicht so umge­baut wer­den, dass er wei­ter­hin Bio­tie­re anneh­men kann, so Die­ter Hoch, dann soll­te fürs Land eine mobi­le, scho­nen­de Wei­de­schlach­tung kommen.

Wink­ler berich­te­te als Brau­er von sei­nen Pro­ble­men, klei­ne Char­gen von Ger­ste zu bekom­men. Er wünscht sich des­halb klei­ne Getrei­de­la­ger vor Ort (wie in Bühl bei Creu­ßen) und einen Ver­bund der klei­nen Brau­er. „Ich brau­che eine Struk­tur, und auf die muss Ver­lass sein.“ Solch ein Netz for­der­te auch Rena­te van de Gabel-Rüp­pel, die im „Ernäh­rungs­rat“ von Ober­fran­ken sitzt, der Anfang Okto­ber gegrün­det wird. Er will regio­na­le und bio­lo­gi­sche Lebens­mit­tel in die Küchen von Kin­der­gär­ten, Schu­len und Kran­ken­häu­ser brin­gen. „Beim Modell „Zukunft Ber­lin“ klappt das schon lan­ge, war­um nicht bei uns? War­um sind die Städ­te immer wei­ter?“, frag­te sie. Die­ter Hoch for­der­te ein Umden­ken hin zu einer „Gemein­wohl-Öko­no­mie“, die nicht mehr aus­ge­beu­tet wird son­dern zurückgibt.

Dazu gehört auch, dass jede Gemein­de einen Teil ihres Wal­des unge­nutzt als „Mini-Urwald“ ste­hen lässt, wie es schon in den Vor­al­pen geschieht. Klaus-Die­ter Preis sprach noch das Pro­blem der neu­en Kern­we­ge an, die breit geteert wer­den sol­len: Zu teu­er, zu kli­ma­be­la­stend und eine Ein­la­dung für Tou­ri­sten, mit­ten ins Land zu fahren.

Am Schluss mel­de­te sich noch Han­ne Röm­ming aus Göß­wein­stein. Sie will schon im Kin­der­gar­ten auf die Bedeu­tung von „Bio“ und „Öko“ hin­wei­sen las­sen – und vor allem selbst anpacken. Auch die Bür­ger­mei­ster müss­ten dabei sein. Vero­ni­ka Mül­ler aus Hardt bei Wich­sen­stein berich­te­te von so einem Anpacken: In ihrem Ort haben sich 30 Fami­li­en zu einer Food-Coop zusam­men­ge­tan. Sie bestel­len bei Land­wir­ten Zent­ner von Kar­tof­feln und Gemü­se und tei­len sie. „Die Bau­ern sind dank­bar dafür.“