Gar­ten­tipp: Trau­er im Toma­ten­beet – was tun bei Kraut- und Braunfäule?

Krautfäule der Kartoffel. Foto: Christine Scherer © Bayerische Gartenakademie an der LWG Veitshöchheim
Krautfäule der Kartoffel. Foto: Christine Scherer © Bayerische Gartenakademie an der LWG Veitshöchheim

Star­ker Regen beschert in vie­len Gär­ten die Kraut- und Braun­fäu­le / Befal­le­ne Pflan­zen­tei­le sorg­fäl­tig ent­fer­nen und entsorgen

Der Schreck war groß – fast über Nacht beka­men die Toma­ten­pflan­zen dun­kel­brau­ne und graue Flecken auf ver­schie­de­nen Pflan­zen­tei­len. Lan­ge Zeit war die Kraut- und Braun­fäu­le in man­chen Regio­nen kein The­ma mehr. Doch in die­sem Jahr hat sie scho­nungs­los zuge­schla­gen. Die Fach­leu­te der Baye­ri­schen Gar­ten­aka­de­mie haben es selbst erfahren.

Das Ent­set­zen und die Trau­er sind groß. Auf eine gro­ße Toma­ten­ern­te wer­den in die­sem Jahr vie­le ver­zich­ten müs­sen. Gro­ße Regen­men­gen sorg­ten für die star­ke Aus­brei­tung des Schadpilzes.

Die Kraut- und Braunfäule

Die Kraut- und Braun­fäu­le an Toma­ten wird durch den Pilz Phy­to­ph­tho­ra infe­stans ver­ur­sacht. Die Krank­heit tritt meist ab Mit­te Juli bei feuch­ter, küh­le­rer Wit­te­rung und vor allem im Frei­land auf. Befin­den sich mit der glei­chen Krank­heit befal­le­ne Kar­tof­feln in der Nähe, sind die­se oft schon frü­her erkrankt und infi­zie­ren dann die Toma­te. Wie­der­keh­ren­de (stär­ke­re) Nie­der­schlä­ge, hohe Luft­feuch­te sowie Tem­pe­ra­tu­ren wenig über 20 Grad und nachts oft weit dar­un­ter, las­sen die Blät­ter kaum abtrocken, so dass sich der Pilz schnell aus­brei­ten kann. Feuch­te Böden ab Mai, ver­bun­den mit Dün­gung, hat die Pflan­zen schnell wach­sen las­sen, so dass sie recht wei­ches Gewe­be gebil­det haben. Die­ses ist dann anfäl­li­ger für Krank­hei­ten wie die Kraut- und Braunfäule.

Älte­re Blät­tern zei­gen zunächst grau­grü­ne Flecken, die sich grau bis schwarz ver­fär­ben und inein­an­der­flie­ßen. Bei hoher Luft­feuch­tig­keit bil­det sich auf der Blatt­un­ter­sei­te ein grau­wei­ßer Pilz­ra­sen. Auch die Stän­gel wer­den befal­len. Die­se bekom­men brau­ne Flecken und wer­den dort brü­chig. Emp­find­lich für eine Infek­ti­on sind auch die Früch­te. Es ent­ste­hen brau­ne, etwas ein­ge­sun­ke­ne har­te Flecken, die tief in das Frucht­fleisch gehen. Die Früch­te sind nicht genieß­bar und sind zu entsorgen.

Die Phy­to­ph­tho­ra-tole­ran­ten Toma­ten Sor­ten zei­gen im Frei­en, selbst ohne Über­da­chung, kaum Krank­heits­be­fall. Bei­spie­le: ‘Phi­lo­vi­ta F1‘, ‘Pri­ma­bel­la‘, ‘Phan­ta­sia F1‘

Was tun bei Befall?

Sehen Sie erste Flecken auf den Blät­tern und ist die Aus­sicht auf trocke­ne­res Wet­ter, so kön­nen Sie die befal­le­nen Pflan­zen­tei­le groß­zü­gig ent­fer­nen, mit der Hoff­nung, dass es kei­ne Neu­in­fek­tio­nen mehr gibt. Sind jedoch schon die Stie­le der Toma­ten mit dun­kel­brau­nen Stel­len über­sät, so wird es mit der Toma­ten­ern­te nichts mehr wer­den und die Pflan­zen ster­ben schnell ab. Ent­fer­nen Sie die gan­zen Pflan­zen sorg­fäl­tig und ent­sor­gen Sie die­se dann über die Biotonne.

Gesun­de grü­ne Toma­ten­früch­te kön­nen noch nach­rei­fen, wenn sie ihre End­grö­ße erreicht haben und schon von dun­kel- auf hell­grün wech­seln. Doch kon­trol­lie­ren Sie täg­lich. Oft bemerkt man den Frucht­be­fall mit Braun­fäu­le erst nach ein paar Tagen.

Nut­zen Sie die nun lee­ren Bee­te für Herbst­sa­la­te wie Endi­vi­en, Zucker­hut und Feld­sa­lat sowie Spi­nat, aber auch ande­re Sala­te, Kohl­ra­bi und Radies. Pro­blem­los kön­nen Sie Gründün­gung ein­sä­en. Oder benö­ti­gen Sie ein neu­es Erdbeerbeet?

Vor­sor­ge für das näch­ste Jahr

Kei­ner kann sagen, wie das Wet­ter im näch­sten Früh­jahr und Som­mer sein wird. Wich­tig für den erfolg­rei­chen Toma­ten­an­bau ist auf alle Fäl­le ein wei­ter Pflanz­ab­stand von min­de­stens 60 Zen­ti­me­tern und ein kon­se­quen­tes Aus­gei­zen, damit genü­gend Luft durch­zie­hen kann und die Blät­ter mög­lichst trocken blei­ben. Gie­ßen Sie nur über den Boden und benet­zen Sie die Blät­ter mög­lichst nicht. Beson­ders in Regio­nen, die öfter mit Nie­der­schlä­gen rech­nen, ist der Toma­ten­an­bau unter einem Dach emp­feh­lens­wert. So blei­ben die Pflan­zen weit­ge­hend trocken und es kann Wind durchziehen.

Des­halb soll­ten auch die Sei­ten der Über­da­chungs­vor­rich­tung offen blei­ben, even­tu­ell ledig­lich die Wet­ter­sei­te geschlos­sen. Pflan­zen Sie Toma­ten und Kar­tof­feln mög­lichst weit aus­ein­an­der, denn oft sind erst die Blät­ter der Kar­tof­feln befal­len, bevor die Pilz­spo­ren die Toma­ten infi­zie­ren. Die Toma­ten­stä­be wer­den mit Sei­fen­lau­ge gewa­schen und vor­sorg­lich im näch­sten Jahr ein ande­res Beet gewählt. Die Nut­zung von Foli­en­hau­ben ist ungün­stig. Es bil­det sich schnell Schwitz­was­ser, was wie­der­um Pilz­in­fek­tio­nen begünstigt.

Ist das Gewächs­haus die bes­se­re Alternative?

Da könn­te man mei­nen, es sei bes­ser die Toma­ten in ein Klein­ge­wächs­haus zu pflan­zen. Dies bie­tet guten Regen­schutz, es kann frü­her gepflanzt wer­den und es ist eine zeit­lich län­ge­re Ern­te zu erwar­ten. Aller­dings ist das Gan­ze abhän­gig von der Grö­ße. Je klei­ner das Gewächs­haus, umso pro­ble­ma­ti­scher wird der Anbau. Stei­gen die Außen­tem­pe­ra­tu­ren, wird es im Inne­ren schnell zu heiß.

Bei hoher Luft­feuch­te besteht die Gefahr ver­schie­de­ner ande­rer Pilz­krank­hei­ten wie Grau­schim­mel, Samt­flecken­krank­heit und ande­re. Manch­mal ist der Frucht­an­satz durch gerin­ge Befruch­tung nicht befrie­di­gend. Lüf­ten Sie so viel wie mög­lich und öff­nen Sie Türen und Fen­ster, auch in der Nacht.

Wer wei­te­re Fra­gen hat, wen­det sich an das Gar­ten­te­le­fon (Tel.: 0931/9801–147) oder schreibt eine E‑Mail an bay.​gartenakademie@​lwg.​bayern.​de.

Wei­te­re Infor­ma­tio­nen gibt es auf den Inter­net­sei­ten der Baye­ri­schen Gartenakademie:

  • www​.lwg​.bay​ern​.de/​g​a​r​t​e​n​a​k​a​d​e​m​i​e​/​i​n​d​e​x​.​php.
  • www​.lwg​.bay​ern​.de/​g​a​r​t​e​n​a​k​a​d​e​m​i​e​-​i​n​f​o​s​c​h​r​i​f​ten – Infoschriften
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Autorin Isol­de Keil-Vier­hei­lig, Baye­ri­sche Gartenakademie
Bil­der: Chri­sti­ne Sche­rer © Baye­ri­sche Gar­ten­aka­de­mie an der LWG Veitshöchheim