Coburg/​Dormitz: „Ein altes Kreuz wird digi­tal“ – Pro­jekt der Hoch­schu­le Coburg

Symbolbild Heimatkunde
1. Kreuz aus Balken: Das Namen-Gottes-Kreuz wurde von CREAPOLIS aus originalen Kirchenbalken reproduziert

1. Kreuz aus Bal­ken: Das Namen-Got­tes-Kreuz wur­de von CREA­PO­LIS aus ori­gi­na­len Kir­chen­bal­ken reproduziert

Ein histo­ri­scher Fund in der Zeit­kap­sel im Turm­knauf einer ober­frän­ki­schen Kir­che gibt Rät­sel auf. Die Ver­net­zungs­platt­form der Hoch­schu­le Coburg, CREA­PO­LIS, hat mit der Unter­stüt­zung der Rai­ner-Mark­graf-Stif­tung ein Pro­jekt dazu initiiert.

„Es wird noch gerät­selt, wie das 300 Jah­re alte Kreuz über­haupt in den Turm­knauf kam, wem es gehör­te“, berich­tet Dr. Mar­kus Neu­feld, Pro­jekt­lei­ter von CREA­PO­LIS. Nicht nur das macht die Geschich­te so span­nend. Bei Reno­vie­rungs­ar­bei­ten der Kir­che „Unse­re lie­be Frau“ in Dormitz im Land­kreis Forch­heim wur­de in der Zeit­kap­sel des Glocken­turms, neben histo­ri­schen Mün­zen und Doku­men­ten, ein gema­tri­sches Namen-Got­tes-Kreuz ent­deckt. Es ist nur 72 mal 42 Mil­li­me­ter groß und stammt ver­mut­lich aus dem 17. Jahr­hun­dert. „Die Ent­schlüs­se­lung der hebräi­schen Schrift­zei­chen und Zah­len auf dem Kreuz hat die Kir­chen­ver­wal­tung der Gemein­de sehr beschäf­tigt“, so Neu­feld. Auf dem Kreuz sind ver­schie­de­ne Zei­chen und Zah­len, die nach bestimm­ten Schlüs­seln für Buch­sta­ben ste­hen. Sozu­sa­gen eine Geheim­schrift. Damit das Kreuz der Nach­welt dau­er­haft erhal­ten bleibt, hat CREA­PO­LIS für die Kir­che ein Pro­jekt gestar­tet. Durch die finan­zi­el­le Unter­stüt­zung der Rai­ner-Mark­graf-Stif­tung konn­te das Vor­ha­ben auch pro­fes­sio­nell rea­li­siert werden.

Ope­ra­ti­on 3D-Scan

Am Insti­tut für Pro­to­ty­pen- und Modell­tech­nik der Hoch­schu­le Coburg wur­de das Kreuz zunächst digi­ta­li­siert. „Das Kreuz ist lei­der zer­bro­chen, aber es konn­te sozu­sa­gen digi­tal geklebt wer­den“, beschreibt Neu­feld den ersten Schritt. Die Digi­ta­li­sie­rung erfolg­te mit­tels eines hoch­auf­lö­sen­den 3D-Scan­ners. Der Lei­ter des Insti­tuts Prof. Dr. Mar­kus Stark von der Fakul­tät Maschi­nen­bau und Auto­mo­bil­tech­nik hat sich per­sön­lich der Sache ange­nom­men. Er erklärt: „Die Her­aus­for­de­rung bestand dar­in, das in zwei Tei­le zer­bro­che­ne und auch ver­bo­ge­ne Kreuz digi­tal zu repa­rie­ren und gera­de zu bie­gen. Hier­für haben wir mit unter­schied­li­chen Soft­ware-Werk­zeu­gen gear­bei­tet und das Modell am Com­pu­ter opti­miert. Auf die­ser Basis haben wir dann im 3D-Metall­druck eine Ver­si­on des Kreu­zes produziert.“

CNC_Kirchenbalken_klein

CNC_​Kirchenbalken_​klein

Im näch­sten Schritt konn­ten auf Basis des 3D-Modells belie­bi­ge Repro­duk­tio­nen erstellt wer­den. Ob im 3D-Druck, auf der CNC-Frä­se oder im Laser­cut­ter – die Repli­ken wur­den im Maker­space vom CREA­PO­LIS-Team pro­du­ziert. „Der Clou ist, dass wir auch eine Serie von Kreu­zen aus ori­gi­na­len Eichen­bal­ken des Dach­stuhls der Kir­che fer­ti­gen konn­ten“, freut sich Mar­kus Neu­feld. Außer­dem gibt es eine „ein­fa­che­re“ Serie aus Sperr­holz. Tobi­as Chil­la, Mit­glied der Dormit­zer Kir­chen­ver­wal­tung, berich­tet von begei­ster­ten Reak­tio­nen beim Anblick der ersten Fotos: „Das Kreuz aus dem Kirch­turm war für uns eine klei­ne Sen­sa­ti­on. Die Vor­stel­lung, dass bald vie­le Men­schen in den Genuss einer Replik die­ses Schmuck­stückes kom­men, lässt bei uns die Vor­freu­de stei­gen!“ Die Kreu­ze wer­den am 1. August bei einem Fest­got­tes­dienst mit Weih­bi­schof Her­wig Gös­sl als Devo­tio­na­lie ange­bo­ten. Wei­te­re Infor­ma­tio­nen zum Fest­got­tes­dienst gibt es hier: www​.pfar​rei​-dormitz​-klein​sen​del​bach​.de

Text: Pia Dahlem