Bay­reuth: Stadt­wer­ke schlie­ßen Coro­na-Jahr 2020 mit Defi­zit ab

Bay­reuth – Coro­na tie­fe Kra­ter in den Jah­res­er­geb­nis­sen von Unter­neh­men hin­ter­las­sen. Auch die Stadt­wer­ke Bay­reuth müs­sen für 2020 einen Ver­lust in Höhe von rund 390.000 Euro aus­wei­sen. Von einem „blau­en Auge“ spricht Stadt­wer­ke-Geschäfts­füh­rer Jür­gen Bay­er. Ange­sichts ver­wai­ster Bäder und lee­rer Bus­se hät­te das Minus dra­ma­ti­sche For­men anneh­men kön­nen. Ungläu­big habe er Anfang März 2020 die Nach­rich­ten ver­folgt, so Jür­gen Bay­er, Geschäfts­füh­rer der Stadt­wer­ke Bay­reuth. „Daß ein Virus die Welt der­art aus den Angeln hebt, hät­ten wohl die wenig­sten für mög­lich gehal­ten“. Weni­ge Wochen spä­ter hat­te Coro­na auch Bay­reuth und die Regi­on fest im Griff, wovon auch die Stadt­wer­ke Bay­reuth betrof­fen waren. Einer­seits, da das Unter­neh­men schnell sei­ne Not­fall­plä­ne akti­vie­ren muss­te: „Wir ver­sor­gen die Men­schen in unse­rer Regi­on mit Ener­gie und Was­ser und wir küm­mern uns um den ÖPNV. Das muss auch in Zei­ten einer Pan­de­mie funk­tio­nie­ren“. Ande­rer­seits, weil die Fol­gen der Pan­de­mie für hand­fe­ste wirt­schaft­li­che Pro­ble­me bei den Stadt­wer­ken Bay­reuth sorg­ten: Die Fahr­gast­zah­len im Stadt­bus­ver­kehr bra­chen ein, die Park­ein­rich­tun­gen des Unter­neh­mens blie­ben in wei­ten Tei­len leer und die Lohen­grin Ther­me und das Stadt­bad muss­ten schlie­ßen. „Gera­de im Ver­kehr- und Bäder­be­reich waren gro­ße Tei­le unse­res Umsat­zes plötz­lich weg“, so Jür­gen Bay­er. „Das war ein Pro­blem für unse­re Liqui­di­tät, denn die Kosten für Ener­gie, Treib­stof­fe und Per­so­nal waren natür­lich noch da. Wir muss­ten sofort gegen­steu­ern und sind dank­bar, dass sich meh­re­re Abga­ben an die öffent­li­che Hand stun­den lie­ßen.“ Inso­fern ver­wun­de­re es nicht, dass der Umsatz im Unter­neh­men um gut 3 Mil­lio­nen Euro auf rund 134 Mil­lio­nen Euro zurück­ging. Dies mach­te sich auch beim Ergeb­nis bemerk­bar: 390.000 Euro Ver­lust müs­sen die Stadt­wer­ke für das Geschäfts­jahr 2020 ver­bu­chen. Dass sich das Minus in Gren­zen hält – im Vor­jahr wie­sen die Stadt­wer­ke immer­hin ein Minus von rund 470.000 Euro aus –, lie­ge aber vor allem an den staat­li­chen Coro­na-Hil­fen, der Mög­lich­keit der Kurz­ar­beit im Bäder­be­reich und der Bereit­schaft der Bay­reu­ther Ther­mal­bad GmbH (BTB), der die Lohen­grin Ther­me gehört, den Stadt­wer­ken Bay­reuth die Pacht zu erlas­sen. „Dank die­ser Unter­stüt­zung sind wir mit einem blau­en Auge davon­ge­kom­men“, betont Bayer.

Zu Gute kam den Stadt­wer­ken, dass die Pan­de­mie das Ener­gie­ge­schäft und die Trink­was­ser­ver­sor­gung kaum in Mit­lei­den­schaft zog. Ins­ge­samt erziel­te das Unter­neh­men in die­sen Spar­ten ein Ergeb­nis von knapp 9,2 Mil­lio­nen Euro nach Steu­ern – ein leich­tes Plus gegen­über dem Vor­jahr. „Wir haben 2020 rund 5,3 Mil­li­ar­den Liter Trink­was­ser an unse­re Kun­den gelie­fert, fast genau­so viel wie im Vor­jahr“, sagt Bay­er. Beim Ver­kauf von Gas und Strom muss­te das Unter­neh­men aller­dings einen Rück­gang um rund 5 Pro­zent hin­neh­men. „Das kommt vor allem von Gewer­be­be­trie­ben, die im Zuge des Lock­downs im Früh­jahr und im Win­ter zusper­ren muss­ten und dann natür­lich auch kei­ne Ener­gie von uns bezo­gen haben.“ Der Fern­wär­me­ver­kauf konn­te im Gegen­satz dazu sogar um knapp 2 Pro­zent zule­gen. Ledig­lich bei der Käl­te­ab­ga­be, die Stadt­wer­ke betrei­ben auch Käl­te­an­la­gen für Groß­kun­den, gin­gen die Zah­len gegen­über dem Vor­jahr um fast 13 Pro­zent nach unten – auch das eine Fol­ge des Lock­downs. „In unse­rem Brot- und But­ter­ge­schäft lief es ange­sichts der gesamt­wirt­schaft­li­chen Ver­wer­fun­gen ordent­lich“, sagt Bay­er. „Das wol­len und dür­fen wir nicht unter den Tisch fal­len las­sen, weil wir durch den engen Aus­tausch mit vie­len Kun­din­nen und Kun­den wis­sen, dass es ande­re deut­lich här­ter getrof­fen hat. Wo es eng wur­de, haben wir den Betrof­fe­nen gehol­fen, indem wir Zah­lun­gen gestun­det haben oder Zah­lungs­plä­ne ange­passt haben.“

Deut­lich här­ter traf die Stadt­wer­ke Bay­reuth die Coro­na-Kri­se in der Bäder- und Ver­kehrs­spar­te des Unter­neh­mens: Lohen­grin Ther­me und Stadt­bad muss­ten zum 14. März schlie­ßen. Wäh­rend die Ther­me zumin­dest im Som­mer 2020 für drei Mona­te öff­nen konn­te, muss­te das Stadt­bad geschlos­sen blei­ben, weil die Lüf­tungs­an­la­ge nicht die Coro­na-Auf­la­gen erfüll­te. So kam es, dass das Stadt­bad im ver­gan­ge­nen Jahr ledig­lich von 37.000 Men­schen besucht wur­de (Vor­jahr: 83.000 Gäste). Einen Besu­cher­rück­gang um zwei Drit­tel muss­ten sowohl die Lohen­grin Ther­me (69.000 Besu­cher) als auch das Kreuz­stein­bad (49.000 Besu­cher) hin­neh­men. „2020 war für unse­re Bäder schlimm und ich sehe uns hier noch längst nicht über den Berg“, sagt Jür­gen Bayer.

Ähn­lich schätzt er die Lage beim Stadt­bus­ver­kehr ein. „Das lässt sich bis heu­te kurz und knapp zusam­men­fas­sen: Weni­ge Fahr­gä­ste und mei­stens lee­re Bus­se“, sagt der Stadt­wer­ke-Chef. „Es war uns von Beginn der Pan­de­mie an ein Anlie­gen, den Infek­ti­ons­schutz in unse­ren Bus­sen hoch­zu­hal­ten. Im Schü­ler­ver­kehr, wo unse­re Fahr­gast­spit­ze liegt, haben wir bis heu­te bis zu 41 Bus­se gleich­zei­tig auf der Stra­ße, was einer Stei­ge­rung von 70 Pro­zent gegen­über dem regu­lä­ren Lini­en­ver­kehr dar­stellt.“ Obwohl die Bus­se der Stadt­wer­ke 2020 nur 3 Pro­zent weni­ger Strecke gegen­über dem Vor­jahr zurück­ge­legt haben – ins­ge­samt rund 2 Mil­lio­nen Kilo­me­ter –, waren rund 1,3 Mil­lio­nen Fahr­gä­ste weni­ger mit den Stadt­bus­sen unter­wegs. Alles in allem haben die Stadt­wer­ke rund 4,8 Mil­lio­nen Fahr­gä­ste ans Ziel gebracht, was gegen­über 2019 einem Rück­gang von fast 22 Pro­zent ent­spricht. „Auch für das lau­fen­de Jahr müs­sen wir mit ähn­li­chen Zah­len rech­nen“, befürch­tet Jür­gen Bay­er. „Es wird mit Sicher­heit dau­ern, bis unse­re Fahr­gä­ste wie­der zurückkehren.“

Tri­stesse auch beim Blick auf die Zah­len der Park­ein­rich­tun­gen der Stadt­wer­ke: Ledig­lich 226.000 Kurz­par­ker konn­ten die Stadt­wer­ke in den Tief­ga­ra­gen Rathaus/​Kanalstraße und Unte­res Tor sowie im Park­haus Oberfrankenhalle/​Sportpark und auf dem Park­platz Am Sen­del­bach will­kom­men hei­ßen – ein Rück­gang von nahe­zu einem Drit­tel gegen­über dem Vorjahr.

Die Bäder und Ver­kehrs­spar­te der Stadt­wer­ke Bay­reuth erziel­ten gemein­sam ein Minus nach Steu­ern in Höhe von knapp 7,2 Mil­lio­nen Euro. „Es ist fast schon eine Iro­nie des Schick­sals, dass wir trotz der Coro­na-Bela­stun­gen unser Ergeb­nis im Ver­gleich zu 2019 um rund 600.000 Euro ver­bes­sert haben“, unter­streicht Jür­gen Bay­er. „Das war aber nur mög­lich, weil alle Akteu­re unse­re Not erkannt und gehol­fen haben.“ So konn­ten die Per­so­nal­ko­sten durch die Kurz­ar­beit ver­rin­gert wer­den, und die Stadt­wer­ke haben staat­li­che Lei­stun­gen aus dem ÖPNV-Ret­tungs­schirm sowie der Novem­ber- und Dezem­ber­hil­fe erhal­ten. Eben­so trug die Ent­schei­dung der BTB, den Stadt­wer­ken die Pacht für die Lohen­grin Ther­me in Höhe von rund 740.000 Euro zu erlas­sen, zur finan­zi­el­len Ent­span­nung bei. „Ohne die­se Sofort­maß­nah­men hät­ten wir 2020 ein Mil­lio­nen­de­fi­zit aus­wei­sen müs­sen.“ Jür­gen Bay­er hofft, dass die Stadt­wer­ke auch 2021 nicht im Regen ste­hen gelas­sen wer­den: „Staat­li­che Hil­fen für die Bäder sind für uns nicht mehr zu erwar­ten, umso schö­ner ist es, dass Bund und Land den ÖPNV-Ret­tungs­schirm auf­ge­spannt haben.“

Trotz der schwie­ri­gen Situa­ti­on haben die Stadt­wer­ke Bay­reuth im Geschäfts­jahr 2020 Geld für ihre Zukunft in die Hand genom­men: Die Inve­sti­tio­nen belie­fen sich auf 11,6 Mil­lio­nen Euro. „Wie jedes Jahr haben wir Strom‑, Gas- und Was­ser­lei­tun­gen erneu­ert“, erklärt Bay­er. „Der größ­te Brocken war 2020 unser Pro­jekt an der Uni, wo wir die Wär­me- und Käl­te­ver­sor­gung für ins­ge­samt 5 Mil­lio­nen Euro, natür­lich ver­teilt auf meh­re­re Jah­re, mit einem beson­ders inno­va­ti­ven System ergän­zen, das künf­tig jedes Jahr den Aus­stoß von 5.000 Ton­nen CO2 ver­hin­dern wird.“

Was Coro­na für das lau­fen­de Geschäfts­jahr bedeu­tet, kön­ne er noch nicht end­gül­tig sagen, sag­te Geschäfts­füh­rer Jür­gen Bay­er: „Wir hat­ten ein schwie­ri­ges erstes Halb­jahr und es bleibt nur zu hof­fen, dass die zwei­te Jah­res­hälf­te bes­ser wird. Für uns alle wün­schen wir uns, dass sich mög­lichst vie­le Men­schen imp­fen las­sen, denn das ist für uns der ein­zi­ge Aus­weg aus die­ser Kri­se. Soll­te das klap­pen, bin ich zuver­sicht­lich, dass Coro­na sei­nen Schrecken verliert.“

Stadtwerke Bayreuth