Bam­ber­ger Stadt­rat Hein­rich Schwimm­beck gewinnt Kla­ge vor dem Bay­VerfGH gegen kom­mu­na­le Corona-Ausschüsse

Bay­VerfGH erklärt Art. 120 b Abs. 3 der Gemein­de­ord­nung für den Frei­staat Bay­ern für verfassungswidrig

Zusam­men mit knapp 30 Kommunalpolitiker:innen und der Par­tei DIE LIN­KE. Bay­ern hat­te der Stadt­rat Hein­rich Schwimm­beck im Namen der Frak­ti­on BaLi-Die PAR­TEI eine Popu­lar­kla­ge gegen Tei­le einer Geset­zes­än­de­rung des Kom­mu­nal­rechts eingereicht.

Der Land­tag hat­te in die­sem Gesetz – genau­er der Art. 120 b Abs. 3 – u.a. beschlos­sen, dass bei Fest­stel­lung einer epi­de­mi­schen Lage kom­mu­na­le Gre­mi­en (Stadt­rä­te, Gemein­de­rä­te usw.) ihre Bera­tun­gen mit einer erheb­lich abge­speck­ten Teilnehmer:innenzahl (in sog. Coro­na-Aus­schüs­sen) durch­füh­ren und Beschlüs­se täti­gen dür­fen. Dem­nach könn­te eine Kom­mu­ne beschlie­ßen, die­se Sit­zun­gen als sog. „Feri­en-Aus­schüs­se“ oder „Coro­na-Aus­schüs­se“ mit nur min­de­stens einem Drit­tel der gewähl­ten oder bestimm­ten Rät:innen abzu­hal­ten. Die Rege­lung wür­de zwar „nur“ bis zum Ende der pan­de­mi­schen Lage gel­ten, könn­te aber dazu füh­ren, dass 2/3 aller kom­mu­na­len Mandatsträger:innen für drei Mona­te oder mit Ver­län­ge­rung ein hal­bes Jahr nicht an Sit­zun­gen teil­neh­men kön­nen. Nötig wäre hier­für nur eine Zwei­drit­tel­mehr­heit der im jewei­li­gen Gemein­de­rat abstim­men­den Mit­glie­der. Die lin­ken Beschwerdeführer:innen mach­ten vor dem Baye­ri­schen Ver­fas­sungs­ge­richt (Bay­VerfGH) zudem gel­tend, dass klei­ne poli­ti­sche Grup­pie­run­gen dadurch gänz­lich aus den Bera­tun­gen aus­ge­schlos­sen wür­den. Dies stel­le einen inak­zep­ta­blen Ein­griff in die kom­mu­na­le Demo­kra­tie dar.

Der Baye­ri­sche Ver­fas­sungs­ge­richts­hof folgt die­ser Auf­fas­sung nun voll­um­fäng­lich und hat die mög­li­che Ein­set­zung der sog. Coro­na-Aus­schüs­se für unver­ein­bar mit dem Grund­satz der Wahl­gleich­heit der Baye­ri­schen Ver­fas­sung und des­halb für nich­tig erklärt. Hein­rich Schwimm­beck wer­tet die­se Ent­schei­dung des Bay­VerfGH als Erfolg für die kom­mu­na­le Demokratie.

BaLI-Stadt­rat Schwimm­beck: „Die Ent­schei­dung des Bay­VerfGH ist ein gro­ßer Erfolg für die reprä­sen­ta­ti­ve kom­mu­na­le Demo­kra­tie. Das Urteil weist nicht nur die demo­kra­ti­sche Sorg­lo­sig­keit der Baye­ri­schen Lan­des­re­gie­rung in ihre Schran­ken, son­dern stellt auch ein offen­sicht­lich nöti­ges Kor­rek­tiv für die schla­fen­de Oppo­si­ti­on im baye­ri­schen Land­tag dar: FDP, SPD und Grü­ne hat­ten der ver­fas­sungs­wid­ri­gen Geset­zes­no­vel­le zuge­stimmt oder hat­ten sich ent­hal­ten, so dass lin­ke Kommunalpolitiker:innen die Auf­ga­be der Oppo­si­ti­on über­neh­men und ein wich­ti­ges Urteil für eine funk­tio­nie­ren­de Demo­kra­tie erstrei­ten muss­ten. Poli­tik vor Ort lebt von kom­mu­na­ler Mit­be­stim­mung, wir freu­en uns, dass wir deren unzu­mut­ba­re und unver­hält­nis­mä­ßi­ge Beschnei­dung abwen­den konnten.“

Die Pres­se­mit­tei­lung des Bay­VerfGH zum Urteil fin­den Sie unter fol­gen­dem Link https://​www​.bay​ern​.ver​fas​sungs​ge​richts​hof​.de/​m​e​d​i​a​/​i​m​a​g​e​s​/​b​a​y​v​e​r​f​g​h​/​2​5​-​v​i​i​-​2​1​-​p​r​e​s​s​e​m​i​t​t​-​e​n​t​s​c​h​e​i​d​u​n​g​.​pdf