Kulm­bach: Das Geheim­nis der Dame mit Plas­sen­burg – Wer kennt die Frau?

Symbolbild Heimatkunde
Fasziniert zeigt sich Peter Weith, der Vorsitzende der Freunde der Plassenburg, von dem jüngst erworbenen Porträt einer unbekannten Dame mit Plassenburg, dass der Münchener Maler Franz Xaver Braunmiller 1930 schuf. Der Verein erbittet Hinweise an die E-Mailadresse geheimnis@freunde-der-plassenburg.de. Foto: privat

Fas­zi­niert zeigt sich Peter Weith, der Vor­sit­zen­de der Freun­de der Plas­sen­burg, von dem jüngst erwor­be­nen Por­trät einer unbe­kann­ten Dame mit Plas­sen­burg, dass der Mün­che­ner Maler Franz Xaver Braun­mil­ler 1930 schuf. Der Ver­ein erbit­tet Hin­wei­se an die E‑Mailadresse geheimnis@​freunde-​der-​plassenburg.​de. Foto: privat

Die Freun­de der Plas­sen­burg erstei­ger­ten jüngst das Por­trät einer edlen Dame mit Plas­sen­burg. Nun bit­tet der Ver­ein um Mit­hil­fe: Wer ist die Frau mit der Plas­sen­burg? Woher kommt das Gemäl­de? Als Beloh­nung win­ken Gastro-Gutscheine.

Ade­li­ge oder Herrscherin?

Streng blickt sie den Betrach­ter an, die Dame auf dem ova­len Gemäl­de, das die Freun­de der Plas­sen­burg vor weni­gen Wochen bei einer Kunst­ga­le­rie in Mün­chen erstan­den haben. Dort wur­de das Bild als „Ade­li­gen­por­trait“ oder gar „Herr­sche­rin“ aus Kulm­bach ange­bo­ten. Die­se Annah­men dürf­ten kaum stim­men. Das Hüft­bild zeigt eine in ein auf­wän­dig gear­bei­te­tes, brau­nes Rei­se­ko­stüm mit Knopf­lei­ste geklei­de­te Dame. Sie hat eine schlich­te Hoch­steck­fri­sur und hält zwei wei­ße Rosen vor sich im Schoß. Die Blu­men hän­gen nach unten, fri­sche Tau­trop­fen sind vom Maler kunst­voll auf den Blü­ten­blät­tern trä­nen­gleich gesetzt. Mit bei­den Hän­den, unter deren hel­ler Haut sich fein die Äder­chen abzeich­nen, hält die Frau die mit vie­len Sta­cheln bewehr­ten Rosen in ihren augen­schein­lich per­fekt mani­kür­ten Fin­gern. Unper­fekt sind hier aber die Rosen­blät­ter, die Löcher zei­gen, wohl den typi­schen Rosen­rost, ein häu­fig vor­kom­men­der Schädlingsbefall.

Fest zusam­men­ge­knif­fen scheint der Mund, kein Schmuck ist direkt auf der Haut zu sehen, weder an den Ohren noch den Fin­gern. Die Per­len­ket­te der Frau ist in der Mode der 1920er auf dem Kra­gen getra­gen. Der Blick ist der­ge­stalt ange­legt, dass die Augen dem Betrach­ter zu fol­gen schei­nen, wenn er vor dem Bild auf und ab geht. Doch dies ist nicht unbe­dingt ein Kunst­griff des Malers, son­dern wohl eher eine opti­sche Täuschung.

Ein läs­sig, aber wür­de­voll über bei­de Unter­ar­me geleg­ter Pelz und eine zwei­rei­hi­ge Per­len­ket­te ver­mit­teln zusätz­lich den Ein­druck einer äußerst gut situ­ier­ten Frau aus rei­chem Hau­se. Per­len sind in der Male­rei seit dem 16. Jahr­hun­dert als Sym­bol der Rein­heit, aber auch der Ver­gäng­lich­keit geschätzt. Per­len wie auch die Tau­trop­fen ver­kör­pern Trä­nen aber auch Ver­schwie­gen­heit und Geheim­nis in der Male­rei. Etwas sub Rosa zu erzäh­len, latei­nisch für „unter der Rose“, bedeu­tet unter dem Sie­gel der Ver­schwie­gen­heit. Dies sind sehr deut­li­che Hin­wei­se auf ein Geheim­nis, das das Bild in sich trägt. Die Wei­ße Frau der Plas­sen­burg dürf­te hier sicher nicht dar­ge­stellt sein.

Mit Plas­sen­burg und Spitalkirche

Das Bild ist mit Ölfar­ben auf Holz ganz im Stil von Tafel­bil­dern der Renais­sance und des Früh­ba­rocks geschaf­fen, doch die Mal­wei­se ist modern. Im Hin­ter­grund zeigt sich eine gebir­gi­ge, bewal­de­te Land­schaft, durch­bro­chen von schrof­fen Fel­sen. Der Wald ist leicht nebel­haft dar­ge­stellt. Zwei Gebäu­de ragen jedoch sehr deut­lich erkenn­bar her­aus: Die Plas­sen­burg hin­ter der rech­ten Schul­ter der Frau sowie dar­un­ter die Spi­tal­kir­che aus der Alt­stadt Kulm­bachs. Die wei­te­ren Bau­wer­ke und deren Dächer sind in einer Art Sfu­ma­to gemalt und nur sche­men­haft erkennbar.

 Braune Kleidung , ein wertvoller Pelzmantel, Perlenkette und weiße Rosen schmücken die strenge, edle Unbekannte auf dem Porträt von 1930, zu der die Freunde der Plassenburg die Öffentlichkeit fragen wollen: Wer ist die Frau? Welchen Bezug hat sich zu Kulmbach? Foto: privat

Brau­ne Klei­dung , ein wert­vol­ler Pelz­man­tel, Per­len­ket­te und wei­ße Rosen schmücken die stren­ge, edle Unbe­kann­te auf dem Por­trät von 1930, zu der die Freun­de der Plas­sen­burg die Öffent­lich­keit fra­gen wol­len: Wer ist die Frau? Wel­chen Bezug hat sich zu Kulm­bach? Foto: privat

Die Mün­che­ner Gale­rie bot vor eini­gen Wochen das Bild unter mit der wenig kon­kre­ten Bezeich­nung als „Ober­schich­ten­por­trät“ an, ohne dass Her­kunft oder die dar­ge­stell­te Per­son benannt wur­den. Der Gale­rist erging sich in Ver­mu­tun­gen. Die Iden­ti­tät der Frau ist unbekannt.

Wei­ße Rosen, die nach unten gehal­ten wer­den, sind oft das Sym­bol für Lie­be über den Tod hin­aus. Die Frau ist mit ern­stem Blick im Drei­vier­tel­por­trät dar­ge­stellt und wen­det sich mit ihren Augen direkt an den Betrach­ter. Alles an ihr strahlt Wür­de, Distan­ziert­heit und Wohl­stand aus. Aus der nebel­haf­ten Land­schaft wirkt sie als scharf umris­se­ne Per­son selt­sam ent­rückt. Es ist nicht bekannt, ob hier eine noch leben­de oder eine 1930 even­tu­ell bereits ver­stor­be­ne Per­son dar­ge­stellt wur­de. Eben­so könn­te eine trau­ern­de Dame in Öl fest­ge­hal­ten wor­den sein. Etwas steif wir­ken die gestepp­te wei­ße Blu­se und die Hals­par­tie mit den Per­len, die dem Maler nicht so gelun­gen sind wie Gesicht, Hän­de und das Kleid. Bemer­kens­wert fein sind ihm die Haa­re des Pelz­man­tels sowie die Fri­sur der Dame gelun­gen. Sie dürf­te in rei­fe­rem Alter abge­bil­det sein, graue Sträh­nen sind in ihrem brau­nen Haar zu erahnen.

Franz Xaver Wil­helm Braunmiller

Der Künst­ler heißt Franx Xaver Wil­helm Braun­mil­ler, gebo­ren 1905 in Mün­chen und dort 1993 ver­stor­ben. Er war ein bekann­ter Por­trät-und Kir­chen­ma­ler, der über 300 Got­tes­häu­ser, aus­ge­stat­tet hat. Als jüng­ster ange­nom­me­ner Stu­dent der Münch­ner Kunst­aka­de­mie lern­te er bereits mit 17 Jah­ren bei Max Doer­ner und Adolf Schin­ne­rer. Zahl­rei­che Münch­ner Per­sön­lich­kei­ten und Kir­chen­ver­tre­ter haben sich von ihm por­trä­tie­ren las­sen. Sei­ne Wer­ke wer­den inter­na­tio­nal in Gale­rien und auf Auk­tio­nen gehan­delt. Braun­mil­lers in den 1920er Jah­re begrün­de­tes Ate­lier nutz­te er auch für die Erschaf­fung von Glas­fen­stern. Es wird bis heu­te als Restau­rie­rungs­werk­statt von sei­ner Enke­lin wei­ter­ge­führt. Das Damen­por­trät mit der Plas­sen­burg ist von ihm mit der Jah­res­zahl 1930 signiert.

Es wur­de wohl noch in den 1930er Jah­ren in der Kunst­tisch­le­rei Georg Obern­dor­fer in der Blü­ten­stra­ße in Mün­chen gerahmt, wie ein Auf­kle­ber und ein Stem­pel auf der Rück­sei­te ver­ra­ten. Der Objekt­rah­men ist wuch­tig, dun­kel­braun und mit einer Gold­lei­ste zum Gemäl­de hin noch­mals abge­setzt. Eine für die 1930er Jah­re sehr teu­re Art der Rahmung.

Im Münch­ner Kunst­markt erworben

„Der stell­ver­tre­ten­de Ver­eins­vor­sit­zen­de Hol­ger Peiln­stei­ner hat das Bild vor Ostern im Ange­bot einer Münch­ner Gale­rie im Stadt­teil Schwan­tal­erhö­he ent­deckt. Die qua­li­tät­vol­le Mal­wei­se, der bekann­te Künst­ler und der direkt erkenn­ba­re Bezug zu Kulm­bach und der Plas­sen­burg haben uns über­zeugt, den Ankauf zu wagen“, erklär­te der Vor­sit­zen­de der Freun­de der Plas­sen­burg Peter Weith die Umstän­de der Erwer­bung. Zudem soll­te nach vie­len männ­li­chen Por­träts auch wie­der ein in Ver­bin­dung zur Plas­sen­burg ste­hen­des Damen­bild die Samm­lung des Ver­eins bereichern.

Weiße Rosen können in der Kunst auch Liebe über den Tod hinaus symbolisieren. Weiß ist in vielen Farben auch eine Trauerfarbe. Perlen symbolisieren tränen oder Vergänglichkeit. War die Dargestellte auf dem Bild von 1930 bereits verstorben oder trauerte sie um jemanden? Die Freunde der Plassenburg bitten um Hinweise zu dem neu erworbenen Gemälde. Foto: privat

Wei­ße Rosen kön­nen in der Kunst auch Lie­be über den Tod hin­aus sym­bo­li­sie­ren. Weiß ist in vie­len Far­ben auch eine Trau­er­far­be. Per­len sym­bo­li­sie­ren trä­nen oder Ver­gäng­lich­keit. War die Dar­ge­stell­te auf dem Bild von 1930 bereits ver­stor­ben oder trau­er­te sie um jeman­den? Die Freun­de der Plas­sen­burg bit­ten um Hin­wei­se zu dem neu erwor­be­nen Gemäl­de. Foto: privat

Das Gemäl­de befin­det sich laut Peter Weith trotz klei­ner Schä­den in einem recht guten Zustand: „Mini­ma­le Ver­schmut­zun­gen und klei­ne Krat­zer sind vor­ne zu sehen. Auch am Rah­men sind leich­te Gebrauchs­spu­ren, Ker­ben und Abplat­zun­gen zu erken­nen“. Der Ver­ein wird in den kom­men­den Mona­ten für eine Restau­rie­rung des Bil­des sor­gen, das in Zukunft im Rah­men von Aus­stel­lun­gen oder in einem der Muse­en even­tu­ell dau­er­haft der Öffent­lich­keit prä­sen­tiert wer­den soll. Über die Höhe der Ankauf­sum­me wur­de Still­schwei­gen vereinbart.

Gemalt wurde das Porträt von Franz Xaver Braunmiller aus München. Gerahmt wurde das Bild in den 1930er Jahren in München bei Georg Oberndorfer. Dargestellt sind im Hintergrund  Gebäude aus Kulmbach. Wer war die Frau? Woher kommt das Gemälde? Foto: privat

Gemalt wur­de das Por­trät von Franz Xaver Braun­mil­ler aus Mün­chen. Gerahmt wur­de das Bild in den 1930er Jah­ren in Mün­chen bei Georg Obern­dor­fer. Dar­ge­stellt sind im Hin­ter­grund Gebäu­de aus Kulm­bach. Wer war die Frau? Woher kommt das Gemäl­de? Foto: privat

Ver­ein bit­tet um Mit­hil­fe: Wer war die Frau?

„Zunächst aber wol­len wir das gro­ße Geheim­nis des Bil­des lösen: Wer ist bzw. war die Frau?“ Der Ver­ein for­dert alle Bür­ge­rin­nen und Bür­ger Kulm­bachs und der Regi­on auf, das Bild auf sei­ner Web­sei­te genau­er zu betrach­ten und dem Ver­ein Hin­wei­se auf die Iden­ti­tät der Dar­ge­stell­ten zuzu­sen­den. „Wir wol­len auch wis­sen, wo das Bild ein­mal gehan­gen hat“, so Weith. Die Freun­de der Plas­sen­burg bit­ten dar­um, kon­kre­te Hin­wei­se schrift­lich unter Anga­be der Adres­se des Tipp­ge­bers an die E‑Mailadresse geheimnis@​freunde-​der-​plassenburg.​de, die Fax­num­mer 09221 /87847–199 oder an die Post­an­schrift „Freun­de der Plas­sen­burg, Rosen­krantz­stra­ße 28–30, 95326 Kulm­bach zu sen­den“. Als Beloh­nung für die besten und ziel­füh­rend­sten Hin­wei­se wird der Ver­ein sich bei den Ein­sen­dern mit Gut­schei­nen für Gast­stät­ten aus der Regi­on bedan­ken – daher bit­te unbe­dingt die Absen­der­adres­se angeben.