Sonn­tags­ge­dan­ken: „Mein Haus, mei­ne Auto, mein Boot …“

Symbolbild Religion

Mein Haus, mein Auto, mein Boot, mit die­sem Slo­gan hat eine Bank ein­mal Wer­bung gemacht.

Pfarrer Klaus Weigand (rechts) mit Urmel ...

Pfar­rer Klaus Weig­and (rechts) mit Urmel …

Mein Haus, mein Auto, mein Geld, je mehr ich habe, je mehr ich besit­ze, desto mehr bin ich wert und desto mehr gel­te ich, umso mehr bin ich wert. Nur das was ich habe, was ich machen kann, was ich in die Hand neh­men kann und besit­ze das zählt offen­bar in der Welt.

Aber, ist das Wirk­lich so? Gel­ten wir nur dann etwas, wenn wir viel besit­zen? Was sind wir wert? Was bin ich wert? Viel­leicht haben Sie ja als Kin­der auch ein­mal die­se Fra­ge gesellt. Was bin ich wert? Für wie viel wür­det du mich ver­kau­fen? – Kei­ne Eltern wür­den ihre Kin­der ver­kau­fen. Nicht für alles Geld in der Welt.

Wie viel bin ich dir wert? So fra­gen auch heu­te noch Men­schen, die sich lie­ben und es gibt nichts, mit dem man einen lie­ben Men­schen auf­wie­gen könnte.

Lie­be Freun­de, das zeigt doch, dass es Schät­ze gibt, die viel mehr wert sind als alles Geld in der Welt und dass der wah­re Reich­tum dar­in besteht, die­se zu besitzen.

Lie­be, Treue, Ehr­lich­keit, Gemein­schaft, Ver­trau­en und Ver­ständ­nis wür­de ich zu die­sen Schät­zen zäh­len, was genau das ist, was man sich schen­ken kann, wenn man einen Men­schen ger­ne hat.

Und schen­ken wir das einander?

Oft­mals nicht. Viel­leicht ist das der Grund, dass sich so Vie­le nur an mate­ri­el­len Besitz fest­ma­chen und sich dar­an defi­nie­ren, was sie an mate­ri­el­len Wer­ten besit­zen, weil ihnen die mensch­li­chen Wer­te fehlen.

Wie wäre es, wenn Sie statt Geld ein­fach ein­mal Lie­be ver­schen­ken? Statt ein teu­res Geschen­ke ein wenig Ver­ständ­nis und Ver­trau­en? Kön­nen wir damit doch etwas anfangen?
Genau das aber brau­chen wir. Es sind Wer­te, die so viel mehr wert sind als aller Besitz und aller Reichtum.

In der Geschich­te von Ril­ke mit der Rose wird es deutlich:

Die Rose

Rai­ner Maria Ril­ke ging in der Zeit sei­nes Pari­ser Auf­ent­hal­tes regel­mä­ßig über einen Platz, an dem eine Bett­le­rin saß, die um Geld anhielt. Ohne je auf­zu­blicken, ohne ein Zei­chen des Bit­tens oder Dan­kens zu äußern, saß die Frau immer am glei­chen Ort. Ril­ke gab nie etwas, sei­ne fran­zö­si­sche Beglei­te­rin warf ihr häu­fig ein Geld­stück hin. Eines Tages frag­te die Fran­zö­sin ver­wun­dert, war­um er ihr nichts gebe. Ril­ke ant­wor­te­te: „Wir müs­sen ihrem Her­zen schen­ken, nicht ihrer Hand.“ Weni­ge Tage spä­ter brach­te Ril­ke eine eben auf­ge­blüh­te wei­ße Rose mit, leg­te sie in die offe­ne, abge­zehr­te Hand der Bett­le­rin und woll­te wei­ter­ge­hen. Da geschah das Uner­war­te­te: Die Bett­le­rin blick­te auf, sah den Geber, erhob sich müh­sam von der Erde, taste­te nach der Hand des frem­den Man­nes, küss­te sie und ging mit der Rose davon. Eine Woche lang war die Alte ver­schwun­den, der Platz, an dem sie vor­her gebet­telt hat­te, blieb leer. Nach acht Tagen saß sie plötz­lich wie­der an der gewohn­ten Stel­le. Sie war stumm wie damals, wie­der­um nur wie­der ihre Bedürf­tig­keit zei­gend durch die aus­ge­streck­te Hand. „Aber wovon hat sie denn in all den Tagen gelebt?“ frag­te die Fran­zö­sin. Ril­ke ant­wor­te­te: „Von der Rose …“

Mit der Rose erkennt Ril­ke die Wür­de der Frau an, gibt ihr ihre Wür­de wie­der zurück. Frei­lich kann sie nicht nur von der Rose leben, aber auch nicht ohne sie. „Der Mensch lebt nicht vom Brot allei­ne“. Wir brau­chen genau die­se Wer­te, wie Mensch­lich­keit, Ver­trau­en, Lie­be. Viel­leicht wür­den heu­te nicht so vie­le Men­schen ein­sam und trau­rig sein, ent­täuscht und hoff­nungs­los, wenn wir ihnen sol­che mensch­li­chen Wer­te wie­der geben würden.

Dass es Men­schen gibt, die ihnen die Ihnen die­se wah­ren Wer­te schen­ken, damit auch Sie die­se Wer­te wei­ter­ge­hen kön­nen, das wün­sche ich Ihnen. Denn das was wirk­lich zählt, kann man mit allem Geld nicht bezahlen.

Und des­we­gen bit­te ver­ges­sen Sie nicht, dass Sie ein ganz wert­vol­ler Mensch sind.

Klaus Weig­and


Wei­te­re Sonn­tags­ge­dan­ken

Infos zu Pfar­rer Klaus Weigand

  • Gebo­ren 1966 in Erlen­bach am Main (Unter­fran­ken)
  • Abitur am The­re­sia­num in Bam­berg 1989
  • Stu­di­um der Kath. Theo­lo­gie in Bam­berg und Wien
  • Prie­ster­wei­he 1998
  • Tätig­kei­ten:
  • Fürth, Christ­kö­nig von 1997 – 2010
  • Bucken­ho­fen als Pfarr­ad­mi­ni­stra­tor 2010 – 2015
  • seit 2015 in Herolds­bach und Hausen