Leser­brief zur Dormit­zer Gemein­de­rats­sit­zung zur Umgehungsstraße

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„Freie Wäh­ler in Dormitz ohne Konzept“

Es ist ein ewi­ges Desa­ster – seit 1967 wünscht sich Dormitz eine Umge­hungs­stra­ße, ist Dormitz doch ein Nadel­öhr in jeder Hin­sicht. Man­gels Alter­na­ti­ven fah­ren 13.000 Fahr­zeu­ge tag­täg­lich durch das Dorf. Das ist mehr als auf man­cher Bun­des­stra­ße, wodurch erheb­li­cher Dreck, Lärm und Fein­staub erzeugt wird. Der hohe Schwer­last­ver­kehrs­an­teil (der noch stei­gen soll) stellt ein beson­de­res Gefähr­dungs­po­ten­ti­al für Fuß­gän­ger, ins­be­son­de­re für unse­re Schul­kin­der dar. Auch Rad­fah­rer müs­sen sich hin­durch zwän­gen, denn wegen der gerin­gen Fahr­bahn­brei­te kön­nen kei­ne Rad­we­ge ange­legt wer­den, zumal die Geh­stei­ge ohne­hin in einem schlech­ten Zustand und teils­wei­se sehr eng sind. Dar­auf weist die Inter­es­sens­ge­mein­schaft L(i)ebenswertes Dormitz seit Jah­ren hin.

Lan­ge Zeit war man im Dorf fru­striert über die stän­di­gen Ver­trö­stun­gen des Staatl. Stra­ßen­bau­am­tes, hat man doch schon ein Gewer­be­ge­biet aus­ge­wie­sen, das dar­an ange­schlos­sen wer­den soll und nun wei­test­ge­hend brach­liegt. Und obwohl man der Stadt­um­land­bahn grund­sätz­lich posi­tiv gegen­über steht, weiß man auch, dass es wohl wenig Sinn macht, die­se ange­sichts der bereits bestehen­den bau­li­chen Situa­ti­on noch zusätz­lich mit durch das Dorf fah­ren zu lassen.

Anträ­ge der IG L(i)ebenswertes Dormitz auf Ver­kehrs­ent­schleu­ni­gung, zusätz­li­cher Que­rungs­hil­fen, wei­te­rer Fuß­gän­ger­am­peln etc. wur­den zwar vom Gemein­de­rat wohl­wol­lend unter­stützt, schei­ter­ten bis­lang jedoch stets an der Stra­ßen­bau­ver­wal­tung. Solan­ge die Haupt­stra­ße als Staats­stra­ße aus­ge­wie­sen ist, hat sie in erster Linie den Ver­kehrs­fluss zu bewäl­ti­gen („Leich­tig­keit des Ver­kehrs“), so dass es kaum Spiel­raum für Ver­bes­se­run­gen zum Wohl der Bür­ger gibt.

Stand die Gemein­de des­halb bis­lang geschlos­sen hin­ter der Umge­hungs­stra­ßen-For­de­rung (ein­stim­mi­ger Gemein­de­rats­be­schluss 2014), wichen nun in der letz­ten Sit­zung am 18.02.2021 sechs Gemein­de­rä­te der Frei­en Wäh­ler davon ab. Man emp­fin­det die stän­di­gen Beschwer­den über den Ver­kehr offen­bar als lästig, viel­leicht weil man wohl selbst gar nicht davon betrof­fen ist. Fern­ab von eige­ner Dorf­ent­wick­lungs­ver­ant­wor­tung woll­te man es „basis­de­mo­kra­tisch“ ent­schei­den las­sen, wobei die Dorf­ge­mein­schaft ange­sichts der vie­len Stra­ßen­be­nut­zer gar nicht annä­hernd den rea­len Betrof­fen­heits­kreis wie­der­gibt. Zudem ist es frag­lich, ob jeder Bür­ger glei­cher­ma­ßen betrof­fen ist. Schließ­lich ist es ein Unter­schied, ob jemand zukünf­tig auf­grund der Umge­hungs­stra­ße sei­nen Hund nur noch in eine Rich­tung aus­füh­ren kann oder ob jemand tag­täg­lich das gesund­heits­be­la­sten­de Ver­kehrs­auf­kom­men der Haupt­stra­ße in gerin­ger Ent­fer­nung hin­neh­men muss und sein Kind qua­si nicht allei­ne vor die Türe las­sen kann. Inso­fern ist eine aus­ge­wo­ge­ne Gesamt­be­trach­tung gefragt, die im Rah­men des lau­fen­den Plan­fest­stel­lungs­ver­fah­rens bereits schon sehr aus­gie­big (z. B. öko­lo­gisch, ver­kehrs­tech­nisch etc.) vor­ge­nom­men wurde.

Alter­na­ti­ve Kon­zep­te, um die Bela­stun­gen an der Haupt­stra­ße zu ver­rin­gern, die die Frei­en Wäh­ler selbst zur Wahl noch für not­wen­dig gehal­ten und den Bür­gern ver­spro­chen haben, konn­ten bis­lang nicht vor­ge­legt wer­den. Man wirbt stets um Zusam­men­halt und Gemein­sam­keit, Offen­heit und Trans­pa­renz, ver­sucht jedoch adhoc-Ent­schei­dun­gen zu erwir­ken, ris­kiert damit eine Spal­tung der Dorf­ge­mein­schaft und ver­hin­dert so lei­der eine sinn­vol­le Dorfentwicklung.

Inter­es­sens­ge­mein­schaft L(i)ebenswertes Dormitz
i.A. Klaus Treczka