Bund Natur­schutz Eber­mann­stadt-Wie­sent­tal: Offe­ner Brief zur Wald­ro­dung im Markt Gößweinstein

An
Markt­ge­mein­de Gößweinstein
Amt für Ernäh­rung Land­wirt­schaft und For­sten Bamberg
Land­rats­amt Forch­heim – Unte­re Naturschutzbehörde
Betreff: Offe­ner Brief, Wald­ro­dung Fl​.Nr. 1331 Gemkg. Leutz­dorf, Markt Gößweinstein

Sehr geehr­te Damen und Herren,

am 17.12.2020 wur­de in der Sit­zung des Bau- und Umwelt­aus­schus­ses unter dem Tages­ord­nungs­punkt 6 beschlos­sen, das mit Wald bewach­se­ne Flur­stück zu roden, um es land­wirt­schaft­lich nut­zen zu können.

Nach­dem die Lokal­pres­se dar­über infor­miert hat­te und sich Bür­ge­rin­nen und Bür­ger aus dem Markt Göß­wein­stein an uns gewandt haben, wür­den wir Sie bit­ten, die Ent­schei­dung bzw. eine Geneh­mi­gung zu überdenken.

Nach uns vor­lie­gen­den Infor­ma­tio­nen ist die Flä­che Teil eines Flo­ra-Fau­na Habi­tats (FFH-Gebiet). Ein­grif­fe in die­sen FFH-Gebie­ten unter­lie­gen beson­de­ren gesetz­li­chen Rege­lun­gen und Vor­ga­ben. Die Flä­che zeich­net sich durch fol­gen­de beson­de­re Merk­ma­le aus: Reste von Mager­stand­or­ten bzw. Mager­ra­sen, auf denen sich noch alte Kie­fern­be­stän­de befin­den. Hin­zu kommt die typi­sche Vege­ta­ti­ons­struk­tur eines Wald­saums (Über­gang Offen­land zum Wald). Dazwi­schen gibt es zahl­rei­che alte Lese­stein­hau­fen und klei­ne­re Fels­struk­tu­ren. (vgl. unten­ste­hen­des Bild­ma­te­ri­al). Zusam­men­fas­send kann gesagt wer­den, dass die Flä­che, die an drei Stel­len von inten­siv genutz­tem und bewirt­schaf­te­tem Acker­land umge­ben wird, einen wich­ti­gen Rück­zugs­ort und Stand­ort für die Arten­viel­falt in der Frän­ki­schen Schweiz dar­stellt. Die Tat­sa­che, dass sich die­se Flä­che in einem FFH-Gebiet befin­det, unter­streicht dies noch deut­lich. Die Flä­che erfüllt mit Blick auf die Aus­übung der Jagd (vgl. Kan­zel, Bild­ma­te­ri­al) sicher­lich auch eine wich­ti­ge Funk­ti­on als Rück­zugs­ort für Niederwild.

Hin­zu kommt, dass gera­de mit Blick auf die Kli­ma­er­wär­mung und dem auch in unse­rer Hei­mat zuneh­men­dem Ver­lust an Arten­viel­falt und Bio­di­ver­si­tät, Flä­chen wie die­ser wei­te­re wich­ti­ge Funk­ti­on erfül­len: Z.B. CO₂ Spei­che­rung, Boden- und Trink­was­ser­schutz oder Tem­pe­ra­tur­re­gu­lie­rung in zuneh­men­den Hitzesommern.

Die Umwand­lung in eine inten­siv genutz­te land­wirt­schaft­li­che Flä­che wür­de daher einen Ver­lust die­ser genann­ten wich­ti­gen Funk­tio­nen bedeu­ten. Die umge­be­ne Boden­be­schaf­fen­heit des Ackers zeigt, dass dort in der letz­ten Wachs­tums­pe­ri­ode Mais ange­baut wor­den ist.

Wir wür­den es gemein­sam mit den Bür­ge­rin­nen und Bür­gern, die sich an uns gewandt haben, sehr bedau­ern, wenn Zitat: „Bäu­me fal­len müs­sen, um dar­auf Mais wach­sen zu las­sen bzw. inten­si­ve Land­wirt­schaft zu betrei­ben“ – wofür wie­der­um der inten­si­ve Ein­satz von Her­bi­zi­den und Dün­ge­mit­teln not­wen­dig wäre.

Wir befürch­ten dar­über hin­aus, dass eine geneh­mig­te Nut­zungs­än­de­rung die­ser Flä­che mit der Rodung dazu bei­tra­gen wird, dass wei­te­re ver­gleich­ba­re Flä­chen in der Frän­ki­schen Schweiz das­sel­be Schick­sal erei­len könnte.

Abschlie­ßend stellt sich dir Fra­ge nach Alter­na­tiv­mög­lich­kei­ten. Even­tu­ell könn­te mit Blick auf die beab­sich­tig­te Nut­zungs­än­de­rung sich die Flä­che statt­des­sen dafür eig­nen, in ein Pro­gramm zum Ver­trags­na­tur­schutz auf­ge­nom­men zu wer­den. Der Eigen­tü­mer bzw. Päch­ter könn­te dadurch even­tu­ell sogar noch lang­fri­stig finan­zi­ell pro­fi­tie­ren, wenn der beschrie­be­ne erhal­tens­wer­te Zustand lang­fri­stig mit einem für den Natur­schutz und Arten­schutz pas­sen­den Pfle­ge­pro­gramm erhal­ten und finan­zi­ell geför­dert wird. Gleich­zei­tig wür­de damit auch die Lei­stung eines Land­wir­tes gewür­digt wer­den, der für die Gesell­schaft einen bedeut­sa­men Bei­trag zum Kli­ma, Natur- und Arten­schutz lei­sten würde.

Da ein öffent­li­ches Inter­es­se besteht und die Lokal­pres­se bereits über die beab­sich­tig­te Rodung infor­miert hat­te, sen­den wir unse­ren Offe­nen Brief neben den ent­spre­chen­den Behör­den auch der Lokal­pres­se zu.

Für Rück­fra­gen und eine wei­te­re Aus­spra­che ste­hen wir Ihnen ger­ne zur Ver­fü­gung und wür­den uns gemein­sam mit den Bür­ge­rin­nen und Bür­gern sehr dar­über freu­en, wenn unser Anlie­gen berück­sich­tigt wer­den könnte.

Mit freund­li­chen Grüßen
gez. Chri­sti­an Kiehr, Vor­stand Bund Natur­schutz Ebermannstadt-Wiesenttal