Uni­ver­si­tät Bam­berg gra­tu­liert ihrem ersten dop­pel­ten ERC-Preis­trä­ger Histo­ri­ker – Peter Riedl­ber­ger erhält einen ERC Con­so­li­da­tor Grant in Höhe von 2 Mil­lio­nen Euro

Symbolbild Bildung

Wegen des stren­gen Aus­wahl­ver­fah­rens, der gerin­gen För­der­chan­cen und der außer­or­dent­li­chen Anfor­de­run­gen an Kan­di­da­tin­nen und Kan­di­da­ten gel­ten Grants des Euro­pean Rese­arch Coun­cil (ERC) als pre­sti­ge­träch­tig­ste indi­vi­du­el­le For­schungs­prei­se. An der Uni­ver­si­tät Bam­berg waren bis­lang zwei ERC Start­ing Grants in der Grö­ßen­ord­nung von je 1,5 Mil­lio­nen Euro ange­sie­delt. Hin­zu kommt nun der erste Bam­ber­ger ERC Con­so­li­da­tor Grant in Höhe von rund 2 Mil­lio­nen Euro. Die­ses Pro­jekt wur­de an Dr. Dr. Dr. Peter Riedl­ber­ger ver­ge­ben, der bereits 2015 einen ERC Start­ing Grant erhal­ten hatte.

Der baye­ri­sche Wis­sen­schafts­mi­ni­ster Bernd Sibler gra­tu­liert Peter Riedl­ber­ger zu die­sem bemer­kens­wer­ten Erfolg: „Unse­re For­schung im Frei­staat ist the­ma­tisch breit auf­ge­stellt, her­aus­ra­gend und weg­wei­send – auch in den Gei­stes­wis­sen­schaf­ten. Das macht die­se Aus­zeich­nung mit dem ERC Con­so­li­da­tor Grant für ein For­schungs­pro­jekt zur Geschich­te der Spät­an­ti­ke ganz deut­lich. Die Uni­ver­si­tät Bam­berg mit ihrem aus­ge­prägt gei­stes­wis­sen­schaft­li­chen Pro­fil zeigt bei­spiel­haft, dass klas­si­sche Fächer einen sehr hohen Stel­len­wert an unse­ren Uni­ver­si­tä­ten genie­ßen. Wis­sen­schaft­le­rin­nen und Wis­sen­schaft­ler wie Dr. Dr. Dr. Riedl­ber­ger tra­gen mit ihrer Arbeit und Kom­pe­tenz wesent­lich zur inter­na­tio­na­len Sicht­bar­keit des Wis­sen­schafts­stand­orts Bay­ern bei. Herz­li­chen Glück­wunsch zu die­ser hohen Aner­ken­nung!“ Uni­ver­si­täts­prä­si­dent Prof. Dr. Kai Fisch­bach sagt: „Wir freu­en uns mit Kol­le­gen Riedl­ber­ger und gra­tu­lie­ren ihm herz­lich zu die­sem außer­ge­wöhn­li­chen Erfolg. Die bei­den ERC Grants unter­strei­chen sehr ein­drucks­voll die Stär­ke der Uni­ver­si­tät Bam­berg im Bereich der Geisteswissenschaften.“

Top-Down-Kom­mu­ni­ka­ti­on durch Gesetzestexte

Der ERC Con­so­li­da­tor Grant ermög­licht es Riedl­ber­ger und sei­nem For­schungs­team ab dem kom­men­den Jahr, spät­an­ti­ke Kon­sti­tu­tio­nen zu unter­su­chen. In der Spät­an­ti­ke (cir­ca 300 bis 600 n. Chr.) erfolg­te die Gesetz­ge­bung in Form der soge­nann­ten Kon­sti­tu­tio­nen. Die­se Tex­te ent­spre­chen nicht den heu­ti­gen Erwar­tun­gen an Geset­ze: Anstatt prä­gnant, klar und leicht ver­ständ­lich zu sein, sind sie in anspruchs­vol­ler Pro­sa ver­fasst. Dar­über hin­aus ver­ber­gen sie ihren juri­sti­schen Kern inmit­ten eines umfang­rei­chen Tex­tes. „Die­se eigen­tüm­li­che Situa­ti­on wird noch rät­sel­haf­ter, wenn man bedenkt, dass vie­le die­ser Tex­te nach einem aus­ge­klü­gel­ten System publi­ziert wur­den“, erklärt Riedl­ber­ger. „Sie erreich­ten selbst klei­ne Orte, in denen dann die­se kom­ple­xen Tex­te oft sowohl öffent­lich aus­ge­hängt als auch vor­ge­le­sen wur­den. In einer Welt ohne Fern­se­hen oder Zei­tun­gen stell­ten die neu ein­ge­trof­fe­nen Kon­sti­tu­tio­nen womög­lich die wich­tig­ste Ver­bin­dung zur übri­gen Welt dar.“

Man könn­te erwar­ten, dass ihr Inhalt pro­pa­gan­di­stisch war. Denn ihre Ver­brei­tungs­we­ge führ­ten dazu, dass der Kai­ser über die­se Tex­te einen Groß­teil sei­ner Unter­ta­nen direkt errei­chen konn­te. Das ist aber nicht der Fall. Anstatt die Pro­ble­me zu beschö­ni­gen, bevor­zug­ten meh­re­re Kai­ser ein offe­nes Vor­ge­hen: Sie gaben etwa zu, dass bar­ba­ri­sche Angrif­fe gefürch­tet wer­den müs­sen oder dass ein frü­he­res Gesetz pro­ble­ma­tisch war.

Bam­berg, ein „Hot Spot für spät­an­ti­ke Studien“

„Die Uni­ver­si­tät Bam­berg ist der idea­le Host für mei­nen Grant – sowohl was das aka­de­mi­sche als auch was das admi­ni­stra­ti­ve Umfeld angeht“, bemerkt Riedl­ber­ger. Er bedankt sich für das per­sön­li­che Ver­trau­en und die Unter­stüt­zung durch die Uni­ver­si­täts­lei­tung, die ihm die Arbeit sehr erleich­tert hat. „Für spät­an­ti­ke Stu­di­en ist Bam­berg einer der Hot Spots in Deutsch­land“, fügt Riedl­ber­ger hin­zu. Er erklärt, dass die Spät­an­ti­ke in Bam­berg beson­ders stark ver­tre­ten ist: „Prof. Dr. Hart­win Brandt, einer der füh­ren­den Spät­an­ti­ke-For­schen­den, ist Inha­ber des Lehr­stuhls für Alte Geschich­te. Es gibt eine hoch­kom­pe­ten­te Klas­si­sche Phi­lo­lo­gie. Die Archäo­lo­gie der Römi­schen Pro­vin­zen in Bam­berg zeich­net sich durch die Spit­zen­for­schung gera­de zur Spät­an­ti­ke aus.“

Der Lehr­stuhl für Kir­chen­ge­schich­te und Pat­ro­lo­gie lehrt als einer von weni­gen ori­en­ta­li­sche Spra­chen der Spät­an­ti­ke. Das ein­zig­ar­ti­ge Insti­tut für Archäo­lo­gi­sche Wis­sen­schaf­ten, Denk­mal­wis­sen­schaf­ten und Kunst­ge­schich­te sowie das Zen­trum für Mit­tel­al­ter­stu­di­en stel­len laut Riedl­ber­ger die ent­schei­den­den Ver­bin­dun­gen zur Fol­ge­zeit her. Er lobt ins­be­son­de­re auch die Abtei­lun­gen Dritt­mit­tel­haus­halt (EU) und Per­so­nal sowie das Dezer­nat For­schungs­för­de­rung & Trans­fer, die ihn beim vor­he­ri­gen Grant sowie bei der Vor­be­rei­tung der jet­zi­gen Bewer­bung mit gro­ßem Enga­ge­ment unter­stützt haben.

Zur Per­son:

Peter Riedl­ber­ger, 1973 in Aich­ach gebo­ren, stu­dier­te Alte Geschich­te in Mün­chen, Frei­burg und Paris. Im Jahr 2009 wur­de er in Latei­ni­scher Phi­lo­lo­gie an der CAU Kiel, 2012 in Geschich­te der Natur­wis­sen­schaf­ten an der LMU Mün­chen und 2019 in Rechts­wis­sen­schaf­ten an der Uni­ver­si­tät Tübin­gen pro­mo­viert. Nach Arbeits- und For­schungs­auf­ent­hal­ten in Mün­chen, am War­burg Insti­tu­te in Lon­don, in Tel Aviv und an der Juri­sti­schen Fakul­tät der Uni­ver­si­tät Tübin­gen forscht er seit 2015 an der Uni­ver­si­tät Bam­berg. Er wur­de 2015 mit einem ERC Start­ing Grant aus­ge­zeich­net und hat nun im Wett­be­werb 2020 einen ERC Con­so­li­da­tor Grant erhalten.