Exper­ti­se der Uni­ver­si­tät Bay­reuth zu „grü­nen“ Batterien

Symbolbild Bildung

Die Euro­päi­sche Kom­mis­si­on hat heu­te eine Moder­ni­sie­rung der EU-Rechts­vor­schrif­ten für Bat­te­rien vor­ge­schla­gen. Im Mit­tel­punkt steht dabei die For­de­rung nach mehr Nach­hal­tig­keit Umwelt- und Kli­ma­freund­lich­keit von Bat­te­rien. Zu die­sen Zie­len will auch das Baye­ri­sche Zen­trum für Bat­te­rie­tech­nik (Bay­Batt) bei­tra­gen, ein noch jun­ges For­schungs­zen­trum der Uni­ver­si­tät Bay­reuth. Zugleich ist die Uni­ver­si­tät Bay­reuth mit eige­nen Pro­jek­ten mehr­fach am bun­des­wei­ten Clu­ster­netz­werk „For­schungs­fa­brik Bat­te­rie“ betei­ligt, unter ande­rem mit dem Pro­jekt „green­Batt“.

Dr. Mat­thi­as Daab, Koor­di­na­tor am Bay­Batt, erklärt: „Um die Pro­duk­ti­on von Bat­te­rien nach­hal­tig gestal­ten zu kön­nen, ist eine ganz­heit­li­che Ana­ly­se wich­tig – vom Her­stel­lungs­pro­zess über die Aus­le­gung der fer­ti­gen Bat­te­rie­zel­len bis hin zur Nut­zung. Für die Fer­ti­gung der Bat­te­rie­zel­len soll­ten nach­weis­lich mehr ‚grü­ner‘ Strom und man­gan­rei­che Aktiv­ma­te­ria­li­en ein­ge­setzt wer­den, um Cobalt und Nickel ein­zu­spa­ren.“ Der Bay­reu­ther Exper­te betont die Not­wen­dig­keit einer erhöh­ten Wie­der­ver­wert­bar­keit: „Die Recy­cling­quo­te soll­te bei der Ver­wen­dung end­li­cher Roh­stof­fe prin­zi­pi­ell stark erhöht wer­den. Ins­ge­samt tra­gen zur Nach­hal­tig­keit von Bat­te­rien vier Fak­to­ren bei, die wir als die ‚vier R‘ bezeich­nen: eine hohe Effi­zi­enz über die gesam­te Lebens­dau­er (Redu­ce), die Wie­der­ver­wen­dung, die eine genaue Kennt­nis der Vor­ge­schich­te gebrauch­ter Bat­te­rien erfor­dert (Reu­se), die indu­stri­el­le Auf­ar­bei­tung von Bat­te­rien oder ein­zel­ner Modu­le (Refa­b­ri­ca­te) – und erst danach, wenn die­se Instru­men­te aus­ge­schöpft sind, die mög­lichst umfas­sen­de Wie­der­ver­wen­dung (Recy­cling) ver­wen­de­ter Rohstoffe.“

Dr.-Ing. Bernd Rose­mann ist Lei­ter des vom BMBF geför­der­ten Pro­jekts „green­Batt“ am Lehr­stuhl für Umwelt­ge­rech­te Pro­duk­ti­ons­tech­nik (LUP). Er sagt: „Im Kern gel­ten die Her­aus­for­de­run­gen einer umwelt­freund­li­chen Bat­te­rie­pro­duk­ti­on gene­rell für die Pro­duk­ti­on von Gütern. Zu unter­schei­den sind dabei die Res­sour­cen- und Ener­gie­ef­fi­zi­enz einer­seits und das Schlie­ßen von Pro­dukt- und Stoff­kreis­läu­fen ande­rer­seits. Ein Schwer­punkt unse­rer For­schung ist die indu­stri­el­le Auf­ar­bei­tung, die Refa­bri­ka­ti­on, deren Bedeu­tung immer noch unter­schätzt wird. Sie kann ganz erheb­lich dazu bei­tra­gen, die für eine Neu­pro­duk­ti­on not­wen­di­gen Ener­gien und Roh­stof­fe ein­zu­spa­ren. Daher befas­sen wir uns inten­siv mit der Her­aus­for­de­rung, Bat­te­rie­sy­ste­me von vorn­her­ein so zu gestal­ten, dass eine spä­te­re Wie­der­auf­ar­bei­tung in mög­lichst gro­ßem Umfang und mit mög­lichst gerin­gem Auf­wand statt­fin­den kann.“

Die Fra­ge, wie sich nach­hal­ti­ge Lösun­gen letzt­lich am Markt durch­set­zen kön­nen, wird die Bay­reu­ther Bat­te­rie­for­schung dabei im Blick behal­ten: „Wir wis­sen von ande­ren Pro­dukt­be­rei­chen, dass öko­lo­gi­sche Pro­dukt- und Pro­zess­lö­sun­gen für Her­stel­ler oft einen zusätz­li­chen Auf­wand bedeu­ten. Hin­zu kommt, dass erziel­te Ver­bes­se­run­gen nicht sel­ten durch eine Stei­ge­rung des Kon­sums regel­recht auf­ge­fres­sen wer­den. Die Auto­mo­bil­in­du­strie lie­fert dafür Bei­spie­le: Wird ein PKW infol­ge gestei­ger­ter Effi­zi­enz kosten­gün­sti­ger, ent­schei­den sich die Kun­den beim näch­sten Mal ger­ne für ein bes­ser aus­ge­stat­te­tes, ein grö­ße­res Modell oder gar für ein zusätz­li­ches Fahr­zeug. Im Fal­le der E‑Mobilität könn­te der Wunsch nach grö­ße­rer Reich­wei­te zu höhe­ren Bat­te­rie­ka­pa­zi­tä­ten füh­ren, die wie­der­um den Res­sour­cen­ver­brauch und das Fahr­zeug­ge­wicht stei­gern – und so letzt­lich zu einem höhe­ren Ener­gie­ver­brauch füh­ren“, erläu­tert Rosemann.