Öffent­li­che Gedenk­ver­an­stal­tung an Zer­stö­rung Kulm­bachs für 2020 abge­sagt – Freun­de der Plas­sen­burg erin­nern medial

Symbolbild Heimatkunde

Zer­stö­rung Kulm­bachs als Mahnung

Der zeitgenössische colorierte Holzschnitt des Künstlers Hans Glaser aus Nürnberg zeigt das brennende Kulmbach am 26. November 1553 und die noch unzerstörte Plassenburg über der Stadt mit den schwarzweißen Hohenzollernfahnen. Der originale Holzschnitt wird in der Studienbibliothek Dillingen aufbewahrt und wurde als Postkarte vom Verein Freunde der Plassenburg herausgegeben. Repro: Harald Stark

Der zeit­ge­nös­si­sche colo­rier­te Holz­schnitt des Künst­lers Hans Gla­ser aus Nürn­berg zeigt das bren­nen­de Kulm­bach am 26. Novem­ber 1553 und die noch unzer­stör­te Plas­sen­burg über der Stadt mit den schwarz­wei­ßen Hohen­zol­lern­fah­nen. Der ori­gi­na­le Holz­schnitt wird in der Stu­di­en­bi­blio­thek Dil­lin­gen auf­be­wahrt und wur­de als Post­kar­te vom Ver­ein Freun­de der Plas­sen­burg her­aus­ge­ge­ben. Repro: Harald Stark

Vor 467 Jah­ren erlitt die Stadt Kulm­bach die wohl schwär­ze­ste Stun­de ihrer Geschich­te. All­jähr­lich gedenkt der Ver­ein Freun­de der Plas­sen­burg seit 1928 der Zer­stö­rung Kulm­bachs und dem Tod vie­ler Ein­woh­ner und Sol­da­ten wäh­rend des Zwei­ten Mark­gra­fen­kriegs. Seit 15 Jah­ren wird das Geden­ken wie­der öffent­lich im Rah­men von abend­li­chen Stadt- und Muse­ums­füh­run­gen, Vor­trä­gen sowie einem gemein­sa­men Geden­ken und Gebet in der Alt­stadt mit oft mehr als ein­hun­dert Gästen fei­er­lich began­gen. In die­sem Jahr muss auf­grund der aktu­ell herr­schen­den Ein­schrän­kun­gen wegen der Coro­na-Pan­de­mie das gemein­sa­me Geden­ken im öffent­li­chen Raum für kom­men­den Don­ners­tag abge­sagt wer­den. Die Freun­de der Plas­sen­burg wol­len den­noch ab dem 26. Novem­ber auf ihrer Web­sei­te und ihrem Face­book-Auf­tritt sowie durch das Her­an­tre­ten an die Tages­pres­se an das ein­schnei­den­de und bis heu­te nach­wir­ken­de Ereig­nis erinnern.

Namens­ge­bend für den Kon­ra­di­tag war die seit dem Mit­tel­al­ter vor­herr­schen­de Sit­te, Tage nach Hei­li­gen zu benen­nen. Der 26. Novem­ber war dem 975 ver­stor­be­nen hei­li­gen Bischof Kon­rad von Kon­stanz gewid­met. Grund für den Angriff auf Kulm­bach waren die Kriegs­zü­ge des Mark­gra­fen Albrecht Alki­bia­des von Bran­den­burg-Kulm­bach, der ab 1552 nach­ein­an­der die Bischö­fe von Bam­berg und Würz­burg, die Reichs­stadt Nürn­berg und wei­te­re Nach­barn mili­tä­risch bedroht, von ihnen immense Geld­zah­lun­gen erpresst oder sie gar erobert hat­te. Auch mit ande­ren Reichs­für­sten sowie dem Böh­mi­schen König lag er im Streit. Der Krieg lief ab Juli 1553 und der Nie­der­la­ge bei Sie­vers­hau­sen schlecht für den Mark­gra­fen. Am Kon­ra­di­tag 1553, dem 26. Novem­ber, war die seit eini­gen Tagen vor Kulm­bach lie­gen­de Bela­ge­rungs­ar­mee der Ver­bün­de­ten nach lan­gem Beschuss der Stadt­mau­ern und dem Schla­gen einer Bre­sche zum Angriff übergegangen.

Trup­pen der Reichs­stän­de Bam­berg, Nürn­berg, Böh­men, Sach­sen, Würz­burg, Braun­schweig-Wol­fen­büt­tel, Mainz, Trier, Worms und Spey­er stürm­ten in die weid­wund geschos­se­ne Stadt. Deren Bewoh­ner und ver­tei­di­gen­de Sol­da­ten flüch­te­ten. Nur Kämp­fer wur­den in der Plas­sen­burg auf­ge­nom­men, die Zivi­li­sten muss­ten in die Wäl­der und das „benach­bar­te Aus­land“ wie z.B. nach Coburg flüchten.

Keine Konraditagfeier: Der Vorsitzende der Freunde der Plassenburg Peter Weith bedauert, in diesem Jahr die öffenliche Gedenkveranstaltung des Vereins zur Zerstörung Kulmbachs im Jahr 1553 wegen des geltenden Lockdowns light absagen zu müssen, aber Sicherheit und Gesundheit gingen vor. Foto: Peilnsteiner

Kei­ne Kon­ra­di­tag­fei­er: Der Vor­sit­zen­de der Freun­de der Plas­sen­burg Peter Weith bedau­ert, in die­sem Jahr die öffen­li­che Gedenk­ver­an­stal­tung des Ver­eins zur Zer­stö­rung Kulm­bachs im Jahr 1553 wegen des gel­ten­den Lock­downs light absa­gen zu müs­sen, aber Sicher­heit und Gesund­heit gin­gen vor. Foto: Peilnsteiner

„Man­che glau­ben, es trifft uns heu­te eine ein­zig­ar­ti­ge und tief ein­schnei­den­de Kata­stro­phe, doch schon vor Jahr­hun­der­ten muss­ten die Men­schen in Kulm­bach, Fran­ken und Deutsch­land lei­den. Krank­hei­ten, Krie­ge und Natur­ka­ta­stro­phen tra­fen sie oft weit här­ter als uns heu­te“, mahnt der Ver­eins­vor­sit­zen­de Peter Weith. Damals im 16. Jahr­hun­dert konn­te der ein­zel­ne kaum etwas vor­beu­gend gegen die­se Kata­stro­phen tun. Heu­te sei man da doch einen guten Schritt wei­ter. Man wol­le als Freun­de der Plas­sen­burg die der­zeit gel­ten­den Abstands- und Hygie­ne­re­geln und Vor­ga­ben aus dem aktu­el­len Lock­down light ein­hal­ten und daher kei­ne Ver­samm­lung im öffent­li­chen Raum mit tra­di­tio­nel­lem abschlie­ßen­den Glüh­wein- und Punsch­trin­ken abhal­ten. Es wer­de noch genü­gend Gele­gen­hei­ten für Fei­ern und Gedenk­ver­an­stal­tun­gen geben, wenn die der­zei­ti­ge Pan­de­mie­si­tua­ti­on von unse­rer Gesell­schaft gemei­stert sei. Mit dem gebüh­ren­den Abstand kön­ne sich heu­te jeder in Büchern sowie den Print- wie Online­me­di­en über den schlimm­sten Tag der Stadt­ge­schich­te infor­mie­ren und selbst oder in klein­stem Kreis der Toten gedenken.

Weith for­dert die Kulm­ba­cher Bür­ger auf, sich an das Ereig­nis zu erin­nern und Leh­ren und vor allem auch Zuver­sicht­lich­keit dar­aus zu zie­hen: „Von einem Krieg inner­halb Deutsch­lands, wie er damals herrsch­te, sind wir weit ent­fernt, mit unse­ren Nach­barn in Euro­pa leben wir in Frie­den“. Dies sei ein gro­ßes Geschenk, das im Lau­fe der Jahr­hun­der­te hart erar­bei­tet wur­de und unbe­dingt bewahrt wer­den müs­se. „Krie­ge ken­nen vie­le Deut­sche nur noch aus den Nach­rich­ten. Die Betrof­fe­nen der Krie­ge, bei­spiels­wei­se in Syri­en, Mali und Afgha­ni­stan erle­ben heu­te aber genau das, was uns Kulm­ba­chern 1553 wie­der­fuhr“, mahn­te Weith. Für die Freun­de der Plas­sen­burg ist das Geden­ken an den Kon­ra­di­tag eine ste­te Mah­nung Frie­den zu halten.

In vie­len Staa­ten füh­re feh­ler­haf­te Poli­tik ein­zel­ner, wie die des Mark­gra­fen Albrecht Alci­bia­des dazu, dass deren Ter­ri­to­ri­en und Bevöl­ke­rung Tod, Zer­stö­rung und Insta­bi­li­tät erlei­den müss­ten. Neid und Intri­gen von Poli­ti­kern oder Mili­tärs wie damals des Mei­ße­ner Burg­gra­fen Hein­rich IV. von Plau­en auf Sei­ten der Geg­ner, der eine Rei­he von Län­de­rei­en und Titeln des Mark­gra­fen für sich haben woll­te, ver­tie­fen Kon­flik­te. Hein­rich IV. hat­te nicht viel von sei­nen Erfol­gen, er starb noch wäh­rend der Bela­ge­rung der Plas­sen­burg 1554 in Stadt­stein­ach. Weder er noch Albrecht Ali­bia­des oder gar Kai­ser Karl V., der sei­ne Gunst wech­selnd dem Mark­gra­fen oder des­sen Geg­nern schenk­te, oder Kur­fürst Moritz von Sach­sen zogen einen Vor­teil aus dem Zwei­ten Mark­gra­fen­krieg. Der Kai­ser resi­gnier­te 1555 und zog sich in ein Klo­ster nach Spa­ni­en zurück, Moritz starb nach einer Feld­schlacht gegen Mark­graf Albrecht. Vom Leid und den Beschwer­nis­sen der ein­zel­nen Sol­da­ten und Unter­ta­nen, liest man nur wenig aus zeit­ge­nös­si­schen Quellen.

Die Freun­de der Plas­sen­burg sind zuver­sicht­lich, dass die Kulm­ba­cher Ver­ständ­nis dafür haben, dass in die­sem Jahr kein gemein­sa­mes Geden­ken mit vor Ort statt­fin­den wird. Für das kom­men­de Jahr am Frei­tag, den 26. Novem­ber 2021, plant der Ver­ein aller­dings eine dann hof­fent­lich mög­li­che fei­er­li­che Gedenk­ver­an­stal­tung in der Alt­stadt mit Geschich­te und Geschich­ten, hei­ßen Geträn­ken, Knab­be­rei­en und Back­werk, zu der schon jetzt herz­li­che Ein­la­dung ergeht.

Wei­te­re Infor­ma­tio­nen gibt es ab 26.11.2020 auf www​.freun​de​-der​-plas​sen​burg​.de und www​.face​book​.com/​p​l​a​s​s​e​n​b​urg

Hol­ger Peilnsteiner