Bam­berg-Forch­heim: MdB Lisa Badum (Grü­ne) – „Wir brau­chen ech­te Betei­li­gung des Par­la­ments gera­de in Zei­ten der Corona-Pandemie“

MdB Lisa Badum / Foto: Haas-Hilgers

Lisa Badum, Abge­ord­ne­te für Ober­fran­ken, kom­men­tiert den seit Anfang der Woche gel­ten­den Lock-Down „Light“

„Unser ober­stes Ziel muss es jetzt sein, die Zahl der Kon­tak­te deut­lich und sehr schnell zu ver­rin­gern. Unse­re Gesund­heits­äm­ter kom­men mit der Kon­takt­ver­fol­gung nicht mehr hin­ter­her. Die Inten­siv­bet­ten fül­len sich wie­der, Kli­ni­ken schla­gen bereits Alarm. Um die Kon­trol­le über das Gesche­hen wie­der zu erlan­gen, ist es bes­ser, jetzt zu han­deln als wei­ter abzuwarten.

Den­noch kann es im ach­ten Monat der Pan­de­mie nicht sein, dass die Regie­run­gen wei­ter an den Par­la­men­ten vor­bei han­deln und Pro­gno­sen und ent­spre­chen­de Maß­nah­men im Hin­ter­zim­mer aus­klü­geln. Wir haben hand­lungs­fä­hi­ge Par­la­men­te, die auch schnell ent­schei­den kön­nen. Gera­de wenn es um so weit­rei­chen­de Ein­grif­fe in die Grund­rech­te geht, die einer hand­fe­sten gesetz­li­chen Grund­la­ge ent­beh­ren, braucht es einen par­la­men­ta­ri­schen Pro­zess, der Maß­nah­men bes­ser stützt und begrün­det. Es gibt schlicht kei­ne Not­wen­dig­keit mehr mit Ver­ord­nun­gen zu arbei­ten. Bes­ser wären gute begrün­de­te und debat­tier­te Beschrän­kun­gen. Und das for­dern ja nicht nur wir Grü­ne, son­dern bei­spiels­wei­se auch Wolf­gang Schäuble.

Wir müs­sen in jedem Fall ver­hin­dern, dass das Ver­ständ­nis der Bevöl­ke­rung in die Maß­nah­men abnimmt. Denn das ist neben der Pan­de­mie selbst wohl eine der größ­ten Gefah­ren in der Sache. Vie­le Betrof­fe­ne der Gastro­no­mie oder beson­ders auch der Kul­tur­bran­che haben in den ver­gan­ge­nen Mona­ten groß­ar­ti­ges gelei­stet. Sie trifft der erneu­te Lock-Down, wo sie doch so viel in ihre Hygie­ne­kon­zep­te inve­stiert haben, am här­te­sten. Ich kann ver­ste­hen, dass sie sich von der schein­ba­ren Will­kür der Maß­nah­men unfair behan­delt füh­len. Wich­tig ist, dass sie nun nicht wie­der Opfer erbrin­gen müs­sen und mit den finan­zi­el­len Fol­gen allei­ne gelas­sen wer­den. Kul­tur­in­sti­tu­tio­nen und auch die Gastro­no­mie sind wich­ti­ger Bestand­teil unse­rer Gesell­schaft, sie för­dern Gemein­schaft und Soli­da­ri­tät. Wer­te, auf die wir uns gera­de in Zei­ten die­ser Pan­de­mie beson­ders stüt­zen müs­sen. Das müs­sen wir in Zukunft im Rah­men der Dis­kus­sio­nen um die – zum Teil berech­tig­ten – Maß­nah­men bes­ser berücksichtigen.

Umso wich­ti­ger, dass die Par­la­men­te end­lich wie­der ech­te Betei­li­gung erfah­ren. Die Fra­ge der Ver­hält­nis­mä­ßig­keit von Maß­nah­men soll­te nicht erst von Gerich­ten geklärt wer­den müs­sen, son­dern von Par­la­men­ten. Nach einem aus­ge­wo­ge­nen par­la­men­ta­ri­schen Pro­zess wären die Beschrän­kun­gen bere­chen­ba­rer, gerichts­fe­ster und die Bevöl­ke­rung könn­te auch die Argu­men­te dafür wesent­lich bes­ser nachvollziehen.“