IHK-Gre­mi­um Bay­reuth: Bay­reu­ther Wirt­schaft krisenfest

Trend­aus­wer­tung Konjunktur

IHK-Vizepräsident Jörg Lichtenegger. Foto: IHK

IHK-Vize­prä­si­dent Jörg Lich­ten­eg­ger. Foto: IHK

In Zei­ten stei­gen­der Infek­ti­ons­zah­len ist das eine durch­aus posi­ti­ve Nach­richt: die Bay­reu­ther Wirt­schaft lässt das Coro­na-beding­te Tal laut IHK-Kon­junk­tur­be­fra­gung offen­bar schnel­ler als befürch­tet hin­ter sich und prä­sen­tiert sich im Herbst 2020 über­ra­schend sta­bil. Bes­ser als im Mai wird nicht nur die aktu­el­le Geschäfts­la­ge bewer­tet, auch die Zukunfts­er­war­tun­gen sind deut­lich weni­ger pes­si­mi­stisch. Der Kon­junk­tur­kli­ma­in­dex für die Regi­on Bay­reuth steigt damit um 22 Zäh­ler und liegt nun bei 103 Punk­ten. „Die Unter­neh­men am Wirt­schafts­stand­ort Bay­reuth sind robust und kri­sen­fest. Das ist erfreu­lich. Blickt man in ein­zel­ne Bran­chen, wird die Bewer­tung deut­lich dif­fe­ren­zier­ter. Vie­le Unter­neh­men kämp­fen wei­ter hef­tig mit den Fol­gen der Coro­na-Pan­de­mie. Bei man­chen Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen schwin­det auf­grund der anhal­ten­den Unsi­cher­heit und stei­gen­der Infek­ti­ons­zah­len auch die Zuver­sicht auf eine rasche Bes­se­rung“, sagt IHK-Vize­prä­si­dent Jörg Lich­ten­eg­ger, der auch Vor­sit­zen­der des IHK-Gre­mi­ums Bay­reuth ist.

So rapi­de der Absturz im Früh­jahr die­ses Jah­res war, so erstaun­lich ist die schnel­le Erho­lung der Geschäfts­la­ge in Stadt und Land­kreis Bay­reuth. Von den Spit­zen­wer­ten der Hoch­kon­junk­tur ist man frei­lich noch ein gan­zes Stück ent­fernt, der posi­ti­ve Trend ist aber unver­kenn­bar. 26 Pro­zent der befrag­ten Betrie­be stu­fen ihre der­zei­ti­ge Geschäfts­la­ge als gut ein, wei­te­re 55 Pro­zent nen­nen sie befrie­di­gend. Eine nega­ti­ve Ein­schät­zung ihrer Lage geben 19 Pro­zent der befrag­ten Unter­neh­men ab. Damit hat sich der Anteil der nega­ti­ven Ant­wor­ten im Ver­gleich zur Früh­jahrs­um­fra­ge deut­lich ver­rin­gert. „Nach dem ersten Schock im April konn­ten sich vie­le Unter­neh­men offen­bar gut auf die neue Situa­ti­on ein­stel­len und das Schlimm­ste von ihrem Betrieb abwen­den. Das spricht für die Tat­kraft unse­re Unter­neh­me­rin­nen und Unter­neh­mer, zeigt aber auch, dass die staat­li­chen Unter­stüt­zungs­maß­nah­men bei vie­len Betrie­ben ange­kom­men sind“, so Lich­ten­eg­ger, der jedoch auch auf die Bran­chen ver­weist, in denen die Lage wei­ter schwie­rig ist, wie die Tou­ris­mus­wirt­schaft oder die Rei­se- und Eventveranstalter.

Unsi­cher­heit erschwert Zuversicht

Für den Moment ist die Lage also recht sta­bil. Doch was bringt die Zukunft? Auch hier eine gute Nach­richt: die Zuver­sicht der Bay­reu­ther Unter­neh­me­rin­nen und Unter­neh­mer nimmt im Ver­gleich zum Mai deut­lich zu. Rund ein Vier­tel der Befrag­ten rech­net in den kom­men­den zwölf Mona­ten mit bes­se­ren Geschäf­ten, ein wei­te­res Vier­tel befürch­tet eine Ver­schlech­te­rung der Lage. Die Hälf­te der befrag­ten Betrie­be geht nicht von einer nen­nens­wer­ten Ver­än­de­rung aus. „Ange­sichts der vie­len unge­klär­ten Pro­ble­me um uns her­um ist es kein Wun­der, dass die Zukunfts­ein­schät­zung ver­hal­ten bleibt, unab­hän­gig von der Coro­na-Pan­de­mie. Die inter­na­tio­nal agie­ren­den Unter­neh­men war­ten auf das für den Welt­han­del prä­gen­de Ergeb­nis der US-Prä­si­dent­schafts­wahl. Im Inland steht die Poli­tik vor gro­ßen Her­aus­for­de­run­gen, wie etwa der Trans­for­ma­ti­on der Auto­bran­che, der Umset­zung der Ener­gie­wen­de oder den Anfor­de­run­gen des Kli­ma­schut­zes. Es bleibt zu hof­fen, dass sich die Poli­tik die­sen The­men knapp ein Jahr vor der Bun­des­tags­wahl ent­schlos­sen stellt“, so der Bay­reu­ther Gremiumsvorsitzende.

Glei­ches Bild bei den wei­te­ren Planungen

Die Inve­sti­ti­ons­pla­nun­gen in den Unter­neh­men und die Pla­nun­gen zur Beschäf­ti­gungs­ent­wick­lung fol­gen dem aus­ge­gli­che­nen Trend. Bei­de Ergeb­nis­se stel­len sich deut­lich bes­ser als noch im Früh­jahr dar und bewe­gen sich nun auf einem aus­ge­wo­ge­nen Niveau. Die Pro­gno­sen zum star­ken Abbau von Mit­ar­bei­tern aus dem Früh­jahr haben sich zum Glück nicht bestä­tigt. Den­noch ist die Lage alles ande­re als ent­spannt. Aktu­ell muss kam­mer­weit gut ein Drit­tel der Wirt­schaft ihre Per­so­nal­ka­pa­zi­tät der schwä­che­ren Nach­fra­ge anpas­sen. Dies kann jedoch vor allem über Kurz­ar­beit und fle­xi­ble Arbeits­zeit­mo­del­le erfol­gen und muss nur in gerin­ge­rem Umfang durch den Abbau und die Nicht-Nach­be­set­zung von Stel­len geschehen.

Einen star­ken Schub für den Wirt­schafts­stand­ort Bay­reuth erhofft sich Lich­ten­eg­ger durch staat­li­che Inve­sti­tio­nen in For­schung und Ent­wick­lung sowie die beruf­li­che Bil­dung. „Immer wie­der beschließt die Baye­ri­sche Staats­re­gie­rung Maß­nah­men, um die Uni­ver­si­tät Bay­reuth zu stär­ken, der Berufs­schul­stand­ort darf aber eben­falls nicht zu kurz kom­men.“ Lich­ten­eg­ger sieht den Frei­staat in der Pflicht, die best­mög­li­che Schul­si­tua­ti­on für Aus­zu­bil­den­de her­zu­stel­len, nicht nur in Bezug auf eine Moder­ni­sie­rung der Berufs­schu­len son­dern auch auf ihre Erreich­bar­keit aus Stadt und Land­kreis. „Aus­zu­bil­den­de von heu­te sind unse­re Fach­kräf­te von mor­gen! Ihnen gilt es höchst­mög­li­che Auf­merk­sam­keit zu schen­ken, denn sie sind zen­tra­ler Bau­stein für die Zukunfts­fä­hig­keit unse­rer mit­tel­stän­disch gepräg­ten Wirt­schafts­re­gi­on Bayreuth.“

Damit der Wirt­schafts­stand­ort Bay­reuth lang­fri­stig nicht abge­hängt wird, for­dert der IHK-Vize­prä­si­dent zudem einen stär­ke­ren Fokus auf dem The­ma Infra­struk­tur, ins­be­son­de­re in Bezug auf die Bahn­an­bin­dung zwi­schen Bay­reuth, Nürn­berg und Dres­den sowie einen schnel­len und zügi­gen Aus­bau der Hoch­brücke in Bay­reuth auf Höhe der Auto­bahn­aus­fahrt Bay­reuth Nord. „Beim The­ma Infra­struk­tur muss aber auch ein zügi­ger Aus­bau des Breit­band­net­zes auf der Tages­ord­nung blei­ben. Gera­de in der aktu­el­len Situa­ti­on, in der Digi­ta­li­sie­rung und Home Office die Unter­neh­men immer stär­ker for­dern, muss eine sta­bi­le Infra­struk­tur in unse­rer Regi­on gewähr­lei­stet sein“, so Lichtenegger.