IHK für Ober­fran­ken zur Kon­junk­tur: „Coro­na-Aus­wir­kun­gen ebben lang­sam ab“

Erho­lung der ober­frän­ki­schen Wirt­schaft bes­ser als erwartet

IHK-Präsidentin Sonja Weigand. Foto: Privat

IHK-Prä­si­den­tin Son­ja Weig­and. Foto: Privat

„Die ober­frän­ki­sche Wirt­schaft über­rascht mit erstaun­lich posi­ti­ven Kon­junk­tur­wer­ten“, fasst IHK-Prä­si­den­tin Son­ja Weig­and die wich­tig­sten Ergeb­nis­se der jüng­sten Kon­junk­tur­be­fra­gung der IHK für Ober­fran­ken Bay­reuth zusam­men. Die nega­ti­ven Aus­wir­kun­gen der Coro­na-Pan­de­mie schei­nen nach­zu­las­sen. Der IHK-Kon­junk­tur­kli­ma­in­dex erholt sich spür­bar und notiert mit 101 Punk­ten 22 Zäh­ler bes­ser als nach dem Ein­bruch im Mai.

Nach dem mas­si­ven Ein­bruch von Geschäfts­la­ge und Erwar­tun­gen in der Mai-Umfra­ge ver­mel­den die ober­frän­ki­schen Unter­neh­men im Herbst eine spür­ba­re Erho­lung vor allem bei der aktu­el­len Geschäfts­la­ge. Ins­ge­samt ist gut ein Drit­tel der befrag­ten Unter­neh­men mit ihrer aktu­el­len Geschäfts­la­ge zufrie­den und nur noch 23 Pro­zent unzufrieden.

Stark bran­chen­ab­hän­gi­ge Beurteilungen

Das Gesamt­bild ergibt sich aus zum Teil stark unter­schied­li­chen Ein­schät­zun­gen der ein­zel­nen Wirt­schafts­be­rei­che. Beson­ders vie­le posi­ti­ve Rück­mel­dun­gen kom­men aus dem Bau- und dem Dienst­lei­stungs­sek­tor. Der Han­del behaup­tet sich eben­falls recht gut und bewegt sich im Fahr­was­ser des Gesamt­ergeb­nis­ses. Die Indu­strie ver­mel­det erneut unter­durch­schnitt­li­che, aber im Sal­do doch leicht posi­ti­ve Wer­te. Im Tou­ris­mus­sek­tor über­wie­gen wei­ter­hin klar die Negativeinschätzungen.

„Auf­fäl­lig ist, dass die Geschäfts­la­ge inzwi­schen wie­der deut­lich posi­ti­ver ein­ge­schätzt wird, obwohl vie­le der befrag­ten Betrie­be in den letz­ten Mona­ten immer noch rück­läu­fi­ge Umsät­ze im In- und Aus­land ver­kraf­ten muss­ten“, so Gabrie­le Hohen­ner, Haupt­ge­schäfts­füh­re­rin der IHK für Ober­fran­ken Bay­reuth. Wäh­rend der Coro­na-Pan­de­mie ist es in vie­len Betrie­ben zu Umsatz­rück­gän­gen gekom­men. Die aktu­el­len Zah­len fal­len letzt­lich bes­ser aus als erwar­tet. Weig­and: „Hier haben die ver­schie­de­nen staat­li­chen Unter­stüt­zungs­maß­nah­men zwei­fel­los dazu beigetragen.“

Unsi­cher­heit und Skep­sis über­wie­gen beim Blick in die Zukunft

28 Pro­zent der Befrag­ten rech­nen mit einer rück­läu­fi­gen Geschäfts­ent­wick­lung in den kom­men­den sechs Mona­ten, aber immer­hin ein Fünf­tel mit einem Auf­wärts­trend. Hohen­ner: „Noch sind die Märk­te ver­un­si­chert. Mög­li­che Ein­schrän­kun­gen des Wirt­schafts­le­bens auf­grund pro­gno­sti­zier­ter Infek­ti­ons­zah­len in Herbst und Win­ter sind aus Sicht manch eines Unter­neh­mers nicht auszuschließen.“

Im Sal­do aus­ge­gli­chen sind die Erwar­tun­gen sowohl bei den Dienst­lei­stun­gen, als auch in der Indu­strie. Hier schei­nen die Unter­neh­men die Aus­wir­kun­gen der Coro­na-Pan­de­mie immer bes­ser in den Griff zu bekom­men. Mit einer ins­ge­samt leicht nega­ti­ven Pro­gno­se war­tet der Han­del auf, der trotz guter Umsatz­zah­len im zwei­ten und drit­ten Quar­tal die­ses Jah­res und dem anste­hen­den Weih­nachts­ge­schäft vor der Tür wenig opti­mi­stisch nach vor­ne blickt. Hohen­ner: „Groß ist beim sta­tio­nä­ren Ein­zel­han­del die Befürch­tung, Umsatz unwie­der­bring­lich an den Online-Han­del ver­lo­ren zu haben.“

Tou­ris­mus wei­ter stark unter Druck

Der Tou­ris­mus – der mit am stärk­sten von den Ein­schrän­kun­gen der Wirt­schafts­le­bens betrof­fe­ne Wirt­schafts­zweig – sieht auch für die anste­hen­den Mona­te nur ver­ein­zelt einen Sil­ber­streif am Hori­zont. Zu groß waren die Ein­schnit­te in den ver­gan­ge­nen Mona­ten, als dass eine Nor­ma­li­sie­rung in näch­ster Zeit schon mög­lich wäre.

Blickt man auf die glo­ba­len Märk­te, traut die ober­frän­ki­sche Wirt­schaft am ehe­sten Chi­na, dem EU-Part­nern und auch Nord­ame­ri­ka zu, neue Impul­se für die Export­wirt­schaft zu setzen.

Inve­sti­ti­ons­nei­gung zieht wie­der an

Nach­dem vie­le Unter­neh­men im Früh­jahr ihre Inve­sti­ti­ons­pla­nun­gen vor­erst auf Eis gelegt hat­ten, lässt die ver­hal­ten opti­mi­sti­sche Geschäfts­la­ge auch wie­der eine umsich­ti­ge und vor­aus­schau­en­de Inve­sti­ti­ons­pla­nung zu. Deut­lich weni­ger Unter­neh­men als im Mai wol­len ihre Inve­sti­tio­nen zurück­fah­ren bzw. kei­ne Inve­sti­tio­nen täti­gen. Ins­ge­samt bewegt sich die Inve­sti­ti­ons­nei­gung der ober­frän­ki­schen Wirt­schaft auf einem sta­bi­len Niveau und macht damit einen wich­ti­gen Schritt in Rich­tung Normalität.

Glei­ches gilt – wenn auch unter ande­ren Vor­zei­chen – für den Arbeits­markt. Rund ein Drit­tel der befrag­ten Unter­neh­men muss sei­ne Per­so­nal­ka­pa­zi­tä­ten der schwä­che­ren Nach­fra­ge anpas­sen, bevor­zugt dafür aber wei­ter­hin vor allem das Arbeits­markt­in­stru­ment der Kurz­ar­beit. Ent­las­sun­gen sind erfreu­li­cher­wei­se auch wei­ter­hin eher sel­ten geplant, was für die kom­men­den Mona­te hof­fen lässt.

Weig­and: Wirt­schaft braucht Ent­la­stun­gen, kei­ne Belastungen!

Vie­les habe die Poli­tik in den ver­gan­ge­nen Mona­ten rich­tig gemacht. Nun gel­te es, das Erreich­te nicht zu ver­spie­len. „Das letz­te, das Unter­neh­men aktu­ell brau­chen kön­nen, sind zusätz­li­che büro­kra­ti­sche Fes­seln, wie etwa ein Rechts­an­spruch auf 24 Tage Home­of­fice“, betont Weig­and. „Home­of­fice hat in den ver­gan­ge­nen Mona­ten zu Recht an Bedeu­tung gewon­nen und hat sich für vie­le Unter­neh­men, aber auch Mit­ar­bei­ter zu einem wich­ti­gen Instru­ment ent­wickelt, das bei­de Sei­ten spür­bar ent­la­sten kann. Ein Zwang, also ein Rechts­an­spruch auf 24 Arbeits­ta­ge jähr­lich, wür­de die Vor­tei­le von Home­of­fice aller­dings kon­ter­ka­rie­ren. Die Wirt­schaft braucht in der aktu­el­len Situa­ti­on Ent­la­stun­gen, kei­ne Belastungen!“