Land­rats­amt Bay­reuth ehrt Ehren­amt­li­che für fünf Jah­re Tätig­keit im Bereich Integration

Ehrung Ehrenamtlicher für fünf Jahre Tätigkeit im Bereich Integration
Ehrung Ehrenamtlicher für fünf Jahre Tätigkeit im Bereich Integration

Am 01. Okto­ber wur­den im Land­rats­amt stell­ver­tre­tend für alle, die sich enga­giert haben, 25 Ehren­amt­li­che für fünf Jah­re Tätig­keit im Bereich Inte­gra­ti­on geehrt.

„Eine Hand kann nicht klat­schen“, zitier­te Land­rat Flo­ri­an Wie­demann ein ara­bi­sches Sprich­wort. Über­tra­gen auf die Inte­gra­ti­on sind die Ehren­amt­li­chen in unse­rem Land­kreis, qua­si die zwei­te Hand, die es mög­lich machen zu klat­schen: Staat und Behör­den allein kön­nen die Auf­ga­be der Inte­gra­ti­on nicht stem­men. „Ohne Sie, die Ehren­amt­li­chen, kann Inte­gra­ti­on nicht gelin­gen. Ihre Arbeit ist unver­zicht­bar“, so Land­rat Wiedemann.

Die Geehr­ten haben vor genau fünf Jah­ren damit begon­nen, sich für die Inte­gra­ti­on von Geflüch­te­ten im Land­kreis zu enga­gie­ren: Inner­halb weni­ger Mona­te gab es vier­zehn Unter­kunfts­häu­ser im Land­kreis, dar­un­ter auch eine Erst­auf­nah­me­ein­rich­tung und eine Not­un­ter­kunft mit bis zu 300 Plät­zen in Bad Ber­neck. Es herrsch­ten Auf­nah­me­be­reit­schaft und Auf­bruchs­stim­mung, aber auch gro­ße Skep­sis in der Bevölkerung.

Wie über­all in Deutsch­land wur­den Klei­der­kam­mern ein­ge­rich­tet und Unter­stüt­zer­krei­se gegrün­det. Zwei davon sind heu­te noch Trä­ger der Inte­gra­ti­ons­ar­beit im Land­kreis, der Unter­stüt­zer­kreis Peg­nitz e. V. und die Flücht­lings­hil­fe Bad Ber­neck (FlüBB).

Und noch eine Arbeit begann unmit­tel­bar mit dem Ein­tref­fen der Neu­an­kömm­lin­ge in den Orten: Der ehren­amt­li­che Deutsch­un­ter­richt. In Win­des­ei­le fan­den sich an allen Stand­or­ten ehren­amt­li­che Lehr­kräf­te, die kor­rek­te Gruß­for­meln, die Uhr­zei­ten, die Lebens­mit­tel im Super­markt und natür­lich die Gleich­be­rech­ti­gung von Frau und Mann in Deutsch­land ver­mit­tel­ten. Oft auch mit Hän­den und Füßen. Die­se Auf­ga­be ist bis heu­te geblie­ben, inzwi­schen wer­den sei­tens der Ehren­amt­li­chen sogar spe­zi­el­le Kur­se ange­bo­ten, zum Bei­spiel nur für Frau­en oder zur Alphabetisierung.

Auch die seit dem Herbst 2015 ein­ge­rich­te­ten Frei­zeit­an­ge­bo­te, von Fuß­ball­grup­pen bis zu Begeg­nungs­ca­fés, gibt es viel­fach heu­te noch. In Peg­nitz ist sogar ein Musik­ensem­ble ent­stan­den, die Trom­mel­grup­pe Oka­fo, die schon vie­le kul­tu­rel­le Ver­an­stal­tun­gen in unse­rem Land­kreis berei­chert hat.

Im Früh­jahr 2016 tra­fen all­mäh­lich die ersten Auf­ent­halts­ti­tel bei den Geflüch­te­ten ein. Und damit kam auf die Ehren­amt­li­chen eine neue Auf­ga­be zu: Für die­je­ni­gen, die nun offi­zi­ell blei­ben durf­ten, muss­te Wohn­raum gefun­den und ein­ge­rich­tet wer­den. Noch ein­mal ein Mam­mut­pro­jekt. Es ent­stan­den Lager für gespen­de­te Möbel, Pkw-Anhän­ger wur­den eigens zum Trans­port ange­schafft und so man­ches Wochen­en­de wur­de von Ehren­amt­li­chen für die Umzü­ge geopfert.

Dies war ein Blick zurück in die auf­rei­ben­de Zeit vor fünf Jah­ren. Heu­te ist die Anzahl der Neu­an­kom­men­den gerin­ger gewor­den, und in den Städ­ten und Gemein­den in unse­rem Land­kreis wur­den eini­ge Unter­künf­te wie­der geschlos­sen. Aber das ehren­amt­li­che Enga­ge­ment im Bereich Inte­gra­ti­on wird auch in Zukunft noch gebraucht. Bei den bestehen­den Unter­künf­ten in Bad Ber­neck, Peg­nitz, War­men­stein­ach und Wei­den­berg lau­fen die beschrie­be­nen Akti­vi­tä­ten uner­müd­lich wei­ter. Eine neue Unter­kunft hin­zu­ge­kom­men, die nur Frau­en und Kin­der, häu­fig mit Gewalt­er­fah­rung, auf­nimmt und einen beson­ders sen­si­blen Zugang erfor­dert. Man­cher­orts haben auch nur ein­zel­ne Fami­li­en eine Woh­nung gefun­den. Hier gibt es Ehren­amt­li­che, die nie einem Unter­stüt­zer­kreis ange­hör­ten, son­dern plötz­lich neue Nach­barn mit zahl­rei­chen Fra­gen hat­ten. Und auch sie stel­len sich die­ser Her­aus­for­de­rung und hel­fen, wo es geht: Bei der Anmel­dung im Rat­haus, in Schu­le und Kin­der­gar­ten, der Pro­be­stun­de im Sport­ver­ein und bei der Suche nach einem Arbeitsplatz.

Ehren­amt­li­che sprin­gen über­all da ein, wo zu wenig haupt­amt­li­che Stel­len vor­han­den sind: In unse­rer Regi­on ist das Ehren­amt die tra­gen­de Säu­le der Inte­gra­ti­on. Gera­de im länd­li­chen Raum, in klei­nen Gemein­den, gibt es kei­ne Bera­tungs­stel­len, an die sich die Neu­zu­ge­wan­der­ten wen­den könnten.

Seit Okto­ber 2018 wird die Inte­gra­ti­ons­ar­beit in der Regi­on Bay­reuth durch die App Inte­gre­at unter­stützt: Die App gibt grund­le­gen­de Infor­ma­tio­nen, zum Bei­spiel zum Asyl­ver­fah­ren, zu Sprach­schu­len oder zu Frei­zeit­an­ge­bo­ten in der Regi­on. Die Inhal­te ste­hen der­zeit neben Deutsch in den Fremd­spra­chen Ara­bisch, Eng­lisch, Far­si und Rus­sisch zur Verfügung.

Bereits seit Novem­ber 2015 ist unse­re Inte­gra­ti­ons­lot­sin Frau Sil­via Herr­mann im Land­rats­amt die Ansprech­part­ne­rin für die Ehren­amt­li­chen im Bereich Inte­gra­ti­on. Durch die Arbeit der Inte­gra­ti­ons­lot­sen­stel­le ist es gelun­gen, ein star­kes land­kreis­wei­tes Netz­werk der Ehren­amt­li­chen zu knüp­fen. Inzwi­schen sind auch Geflüch­te­te selbst Teil die­ses Netz­werks und brin­gen sich ehren­amt­lich als Sprach­mitt­ler und Kul­tur­er­klä­rer ein. Dies ver­deut­li­che sicht­ba­re Fort­schrit­te der Inte­gra­ti­on. Der Land­kreis Bay­reuth ist dabei, einen eige­nen Inte­gra­ti­ons­bei­rat ins Leben zu rufen. Die­ser soll eine wei­te­re Säu­le wer­den, auf der das gute Zusam­men­le­ben der Men­schen mit und ohne Migra­ti­ons­hin­ter­grund im Land­kreis ruht.

Dr. Har­ro Honol­ka aus Mün­chen erläu­ter­te in einem Vor­trag wie Inte­gra­ti­on auf dem Land andern­orts gelun­gen ist und Aras Hes­so aus Peg­nitz sorg­te für die musi­ka­li­sche Umrah­mung der Veranstaltung.