BUND Natur­schutz: „Geneh­mi­gung der Höl­len­tal­brücken fal­sches Signal“

„Umwelt­mi­ni­ster Thor­sten Glau­ber in der Hölle“

Die heu­te ver­kün­de­te Geneh­mi­gung des Brücken­bau­es durch Umwelt­mi­ni­ster Glau­ber kom­men­tiert der BUND Natur­schutz in Bay­ern e.V.:

Richard Mer­gner, Lan­des­vor­sit­zen­der: „Nur durch eine Aus­nah­me­ge­neh­mi­gung konn­te das umstrit­te­ne Pro­jekt noch wei­ter durch­ge­boxt wer­den. Dass sich Mini­ster Glau­ber über die Beden­ken der Exper­ten des Natur­schutz­bei­ra­tes der Regie­rung von Ober­fran­ken hin­weg­setzt, sen­det ein fata­les Signal für fun­dier­te Ent­schei­dun­gen. Wir hal­ten das Pro­jekt wei­ter für falsch und natur­schutz­fach­lich nicht genehmigungsfähig.

Ulrich Schar­fen­berg, 1. Vor­sit­zen­der der Kreis­grup­pe Hof: „Ein schwar­zer Tag fürs Ehren­amt in Bay­ern. Thor­sten Glau­ber, von Beruf Archi­tekt und der­zeit baye­ri­scher Umwelt­mi­ni­ster, hat sich über das mehr­heit­lich gegen den Brücken­bau gefäll­te Votum des Natur­schutz­bei­ra­tes hin­weg­ge­setzt und so all den ehren­amt­lich in Bay­ern enga­gier­ten Natur­schüt­zer gezeigt, was die baye­ri­scher Staats­re­gie­rung von ihren Bemü­hun­gen um den Schutz der Hei­mat hält. Ein rich­tig schwar­zer Tag.“

Mit Schrei­ben vom 10.07.2020 hat­ten sich bei­de BN-Ver­tre­ter an den Mini­ster gewandt und um Ableh­nung gebeten:

„Sehr geehr­ter Herr Staatsminister,
der Natur­schutz­bei­rat bei der Regie­rung von Ober­fran­ken, ein Gre­mi­um aus­ge­wie­se­ner Natur­schutz­fach­leu­te des Regie­rungs­be­zirks, hat Ende Juni eine ein­deu­ti­ges Votum abge­ge­ben: Der Bau der geplan­ten Hän­ge­brücke wird abgelehnt.
Die Regie­rung von Ober­fran­ken will an ihrer posi­ti­ven Bewer­tung fest­hal­ten und hat dies Anfang Juli 2020 auch öffent­lich mit­ge­teilt. Nach Bay. Natur­schutz­ge­setz muss nun die nächst­hö­he­re Ebe­ne, Ihr Mini­ste­ri­um, ent­schei­den. Wir möch­ten Sie bit­ten, die guten Grün­de der Natur­schutz­bei­rä­te sorg­fäl­tig zu prüfen.

Die uns vor­lie­gen­den Stel­lung­nah­men zum geplan­ten Vor­ha­ben las­sen für uns jeden­falls den Schluss zu, dass der Bau im Natur­schutz­ge­biet nicht nur durch die Brücken­wie­der­la­ger ein erheb­li­cher Ein­griff wäre, son­dern auch durch den Betrieb mit pro­gno­sti­ziert 200.000 – 400.000 Besu­che­rIn­nen pro Jahr das Natur­schutz­ge­biet von zu vie­len Per­so­nen besucht wür­de. Da erwar­tungs­ge­mäß ein Teil der Besu­che­rIn­nen durch das NSG zurück­lau­fen wür­den, wäre mit erheb­li­chen Beein­träch­ti­gun­gen auch abseits der Wege zu rech­nen. Das Land­rats­amt will dies mit zusätz­li­cher Natur­schutz­wacht in den Griff bekom­men und bestä­tigt damit impli­zit unse­re Befürch­tun­gen. Zahl­rei­che aktu­el­le Berich­te über Ver­stö­ße gegen das Wege­ge­bot in Natur­schutz­ge­bie­ten (z.B. NSG Ten­nen­lo­her Forst, NSG Hain­berg u.v.a.) zei­gen, dass trotz erheb­li­cher Anstren­gun­gen der dor­ti­gen Natur­schutz­wäch­ter die Ver­stö­ße nicht in den Griff zu brin­gen sind, wenn erst ein­mal ein bestimm­tes Maß tou­ri­sti­scher Nut­zung über­schrit­ten wurde.

Noch gewich­ti­ger ist aber der erheb­li­che Ein­griff in das euro­päi­sche Schutz­ge­biet (FFH-Gebiet Höl­len­tal). Das Ver­fah­ren zur Her­stel­lung des Bau­rechts wur­de – trotz unmiss­ver­ständ­li­cher Hin­wei­se auf das euro­päi­sche Recht in meh­re­ren Stel­lung­nah­men – ohne jeg­li­che Alter­na­ti­venprü­fung durch­ge­führt. Wir brau­chen Ihnen ver­mut­lich nicht dar­le­gen, dass dies for­mal ein schwer­wie­gen­des Ver­säum­nis darstellt.

Wir wür­den es des­halb begrü­ßen, wenn Sie bzw. Ihr Mini­ste­ri­um auf einer ordent­li­chen Alter­na­ti­venprü­fung bestün­den. Der Fran­ken­wald hat zahl­rei­che eben­so spek­ta­ku­lär ein­ge­schnit­te­ne Kerb­tä­ler, wo solch‘ ein Pro­jekt ohne Ein­bu­ßen bei der tou­ri­sti­schen Wirk­sam­keit für die Regi­on und ohne Ein­grif­fe in das Natur­schutz und FFH-Gebiet mög­lich wären. Der BUND Natur­schutz hat die­se Alter­na­ti­ven bereits zu einem frü­hen Zeit­punkt und noch vor dem Bau­rechts­ver­fah­ren in die öffent­li­che Dis­kus­si­on gebracht, lei­der wur­den sie samt und son­ders miss­ach­tet. Anbei sen­den wir Ihnen den Zei­tungs­be­richt der Fran­ken­post, die Stel­lung­nah­me des BN im Pla­nungs­ver­fah­ren und eine Pres­se­mit­tei­lung zum Thema.

Sehr geehr­ter Herr Mini­ster, wir bit­ten Sie ein­dring­lich, hier dem Natur­schutz in einem Gebiet, das laut Ver­ord­nung dem Natur­schutz Vor­rang vor ande­ren Nut­zun­gen ein­räumt, auch Vor­rang zu geben.“