„Coro­na-Dis­zi­plin“ auf dem Bau im Kreis Kulm­bach sinkt

IG BAU: Mehr Ver­stö­ße gegen Abstands- und Hygie­ne-Regeln – Oft kein Hän­de­wa­schen, kei­ne Mas­ken, kein Abstand

Die „Coro­na-Dis­zi­plin“ auf dem Bau sinkt: Auf immer mehr Bau­stel­len im Land­kreis Kulm­bach wird gegen Abstands- und Hygie­ne­re­geln ver­sto­ßen. Das kri­ti­siert die IG Bau­en-Agrar-Umwelt (IG BAU). „Vie­le Bau­fir­men neh­men die Ansteckungs­ge­fahr mit dem Coro­na-Virus auf die leich­te Schul­ter. Das ist fatal“, sagt der Vor­sit­zen­de der IG BAU Ober­fran­ken, Gerald Nicklas.

Immer häu­fi­ger wer­de wie­der „im alten Trott“ gear­bei­tet – wie vor der Coro­na- Pan­de­mie. Vie­le Bau­un­ter­neh­men blen­de­ten die Gefahr einer Infek­ti­on mit dem Covid- 19-Virus inzwi­schen ein­fach aus, so die IG BAU. Bei ihren Bau­stel­len-Visi­ten sto­ße die Gewerk­schaft auf „gro­be Coro­na-Sün­den“: „Oft ist nicht ein­mal das Hän­de­wa­schen mög­lich. Ein Wasch­becken mit Sei­fe und flie­ßen­dem Was­ser – Fehl­an­zei­ge. Von Des­in­fek­ti­ons­mit­tel-Spen­dern ganz zu schwei­gen. Aber auch Sam­mel­trans­por­te in Bul­lis sind schon längst wie­der an der Tages­ord­nung. Genau­so Früh­stücks- und Mit­tags­pau­sen dicht an dicht im Bau­wa­gen“, sagt Gerald Nicklas.

Coro­na-Schutz auf dem Bau koste – wie in ande­ren Berei­chen der Wirt­schaft auch – Geld. Das sei­en aller­dings not­wen­di­ge Kosten, die die Bau­un­ter­neh­men im Land­kreis Kulm­bach nicht scheu­en dürf­ten, for­dert die IG BAU Ober­fran­ken: „In der Coro­na- Pan­de­mie zei­gen Bau­be­schäf­tig­te im Kreis Kulm­bach vol­le Lei­stung. Dafür haben sie auch vol­len Gesund­heits­schutz verdient.“

Der IG BAU-Bezirks­vor­sit­zen­de Nick­las appel­liert an die Bau­be­schäf­tig­ten im Kreis Kulm­bach, strikt dar­auf zu ach­ten, sich zu schüt­zen: „Regel­mä­ßi­ges Hän­de­wa­schen, Schutz­mas­ken und das Arbei­ten mit Abstand gehö­ren zu den To-dos auf dem Bau. Denn Coro­na-Schutz ist Arbeits­schutz. Und den müs­sen Beschäf­tig­te not­falls selbst­be­wusst ein­for­dern“, macht Nick­las deutlich.

Dass das Arbei­ten unter frei­em Him­mel das Infek­ti­ons­ri­si­ko redu­zie­re, sei nur die hal­be Wahr­heit, so der IG BAU-Bezirks­vor­sit­zen­de. Spä­te­stens beim Innen­aus­bau und beim Sanie­ren sehe das dann schon ganz anders aus. Zudem laue­re bei gemein­sa­men Pau­sen eine hohe Infek­ti­ons­ge­fahr. Eben­so auf dem Weg zur Bau­stel­le im Sam­mel­trans­por­ter: „Hier müs­sen Arbeit­ge­ber Ein­zel­fahr­ten mög­lich machen – und den Bau­ar­bei­tern dafür auch etwas bie­ten“, for­dert Gerald Nick­las. An- und Abfahr­ten zwi­schen Wohn­ort und Bau­stel­le wür­den bis­lang in der Regel nicht ent­schä­digt. „Dabei legen Bau­ar­bei­ter oft enor­me Strecken zurück. Das ist ver­lo­re­ne Zeit für sie“, kri­ti­siert der IG BAU-Bezirks­vor­sit­zen­de. Für die­se Wege­zeit nichts zu bekom­men, sor­ge für immer mehr Unmut und Ärger unter den Bau­ar­bei­tern. Immer­hin dik­tie­re der Chef, wer wann zu wel­cher Bau­stel­le fah­ren müsse.

Die Wege­zeit ist für einen Groß­teil der Bau­be­schäf­tig­ten im Kreis Kulm­bach längst zu einem „wun­den Punkt“ gewor­den, so die IG BAU. Trotz­dem hät­ten die Arbeit­ge­ber bei den Tarif­ver­hand­lun­gen für das Bau­haupt­ge­wer­be zur Wege­zeit kein Ange­bot auf den Tisch gelegt. „Auch in punc­to Lohn und Gehalt kam nichts von den Arbeit­ge­bern. Sie gehen statt­des­sen auf Kon­fron­ta­ti­ons­kurs“, so Gerald Nicklas.

Die IG BAU wer­de jedoch nicht locker­las­sen: „Gera­de auch nach den Erfah­run­gen, die vie­le Bau­be­schäf­tig­te in der Coro­na-Pan­de­mie gemacht haben und nach wie vor machen müs­sen, wird die IG BAU die Wege­zeit in der bevor­ste­hen­den Schlich­tung wie­der auf den Ver­hand­lungs­tisch packen.“ Dies wird, so die Erwar­tung der IG BAU, in der letz­ten August­wo­che (vor­aus­sicht­lich am 26. August) der Fall sein.

Im Fokus der Ver­hand­lun­gen steht dann auch die Lohn­for­de­rung der IG BAU: ein Plus von 6,8 Pro­zent, min­de­stens jedoch 230 Euro pro Monat mehr für die Baubeschäftigten.

Dar­über hin­aus sol­len Azu­bis aller Aus­bil­dungs­jah­re 100 Euro zusätz­lich im Monat erhal­ten. „Mehr Arbeits­schutz und mehr Lohn – das hat der Bau ver­dient. Und die Bau­un­ter­neh­mer kön­nen es sich lei­sten. Denn der Bau boomt – auch im Kreis Kulm­bach“, sagt Gerald Nicklas.

Hier geht es zu den Coro­na-Arbeits­schutz-Stan­dards der IG BAU: www​.igbau​.de/​I​n​f​o​r​m​a​t​i​o​n​e​n​-​z​u​-​C​o​r​o​n​a​.​h​tml