Coro­na-Pan­de­mie stellt Unter­wai­zer Bus­un­ter­neh­mer vor gro­ße Herausforderungen

Die Bus­un­ter­neh­mer schil­der­ten den Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­ten den Ernst der Situa­ti­on / Foto: Privat

Kampf ums Überleben

Die Bus­un­ter­neh­mer in Deutsch­land wur­den von der Coro­na-Pan­de­mie hart getrof­fen. Von einem Tag auf den ande­ren kam ihr Geschäft zum Erlie­gen. „Wir kämp­fen ums Über­le­ben“. Mit die­sen dra­sti­schen Wor­ten beschrie­ben Albrecht und Chri­sti­an Bock vom Bus­un­ter­neh­men Habo aus Unter­waiz beim Besuch der Par­la­men­ta­ri­schen Staats­se­kre­tä­rin Anet­te Kram­me und des Bam­ber­ger Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­ten Andre­as Schwarz ihre der­zei­ti­ge Situation.

Ein wenig ver­lo­ren ste­hen sie­ben gro­ße Fern­rei­se­bus­se auf dem Betriebs­hof in Unter­waiz. Alle­samt abge­mel­det, ohne Kenn­zei­chen und größ­ten­teils noch auf Win­ter­rei­fen. „Wech­seln lohnt sich nicht, im Som­mer wer­den die Bus­se aller Vor­aus­sicht nach sowie­so nicht mehr zum Ein­satz kom­men“, zeich­net Seni­or­chef Albrecht Bock ein düste­res Bild. Zwar dürf­ten sie seit 22. Juni wie­der regu­lä­re Rei­sen anbie­ten, doch was fehlt sind die Aufträge.

Mehr als eine drei­vier­tel Mil­li­on Euro Umsatz­aus­fäl­le hat die Fir­ma bis­her zu ver­kraf­ten. „Wir woll­ten eigent­lich unse­re Hal­le moder­ni­sie­ren und ener­ge­tisch auf den neue­sten Stand brin­gen, das ist erst­mal vom Tisch“, so Chri­sti­an Bock. Bis weit in den Okto­ber hin­ein war man vor Coro­na aus­ge­bucht. „Alles stor­niert, alles abge­sagt, eine Katastrophe“.

Chri­sti­an Bock demon­strier­te, wel­che Maß­nah­men in den Bus­sen ergrif­fen wur­den, um siche­res Rei­sen für die Fahr­gä­ste zu ermög­li­chen. „Wir haben Trenn­schei­ben beim Fah­rer instal­liert. Alles selbst ent­wor­fen und gebaut, da gibt es noch nichts aus dem Kata­log“. Zudem ver­füg­ten alle Bus­se über hoch­mo­der­ne Lüf­tungs- und Kli­ma­an­la­gen, die die Luft im Bus stän­dig und zuver­läs­sig aus­tau­schen. „Unser Hygie­ne­kon­zept ist aus­ge­reift, wir befol­gen alle gän­gi­gen und nöti­gen Rege­lun­gen bezüg­lich Abstand und Hygie­ne. Bei län­ge­ren Fahr­ten kön­nen wir pro­blem­los die Anzahl der Pau­sen erhö­hen, damit die Gäste außer­halb des Bus­ses öfter mal die Mas­ke abset­zen kön­nen“, erklärt der Juniorchef.

Und den­noch sei die Angst bei den poten­zi­el­len Fahr­gä­sten noch spür­bar. „Vie­le haben Sor­ge, sich im Bus anzu­stecken. Dabei ist die Gefahr zum Bei­spiel in Super­märk­ten deut­lich höher als in einem moder­nen Bus“, so Albrecht Bock. Man kön­ne siche­res Rei­sen anbie­ten, doch noch feh­le die Kundschaft.

Als Miet­bus­an­bie­ter macht den Bocks vor allem der Weg­fall der Jugend­rei­sen enorm zu schaf­fen. „Schü­ler- und Klas­sen­fahr­ten gehö­ren zu unse­rem Kern­ge­schäft. Das von der baye­ri­schen Staats­re­gie­rung ver­häng­te Ver­bot für sol­che Fahr­ten ist für uns ver­häng­nis­voll. Aber auf die­sem Ohr ist man in Bay­ern taub, die baye­ri­sche Poli­tik stiehlt sich hier aus der Ver­ant­wor­tung“, meint Albrecht Bock.

Dies sieht der Bam­ber­ger Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­te Andre­as Schwarz genau­so. „Mar­kus Söder stellt sich hin und gibt den gro­ßen Ret­ter, dabei gibt er nur das Geld aus Ber­lin aus. Er muss kla­re Ansa­gen machen, wann es wie wei­ter geht und nicht immer im Unge­fäh­ren blei­ben“. Zudem wür­de man in Ber­lin bewusst die Schwel­len für die Unter­neh­mens­hil­fen gering und die Büro­kra­tie klein hal­ten. „Dann kom­men die Bun­des­län­der und stül­pen eige­ne Regeln über, das kann und darf nicht sein“.

Für die Par­la­men­ta­ri­sche Staats­se­kre­tä­rin Anet­te Kram­me ist klar, dass die Hilfs­pro­gram­me in Details noch nach­ge­bes­sert wer­den müs­sen, um Situa­tio­nen, wie sie bei Habo ent­stan­den sind, bes­ser abzu­bil­den und die Hil­fe ziel­ge­nau­er anbie­ten zu kön­nen. „Wir müs­sen die Vor­hal­te­ko­sten von Bus­sen der Unter­neh­mer stär­ker berück­sich­ti­gen. Wir wol­len auch, dass früh­zei­tig bekannt ist, wie es mit dem Kurz­ar­bei­ter­geld wei­ter geht, da wer­den wir Ende August bis Anfang Sep­tem­ber das wei­te­re Vor­ge­hen ver­kün­den“, ver­sprach Kram­me. Zudem wol­len sich bei­de Poli­ti­ker dafür ein­set­zen, dass Schü­ler­rei­sen schon vor Ende Janu­ar 2021 wie­der erlaubt wer­den kön­nen. „Denn die­se Rege­lung hat nichts mit Infek­ti­ons­schutz zu tun, son­dern soll dafür Sor­ge tra­gen, dass Schü­ler den ent­fal­le­nen Stoff nach­ho­len. Das ist zwar rich­tig und wich­tig, aber Schü­ler­fahr­ten haben auch eine wich­ti­ge sozia­le Kom­po­nen­te, die man berück­sich­ti­gen muss“, so Kramme.

Zudem möch­te sie mit der Bun­des­an­stalt für Arbeits­schutz und Arbeits­me­di­zin spre­chen, um eine Stu­die auf den Weg zu brin­gen die belegt, dass Bus­rei­sen sicher sind. „Die Fahr­gä­ste müs­sen Ver­trau­en in das Ver­kehrs­mit­tel Bus zurück­ge­win­nen, das geht am besten mit beleg­ba­ren Fakten“.