GEW übt erneut schar­fe Kri­tik am man­gel­haf­ten Arbeits- und Gesund­heits­schutz für staat­li­che Schu­len in Bayern

Symbolbild Bildung

Am letz­ten Schul­tag vor den Som­mer­fe­ri­en kün­digt das Kul­tus­mi­ni­ste­ri­um in einem Schrei­ben allen Schu­len in Bay­ern das Bestre­ben an „in das neue Schul­jahr in den Prä­senz­un­ter­richt mit allen Schü­le­rin­nen und Schü­lern gleich­zei­tig zu star­ten“. Ein Hygie­ne­plan liegt noch nicht vor. Wie grund­le­gen­de Vor­ga­ben des Infek­ti­ons­schut­zes ein­ge­hal­ten wer­den sol­len, ohne Min­dest­ab­stand, das gleicht wohl der „Qua­dra­tur des Kreises“.

Gleich­wohl weiß das Mini­ste­ri­um schon sehr genau, wie eine Lehr­kraft, die einer Risi­ko­grup­pe ange­hört, vor­zu­ge­hen hat, wenn sie nicht am Prä­senz­un­ter­richt teil­neh­men kann.

„Aus­gangs­punkt für die Ent­schei­dung über den Ein­satz einer Lehr­kraft, die auf­grund ihrer per­sön­li­chen Dis­po­si­ti­on ein erhöh­tes Risi­ko für einen schwe­ren Ver­lauf einer COVID-19-Erkran­kung trägt, im Prä­senz­un­ter­richt bzw. ggf. im Rah­men der Not­be­treu­ung ist eine indi­vi­du­el­le Risi­ko­fak­to­ren­be­wer­tung durch die behan­deln­den Ärz­tin­nen und Ärz­te, wel­che die beson­de­re Schutz­be­dürf­tig­keit der Lehr­kraft dar­zu­le­gen und Vor­schlä­ge zu unter­brei­ten haben, mit wel­chen Mit­teln die­ser im Rah­men eines Ein­sat­zes im Prä­senz­un­ter­richt Rech­nung getra­gen wer­den könn­te. In die­sem Zusam­men­hang vor­stell­bar sind bei­spiels­wei­se orga­ni­sa­to­ri­sche Emp­feh­lun­gen dahin­ge­hend, dass die Lehr­kraft zeit­lich ver­setzt zu den Schü­le­rin­nen und Schü­lern den Raum betritt und ver­lässt, auf das Betre­ten des Leh­rer­zim­mers ver­zich­tet, von der Über­nah­me von Pau­sen­auf­sich­ten befreit wird und auf die Teil­nah­me an Kon­fe­ren­zen, Fort­bil­dun­gen, etc., wel­che in Prä­senz­form durch­ge­führt wer­den, verzichtet.“

Die­se Sät­ze sind in den Augen der GEW Bay­ern eine Zumu­tung. Dazu Ruth Bren­ner, Spre­che­rin der GEW-Lan­des­fach­grup­pe für die Grund- und Mit­tel­schu­len: „Kei­ne Ärz­tin, kein Arzt wird die­se Beschei­ni­gung in der gefor­der­ten Form aus­stel­len, weil sie oder er die Gege­ben­hei­ten vor Ort nicht kennt.“ Johan­nes Schil­ler, Spre­cher der GEW-Lan­des­fach­grup­pe son­der­päd­ago­gi­sche Beru­fe ergänzt: „Seit Jahr­zehn­ten for­dern wir, dass Schu­len in Bay­ern einen Arbeits- und Gesund­heits­schutz bekom­men, der den gesetz­li­chen Vor­ga­ben, die seit 1972 gel­ten, ent­spricht.“ Dar­in ent­hal­ten sind Betriebsärzt*innen, die genau die­se Din­ge lei­sten kön­nen, die das Mini­ste­ri­um jetzt von Hausärzt*innen for­dert: Betriebsärzt*innen kön­nen und müs­sen näm­lich an die Schu­len gehen, dort vor Ort die Situa­ti­on begut­ach­ten und Emp­feh­lun­gen geben, wel­che Maß­nah­men getrof­fen wer­den müs­sen, um gefähr­de­te Kolleg*innen vor Ansteckung zu schüt­zen. Für Bay­erns staat­li­che Schu­len gibt es gera­de mal zwei sol­cher Arbeitsmediziner*innen für ca. 120.000 Beschäf­tig­te – ein Skandal!

Des­halb for­dert die GEW Bay­ern erneut und mit Nachdruck:

Bevor das Mini­ste­ri­um sol­che Anord­nun­gen her­aus­gibt, hat es dafür Sor­ge zu tra­gen, dass jede Schu­le unver­züg­lich eine medi­zi­ni­sche Fach­kraft zur Ver­fü­gung hat, die Schu­len bege­hen und in der Fol­ge Kolleg*innen auch die Beschei­ni­gun­gen mit den gefor­der­ten Emp­feh­lun­gen aus­stel­len kann. Wenn sol­che Emp­feh­lun­gen nicht mög­lich sind, kann kein Ein­satz im Prä­senz­un­ter­richt erfolgen.