Kunst­mu­se­um Bay­reuth: Eröff­nung „Rup­p­recht Gei­ger – Farb­ver­dich­tung“ am Sonn­tag, 12.7., 11 Uhr

In die­sem Som­mer fin­det im Kunst­mu­se­um Bay­reuth die lan­ge ange­kün­dig­te Aus­stel­lung aus dem Werk von Rup­p­recht Gei­ger statt. Dies ist ein High­light der beson­de­ren Art, gehört doch Rup­p­recht Gei­ger (1908 – 2009) zu den her­aus­ra­gen­den Ver­tre­tern nicht­ab­bil­den­der Kunst der Zeit nach 1945 in Deutschland.

Nach dem Krieg war Gei­ger Mit­be­grün­der der Münch­ner Grup­pe ZEN 49. Pro­gram­ma­tisch hat er die Grup­pe auf eine neue Kunst ein­ge­schwo­ren: „Indem wir die Berei­che der begrenz­ten Schön­heit gewis­ser Objek­te ver­las­sen, wen­den wir uns auf neu­em Weg einer unbe­grenz­ten, gegen­stands­lo­sen Schön­heit zu.“ Zeit sei­nes Lebens war er ein pic­tor poe­ta, ein Maler, der mit sei­nen – oft poe­ti­schen – Äuße­run­gen sein Werk reflektierte.

Rup­p­recht Gei­ger war nicht nur, aber vor allem ande­ren ein Maler der Far­be Rot, die er in allen Schat­tie­run­gen und Nuan­cen von flam­men­dem Oran­ge bis zu fro­sti­gem Pink ein­setz­te. Ab 1952 ver­wen­de­te er zuerst par­ti­ell, spä­ter grund­sätz­lich die neu ent­wickel­ten Leucht­far­ben. „Durch zuge­setz­te Pig­men­te und eine nahe­zu aggres­si­ve Direkt­heit erhält die Far­be […] zuneh­mend mehr Kör­per­lich­keit, die eine gewag­te Balan­ce zwi­schen Imma­te­ria­li­tät und rea­ler Bildexi­stenz, von Bewe­gung und Raum, von Far­be und Volu­men zu schaf­fen imstan­de ist,“ schrieb Rolf-Gun­ter Dienst.

Phy­si­ka­li­sche Ener­gie von Licht wird sicht­bar im Spek­trum der Far­ben. Rup­p­recht Gei­ger ist viel­leicht der fas­zi­nie­rend­ste Mei­ster die­ser Sicht­bar­ma­chung gewe­sen. Er ent­wickel­te ab den spä­ten vier­zi­ger Jah­ren vor dem ame­ri­ka­ni­schen Colour­field-Pain­ting und den „Shaped Can­va­ses“ eine eigen­stän­di­ge Farb­feld­ma­le­rei. In den leuch­ten­den Far­ben ist das Spek­trum des Lich­tes ver­dich­te­te: Die Bil­der sind auto­nom strah­len­de Farb­flä­chen, abso­lu­te Bil­der im Sin­ne der Kon­kre­ten Kunst. Sie wer­den zu Licht­fän­gern. „Im Moment bewuss­ter Wahr­neh­mung setzt Rot Ener­gie frei,“ so Rup­p­recht Gei­ger: “Ein mono­chrom modu­lier­tes Farb­feld leucht­ro­ter Far­be wird zum Kraft­feld. Wird die Far­be so vor­ge­stellt, ist ihre Potenz und ihr Stim­mungs­wert fühl­bar. Der seh­ge­wohn­ten Bin­dung an For­ma­les ent­rückt, wird Far­be neu erlebt und end­lich als auto­no­mes Ele­ment erkennbar.“

Der Titel der Aus­stel­lung „Farb­ver­dich­tung“ ver­weist auf den poe­ti­schen Ver­dich­tungs­pro­zess in der Male­rei von Rup­p­recht Gei­ger. Die Reduk­ti­on auf das Wesent­li­che – gro­ße, an ein­fa­chen geo­me­tri­schen For­men ori­en­tier­te Flä­chen, ein­an­der ent­ge­gen­ste­hen­de und sich anein­an­der rei­ben­de Farb­wer­te – las­sen für den Betrach­ter sinn­li­che Farb­er­leb­nis­se ent­ste­hen, die – vor allem mit den in der Natur nicht vor­kom­men­den Leucht­far­ben – über die All­tags­er­fah­rung der Wirk­lich­keit hin­aus­ge­hen und Tran­szen­denz ahnen las­sen. „Gei­ger hat“, wie Die­ter Honisch for­mu­lier­te, „mit ‚Zeit­geist‘ wenig oder nie etwas zu tun gehabt. Er ver­such­te viel­mehr, eine Visi­on zu ver­wirk­li­chen, die näm­lich von glück­haf­ter und im Schau­en sich erfül­len­der Mensch­lich­keit. Ich ken­ne kein Werk, das so frei ist von Spe­ku­la­ti­on, von Anpas­sung und von Ängst­lich­keit wie das von Rup­p­recht Geiger“.

Die Aus­stel­lung ent­stand in enger freund­schaft­li­cher Zusam­men­ar­beit mit Julia Gei­ger und dem „Archiv Gei­ger“ in Mün­chen und wird groß­zü­gig vom Baye­ri­schen Kul­tur­fonds geför­dert. Gemäl­de aus der Zeit 1949 – 2008, Gra­phit­zeich­nun­gen der Jah­re 1949 bis 1980, 10 Wand­ob­jek­te der Serie „Meta­pher­zahl“ und mehr als vier­zig Druck­gra­phi­ken – dar­un­ter auch Sieb­drucke aus dem Bestand der Dr. Hel­mut und Con­stan­ze Mey­er Kunst­stif­tung und der Prof. Dr. Klaus Dett­mann Kunst­stif­tung – wer­den vom 12.7. bis zum 11. 10.2020 im Kunst­mu­se­um Bay­reuth / Altes Barock­rat­haus zu sehen sein. Par­al­lel dazu wird in den Mona­ten Juli, August und Sep­tem­ber in der Aus­stel­lungs­hal­le im Neu­en Rat­haus das Pla­kat­werk Rup­p­recht Gei­gers, dar­in eine groß­zü­gi­ge Schen­kung aus dem „Archiv Gei­ger“, ausgebreitet.

Sobald es wie­der mög­lich ist, wird die Aus­stel­lung – wie immer im Kunst­mu­se­um Bay­reuth – ein umfang­rei­ches Ver­mitt­lungs­pro­gramm, das natür­lich auf die ent­spre­chend gebo­te­nen Hygie­neund Sicher­heits­re­geln abge­stimmt ist, begleiten.