IHK Ober­fran­ken: Frei­er Han­del bleibt alternativlos

Gabrie­le Hohen­ner. Foto: Privat

Pro­tek­tio­nis­mus nimmt welt­weit zu

„Die Coro­na-Kri­se ver­schärft welt­weit den Pro­tek­tio­nis­mus“, kri­ti­siert Gabrie­le Hohen­ner, Haupt­ge­schäfts­füh­re­rin der IHK für Ober­fran­ken Bay­reuth die aktu­el­le Ent­wick­lung. Es wer­de des­halb immer wich­ti­ger, gegenzusteuern.

Im April war der Export in Ober­fran­ken nach Berech­nun­gen der IHK für Ober­fran­ken Bay­reuth im Ver­gleich zum Vor­jahr um 28 Pro­zent ein­ge­bro­chen, was in erster Linie Aus­wir­kun­gen der Coro­na-Pan­de­mie sind. „Aus unse­ren Export­un­ter­neh­men erhal­ten wir aber zuneh­mend die Rück­mel­dung, dass aus der Coro­na-Kri­se immer mehr auch eine Pro­tek­tio­nis­mus-Kri­se wird“, so die IHK-Haupt­ge­schäfts­füh­re­rin. Die­se Ent­wick­lung ist nicht nur in den USA („Ame­ri­ca first“) und Groß­bri­tan­ni­en (Brexit) zu beob­ach­ten, son­dern auch in vie­len ande­ren Län­dern der Welt.

Jedes zwei­te Export­un­ter­neh­men regi­striert Zunah­me an Handelshemmnissen

Deutsch­land­weit – so eine Umfra­ge des DIHK, der IHK-Dach­or­ga­ni­sa­ti­on – regi­striert bereits jedes zwei­te inter­na­tio­nal akti­ve Unter­neh­men in Deutsch­land eine Zunah­me von Han­dels­hemm­nis­sen. Die­se Fehl­ent­wick­lung zei­ge auch der aktu­el­le EU-Trade-Bar­riers-Report auf, so Hohenner.

Die Aus­wir­kun­gen dürf­ten nicht unter­schätzt wer­den, immer­hin hän­ge auch in Ober­fran­ken jeder zwei­te Indu­strie­ar­beits­platz am Export. In ein­zel­nen Bran­chen, etwa bei den Her­stel­lern elek­tro­ni­scher und opti­scher Erzeug­nis­se, dem Maschi­nen­bau oder der che­mi­schen Indu­strie ver­die­nen ober­frän­ki­sche Unter­neh­men zwei von drei Euro im Ausland.

Gro­ßes Spek­trum an Benachteiligungen

„Das Spek­trum der Han­dels­hemm­nis­se reicht von Benach­tei­li­gun­gen durch loka­le Zer­ti­fi­zie­rungs­an­for­de­run­gen bis hin zusätz­li­chen Zöl­len. Hin­zu kommt in vie­len Län­dern der Ruf nach Loka­li­sie­rungs­zwän­gen und Export­kon­trol­len, die die hei­mi­sche Wirt­schaft vor der aus­län­di­schen Kon­kur­renz schüt­zen sol­len“, erläu­tert Bernd Aßmann, Vor­sit­zen­der des IHK-Außen­han­dels­aus­schus­ses. „Gera­de in den USA, in Russ­land und Län­dern der MENA-Regi­on, also im Nahen Osten und Nord­afri­ka, ist eine Zunah­me von Han­dels­hin­der­nis­sen zu beobachten.“

Hin­zu kom­me, dass vie­le Län­der weit­rei­chen­de Maß­nah­men zur Ein­däm­mung der Coro­na-Pan­de­mie vor­ge­nom­men haben. Aßmann: „Es ist zu befürch­ten, dass vie­le die­ser Maß­nah­men auch über die Cori­na-Kri­se hin­aus bestehen bleiben.“

Mit der Rats­prä­si­dent­schaft in der EU habe die Deutsch­land die Chan­ce, ein Signal gegen den um sich grei­fen­den Pro­tek­tio­nis­mus zu set­zen. „Abkom­men wie etwa mit Kana­da oder Japan haben die Han­dels­be­zie­hun­gen ver­ein­facht, wei­te­re Abkom­men, etwa mit den Mer­co­sur-Län­dern Süd­ame­ri­kas oder mit Viet­nam bie­ten die Chan­ce, ein Zei­chen gegen den wach­sen­den Pro­tek­tio­nis­mus zu set­zen“, betont Aßmann. „Auch soll­te über die EU inter­na­tio­nal ein­ge­for­dert wer­den, dass euro­päi­sche Unter­neh­men im Aus­land die glei­chen Zugän­ge bekom­men, wie aus­län­di­sche Unter­neh­men in Europa.“

Ein frei­er Welt­han­del siche­re Arbeits­plät­ze und vom frei­en Han­del pro­fi­tie­ren bei­de Sei­ten. Hohen­ner. „Frei­er Han­del bleibt alternativlos.“