Bad Winds­heim: Ver­län­ge­rung der Aus­stel­lung Wolfs­kin­der im Frän­ki­schen Frei­land­mu­se­um – berüh­ren­de Schick­sa­le eltern­lo­ser Kinder

Symbolbild Bildung

Foto: Mar­ga­re­te Meggle-Freund

Wegen der gro­ßen Reso­nanz ver­län­gert das Frän­ki­sche Frei­land­mu­se­um des Bezirks Mit­tel­fran­ken die Foto­aus­stel­lung „Wolfs­kin­der –Ver­las­sen zwi­schen Ost­preu­ßen und Litauen“.Die Aus­stel­lung wird noch bis zum 13. Sep­tem­ber im Ober­ge­schoss der Aus­stel­lungs­scheu­ne Betz­manns­dorf zu sehen sein.Während des Zwei­ten Welt­krie­ges ver­such­ten eltern­lo­se Kin­der auf der Flucht vor Krieg, sowje­ti­scher Macht, Gewalt, Hun­ger und Käl­te in der frei­en Natur des Bal­ti­kums zu über­le­ben. Die Son­der­aus­stel­lung doku­men­tiert in nie zuvor gezeig­ten Bil­dern und Text­zeug­nis­sen den Weg die­ser­so­ge­nann-ten „Wolfskinder“von den unsäg­li­chen Schreckens­mo­men­ten des Krie­ges bis heu­te. Die Aus­stel­lung basiert auf einem Zeit­zeu­gen­pro­jekt­der Foto­gra­fin Clau­dia Hein­er­mann und den Inter­views der Jour­na­li­stin Sonya Win­ter­berg. Lebens­gro­ße Foto­por­träts, knap­pe Hin­ter­grund­in­fos und zahl­rei­che auto­bio­gra­fi­schen Zita­te ermög­li­chen eine inten­si­ve Begeg­nung mit den Schick­sa­len der Wolfs­kin­der. Glei­cher­ma­ßen berührt ver­las­sen Zeit­zeu­gen der Nach­kriegs­zeit genau­so wie jun­ge Men­schen den Aus­stel­lungs­raum. Begeg­nung mit den Schick­sa­len der Wolfs­kin­der in lebens­gro­ßen Por­träts, Aus­stel­lung im Frän­ki­schen Freilandmuseum.

1941 war Ost­preu­ßen ein Auf­marsch­ge­biet für den Angriff auf die Sowjet­uni­on. Ende 1944 stand die Rote Armee ihrer­seits an der ost­preu­ßi­schen Gren­ze. Hun­dert­tau­sen­de flo­hen, um befürch­te­ter Rache und Ver­gel­tung zu ent­ge­hen. Immer wie­der gin­gen Kin­der auf der Flucht ver­lo­ren oder erleb­ten den Tod der eige­nen Fami­lie. In der nun­mehr besetz­ten Pro­vinz muss­ten Kin­de­r­und Jugend­li­che ohn­mäch­tig mit anse­hen, wie ihre Geschwi­ster ver­hun­ger­ten, die Groß­el­tern aus Schwä­che star­ben oder die Mut­ter einer Epi­de­mie erlag. Auf sich allein gestellt, ver­such­ten die­se Kin­der in der frei­en Natur zu über­le­ben. Gegen Hun­ger, Käl­te und sowje­ti­sche Will­kür führ­ten sie einen Kampf um Leben und Tod. Eini­ge fan­den Unter­schlupf jen­seits der Memel bei litaui­schen Bau­ern, die sie heim­lich auf­nah­men und not­dürf­tig ver­sorg­ten. Im Gegen­zug arbei­te­ten die Kin­der auf den Höfen. Eine Schul­bil­dung blieb den mei­sten ver­wehrt, ein Groß­teil kann bis heu­te weder lesen noch schrei­ben. In der Regel erhiel­ten die Kin­der eine neue Iden­ti­tät und litaui­sche Namen, um ihr Her­kunft zu ver­schlei­ern. So blie­ben sie Jahr­zehn­te hin­ter dem Eiser­nen Vor­hang, ohne dass ihr Schick­sal einer grö­ße­ren Öffent­lich­keit bekannt war. Seit dem Zer­fall der Sowjet­uni­on Anfang der neun­zi­ger Jah­re ver­än­der­te sich auch das Leben der jetzt so bezeich­ne­ten Wolfs­kin­der. Mit der Aus­stel­lung wer­den ihre bewe­gen­den Schick­sa­le dem Ver­ges­sen ent­ris­sen und öff­nen sich zu einem viel­schich­ti­gen Pan­ora­ma der Zeitgeschichte.

Täg­lich geöff­net bis Okto­ber von 9 bis 18 Uhr,Eintritt 7 €, ermä­ßigt 6 €, Fami­li­en 17 €, Teil­fa­mi­li­en 10 €, Kin­der unter 6 Jah­ren sind frei.Zurzeit sind aus hygie­ni­schen Grün­den nicht alle Häu­ser geöff­net. Die drei aktu­el­len­Son­der­aus­stel­lun­gen sind geöffnet:

•„Pfar­rers­sohn, Maler, Lebens­künst­ler: Johann Chri­sti­an Rein­hart (1761–1847) Ein Deutschrö­mer aus Hof. Radie­run­gen aus der Samm­lung Heinz Schu­ster“ in der Spi­tal­kir­che im Muse­um Kir­che in Franken

•„Wolfs­kin­der. Ver­las­sen zwi­schen Ost­preu­ßen und Litauen“Fotoausstellung inder Aus­stel­lungs­scheu­ne Betz­manns­dorf im Obergeschoß

•„Sau­ber­keit zu jeder Zeit! Hygie­ne auf dem Land“große Jah­res­aus­stel­lung im Erd­ge­schoß der Aus­stel­lungs­scheu­ne­mit einem Teilbe-reich„Schwitzen, Schröp­fen und Kurie­ren –Bader in Franken