Bay­ern: Beim „Urlaub Dahoam“ die Natur respektieren

Grund­le­gen­de Ver­hal­tens­re­geln für Erho­lungs­su­chen­de – Auch AVO ruft zu Rück­sicht auf – Vie­le Alpen­sa­la­man­der überfahren

Bay­ern, 29.05.2020 – Durch die wei­te­ren Locke­run­gen der Aus­gangs­be­schrän­kun­gen wer­den sehr vie­le Men­schen am lan­gen Pfingst­wo­chen­en­de und in den anschlie­ßen­den Feri­en nach drau­ßen in die Natur drän­gen. Für das Bedürf­nis, wie­der mehr unter frei­em Him­mel unter­wegs zu sein, zeigt der LBV Ver­ständ­nis. Trotz­dem gilt es beim Natur­ge­nuss mehr denn je, schon immer gel­ten­de Grund­re­geln zu beach­ten und die Natur, die Tie­re und deren Lebens­räu­me zu respek­tie­ren. „Ganz nach der Devi­se ‚leben und leben las­sen‘ muss es ein gere­gel­tes Neben­ein­an­der von Erho­lungs­su­chen­den und der Natur geben. Nur so kön­nen wir ihre gan­ze Schön­heit auch in Zukunft noch genie­ßen“, so die LBV-Arten­schutz­re­fe­ren­tin Dr. Miri­am Hans­bau­er. Der LBV bit­tet zusam­men mit dem Alm­wirt­schaft­li­chen Ver­ein Ober­bay­ern (AVO) des­halb dar­um, sich sorg­sam in der Natur zu bewe­gen und ein paar grund­le­gen­de Ver­hal­tens­re­geln zu beachten. 

Vie­le Men­schen suchen in Zei­ten von Abstand in ihrer Frei­zeit immer häu­fi­ger ent­le­ge­ne Orte in der Natur auf. Der LBV erwar­tet, dass sich die­ser Trend nun mit den wei­te­ren Locke­run­gen in den kom­men­den Wochen ver­stärkt. Das führt aktu­ell zu einer deut­lich höhe­ren Bela­stung vie­ler Öko­sy­ste­me. Die Tie­re kön­nen die­se unge­wohn­ten Stö­run­gen nicht ein­schät­zen, und wert­vol­le Bio­top­flä­chen mit zum Bei­spiel sel­te­nen Orchi­deen wer­den für ein Pick­nick nie­der­ge­tram­pelt. „Es soll­te selbst­ver­ständ­lich sein, auf den aus­ge­zeich­ne­ten Wegen zu blei­ben, Beschil­de­run­gen und Info­ta­feln zu beach­ten und Sper­run­gen von sen­si­blen Flä­chen zu beher­zi­gen. Hier hof­fen wir trotz der beson­de­ren Situa­ti­on auf die Akzep­tanz der brei­ten Bevöl­ke­rung. Denn je bes­ser das Mit­ein­an­der von Mensch und Natur durch Ver­ständ­nis und Rück­sicht­nah­me von allei­ne funk­tio­niert, desto weni­ger Sper­run­gen braucht es“, sagt Hans­bau­er weiter.

Ein ein­deu­ti­ges Indiz dafür, dass sich die Besu­cher­inten­si­tät in den baye­ri­schen Ber­gen schon aus­ge­wei­tet hat, haben die Arten­schüt­zer bereits gefun­den. Im Rah­men eines jüngst ange­lau­fe­nen LBV-Pro­jekts zur Erfas­sung über­fah­re­ner Alpen­sa­la­man­der wur­den aktu­ell in meh­re­ren Gebie­ten der baye­ri­schen Alpen in nur weni­gen Tagen zahl­rei­che tote Tie­re gefun­den, die von Fahr­rä­dern über­fah­ren oder tot­ge­tram­pelt wur­den. „Der Alpen­sa­la­man­der bekommt nur alle zwei bis vier Jah­re im Juni zwei Jun­ge. Wer­den die Weib­chen jetzt ver­mehrt über­fah­ren, ist der Nach­wuchs für Jah­re ver­lo­ren. Als kli­ma­sen­si­ble Art wird sich sein Lebens­raum zukünf­tig wohl ver­klei­nern und es ist mit Bestands­ein­brü­che zu rech­nen“, erklärt Miri­am Hansbauer.

Der Alm­wirt­schaft­li­che Ver­ein Ober­bay­ern teilt die Beden­ken der LBV-Arten­schüt­zer: „Wir freu­en uns, dass die Besu­cher der Ber­ge und der Almen sich für unse­re Land­schaft und die Ber­ge inter­es­sie­ren. Die­se Kul­tur­land­schaft wird seit vie­len Jahr­hun­der­ten von den Alm- und Berg­bau­ern gepflegt und mit unse­ren Tie­ren bewei­det. Erst dadurch sind die­se wert­vol­len Lebens­räu­me ent­stan­den, die es für die Zukunft zu erhal­ten gilt. Des­halb unser Appell: Nehmt auf die Natur und das Alm­vieh Rück­sicht, bleibt auf den Wegen, nehmt die Hun­de an die Lei­ne und euren Abfall bit­te wie­der mit ins Tal“, so Josef Glatz, 1. Vor­sit­zen­der des AVO.

Doch auch an den baye­ri­schen Flüs­sen befürch­ten die Natur­schüt­zer des LBV erhöh­ten Druck auf die Natur. Der Fluss­ufer­läu­fer ist in Bay­ern vom Aus­ster­ben bedroht, genau wie sein Lebens­raum: natur­na­he Flüs­se mit Kiesum­la­ge­run­gen. So hat der LBV zwar im Rah­men eines Gebirgs­flüs­se-Pro­jekts in eini­gen ober­baye­ri­schen Land­krei­sen eine Besu­cher­len­kung über gel­be Schil­der ein­ge­rich­tet. Der Andrang auf die Kies­bän­ke steigt jedoch immer wei­ter an und damit auch die Stö­rung durch meist uner­laub­tes Über­nach­ten, Lagern und Gril­len. „Aktu­ell schlüp­fen die Jung­vö­gel, und Stö­run­gen sind somit beson­ders gra­vie­rend. Wenn die Jung­vö­gel den Kon­takt zu den Alt­tie­ren ver­lie­ren, gehen sie oft zugrun­de“, erklärt die LBV-Arten­schüt­ze­rin. Der Besu­cher­len­kung kommt hier und in vie­len ande­ren Gebie­ten des­halb eine zen­tra­le Bedeu­tung zu.

Aber nicht nur die Alpen­ge­bie­te sind betrof­fen, auch im Flach­land, vor allem um die Bal­lungs­räu­me, sind Wie­sen­brü­ter­ge­bie­te, Seen, Flüs­se und Moo­re mit ihren teils sehr sen­si­blen Tier- und Pflan­zen­ge­sell­schaf­ten einem über­durch­schnitt­li­chen hohem Druck der nach Distanz suchen­den Bevöl­ke­rung aus­ge­setzt. „Es soll­te über­all in der Natur eine Selbst­ver­ständ­lich­keit sein, Hun­de in Natur­schutz­ge­bie­ten zum Schutz der am Boden brü­ten­den Vögel an der Lei­ne zu füh­ren und den Müll wie­der mit­zu­neh­men“, so Miri­am Hansbauer.

Beim „Urlaub Dahoam“ emp­fiehlt der LBV die­ses Jahr daher, sich vor Ort nach natur­kund­li­chen Füh­run­gen zu infor­mie­ren, die nun nach und nach wie­der ange­bo­ten wer­den kön­nen. „Die­se bie­ten ein ver­tief­tes Natur­er­leb­nis, denn Beson­der­hei­ten wer­den durch die Orts­kun­di­gen näher gebracht ohne Beein­träch­ti­gun­gen für die Natur“, weiß Hansbauer.