Die Coro­na-Kri­se hin­ter­lässt tie­fe Spu­ren bei den Bay­reu­ther Unternehmen

„Dür­fen uns Opti­mis­mus nicht neh­men lassen“

Die Coro­na-Kri­se erschüt­tert die ober­frän­ki­schen Unter­neh­men. In der Mai-Kon­junk­tur­um­fra­ge der IHK für Ober­fran­ken Bay­reuth ist der IHK-Kon­junk­tur­kli­ma­in­dex. wie bereits berich­tet, kräf­tig ein­ge­bro­chen. Er ver­liert 35 Punk­te und liegt nun nur noch bei 79 Zäh­lern – ein Wert, der zuletzt in der Hoch­pha­se der Ban­ken­kri­se 2009 ver­zeich­net wur­de. Die Wirt­schaft in Stadt und Land­kreis Bay­reuth kann sich etwas bes­ser behaup­ten als der ober­frän­ki­sche Schnitt. Der Kon­junk­tur­kli­ma­in­dex sinkt hier auf 81 Punk­te. „Die Kri­se trifft unse­re Unter­neh­men sehr. Sicher wird die Welt nach ‚Coro­na‘ eine ande­re sein, aber wir las­sen uns unse­ren Opti­mis­mus nicht neh­men“, erläu­tert IHK-Vize­prä­si­dent Jörg Lich­ten­eg­ger, der auch Vor­sit­zen­der des IHK-Gre­mi­ums Bay­reuth ist.

Kri­tisch sind die Unter­neh­me­rin­nen und Unter­neh­mer aus dem Raum Bay­reuth sowohl hin­sicht­lich der Ein­schät­zung der aktu­el­len Lage als auch hin­sicht­lich der Erwar­tun­gen. 44 Pro­zent (Ober­fran­ken: 44 Pro­zent) der befrag­ten Bay­reu­ther Unter­neh­men nen­nen die aktu­el­le Geschäfts­la­ge schlecht, 24 Pro­zent gut (Ober­fran­ken: 23 Pro­zent). Auch der Blick in die Zukunft ist pes­si­mi­stisch. 39 Pro­zent (Ober­fran­ken: 40 Pro­zent) der Bay­reu­ther Unter­neh­men befürch­ten eine wei­te­re Ver­schlech­te­rung der eige­nen Situa­ti­on, nur 20 Pro­zent (Ober­fran­ken: 19 Pro­zent) gehen für die kom­men­den Mona­te von einer Ver­bes­se­rung aus. Zurück­hal­tung üben die Unter­neh­men am Wirt­schafts­stand­ort Bay­reuth mit Blick auf anste­hen­de Inve­sti­tio­nen. 31 Pro­zent der Befrag­ten wol­len kom­plett auf Inve­sti­tio­nen ver­zich­ten. Auch die Beschäf­tig­ten­ent­wick­lung wird ver­hal­ten ein­ge­schätzt. So rech­nen 33 Pro­zent der Unter­neh­men mit einer sin­ken­den, 62 Pro­zent mit einer gleich blei­ben­den und nur 5 Pro­zent mit einer stei­gen­den Zahl an Beschäftigten.

„Die Fol­gen der Coro­na-Pan­de­mie für vie­le Unter­neh­men sind dra­ma­tisch, doch zur­zeit erle­ben wir in vie­len bis­lang mas­siv betrof­fe­nen Bran­chen ein leich­tes Auf­at­men. Die jetzt umge­setz­ten Locke­run­gen der Beschrän­kun­gen geben vie­len Gewer­be­trei­ben­den wie­der eine Per­spek­ti­ve. Natür­lich blei­ben Ein­schrän­kun­gen, aber der Geschäfts­be­trieb kann wie­der anlau­fen“, betont Lich­ten­eg­ger. Für die näch­ste Kon­junk­tur­be­fra­gung im Sep­tem­ber erwar­tet er daher eine leich­te Auf­hel­lung der Stimmung.

Lich­ten­eg­ger steht in regel­mä­ßi­gem Kon­takt mit vie­len Unter­neh­men aus den unter­schied­lich­sten Bran­chen und erhält sehr unter­schied­li­ches Feed­back zur Ein­schät­zung der aktu­el­len Situa­ti­on und den wei­te­ren Per­spek­ti­ven. „Die Indu­strie­be­trie­be konn­ten lan­ge weit­ge­hend nor­mal wei­ter arbei­ten. Zunächst blick­te man mit Sor­ge auf die Lie­fer­ket­ten, gera­de im inter­na­tio­na­len Han­del. Jetzt erweist sich der Absatz als zen­tra­les Pro­blem, weil wegen Coro­na vie­le Markt­be­zie­hun­gen im inter­na­tio­na­len Han­del unter­bro­chen sind“, so der Bay­reu­ther IHK-Gre­mi­ums­vor­sit­zen­de. Das betref­fe ins­be­son­de­re die Kfz-Zulie­fer­indu­strie, die die Absatz­flau­te der Auto­bau­er mas­siv spüre.

Im Bau­ge­wer­be ist die Coro­na-Kri­se weit­ge­hend noch nicht ange­kom­men, die Unter­neh­men sind gut aus­ge­la­stet. Aber auch hier las­sen Bau­an­fra­gen und Bau­ge­neh­mi­gun­gen inzwi­schen spür­bar nach.

Im Bereich des Han­dels hat vor allem der sta­tio­nä­re Ein­zel­han­del mit Pro­ble­men zu kämp­fen. Nach den Aus­gangs­be­schrän­kun­gen kön­ne man jetzt die Läden zwar wie­der öff­nen, müs­se jedoch, wie auch das Gast­ge­wer­be, auf stren­ge Hygie­ne- und Abstands­re­geln ach­ten. „Die Unter­neh­men kön­nen wie­der arbei­ten, müs­sen aber zum Teil hohe Umsatz­ein­bu­ßen hin­neh­men. Und ein unbe­schwer­tes Ein­kau­fen, Bum­meln oder Genie­ßen im Gast­haus fällt der­zeit vie­len Ver­brau­chern noch schwer“, so Lichtenegger.

Im Dienst­lei­stungs­be­reich ist die Lage unter­schied­lich. Man­che Bran­chen, wie Rei­se­bü­ros, Rei­se­bus­un­ter­neh­men oder Mes­se- und Event­ver­an­stal­ter stecken schwer in der Kri­se und sind auf staat­li­che Unter­stüt­zung ange­wie­sen. Ande­re, wie Tanz­schu­len oder Fit­ness­stu­di­os, ste­hen in den Vor­be­rei­tun­gen für die Wie­der­auf­nah­me des Geschäfts­be­triebs. Vie­le unter­neh­mens­na­he Dienst­lei­ster ver­zeich­nen ana­log zu den Bran­chen, für die sie arbei­ten, rück­läu­fi­ge Auf­trags­ein­gän­ge. „Gene­rell ist es wich­tig, trotz aller Bela­stun­gen ein zuver­sicht­li­ches Bild von der Zukunft zu zeich­nen. Mit der Locke­rung der Beschrän­kun­gen nimmt die Unsi­cher­heit ab. Es ist gut, dass der Staat mas­si­ve Hilfs­pro­gram­me bereit­ge­stellt hat und wei­te­re Mög­lich­kei­ten der Unter­stüt­zung dis­ku­tiert“, betont Lichtenegger.

„Auch wenn bei vie­len Unter­neh­men in den ver­gan­ge­nen Wochen die Umsät­ze ein­ge­bro­chen sind, die aktu­el­le Situa­ti­on kann auch eine Chan­ce sein“, so Lich­ten­eg­ger. „Mit die­sen neu­en Her­aus­for­de­run­gen müs­sen wir aktiv und krea­tiv umgehen.“