BUND Natur­schutz Bam­berg: „Wald­schä­den im Raum Bam­berg neh­men zu“

Der BUND Natur­schutz Bam­berg mach­te bei einem Pres­se­ter­min im Haupts­moor­wald und am Geisberg auf die anhal­tend kri­ti­sche Situa­ti­on in unse­ren Wäl­dern auf­merk­sam. Fach­kun­di­ge Erklä­run­gen zu den Schä­den gaben Mit­ar­bei­ter des Forst­be­triebs Forchheim.

„Auch wenn durch die Coro­na-Kri­se das The­ma Wald­ster­ben durch den Kli­ma­wan­del aus dem Fokus gera­ten ist, hat sich an der dra­ma­ti­schen Situa­ti­on in unse­ren Wäl­dern nichts geän­dert“, so Mar­tin Bücker, Vor­sit­zen­der des BUND Natur­schutz Bam­berg. Nach der Trocken­heit und Hit­ze der letz­ten bei­den Jah­ren berei­tet Bücker der Wit­te­rungs­ver­lauf auch in die­sem Jahr gro­ße Sor­ge. Durch die Früh­jahrs­trocken­heit hat sich die Situa­ti­on wei­ter zuge­spitzt. Beson­ders der April war im Raum Bam­berg mit nur einem Vier­tel der sonst übli­chen Regen­men­ge extrem trocken. Auch bei den Tem­pe­ra­tu­ren gab es wie­der Rekord­wer­te. Im Win­ter lagen sie in Bam­berg sat­te 3 Grad über den Durch­schnitts­wer­ten. Bücker bringt es auf den Punkt: „Die Wald­bö­den sind nahe­zu aus­ge­dorrt. Das Ster­ben der Bäu­me geht nun bereits in das drit­te Jahr.“

„Wir ver­zeich­nen in unse­ren Wäl­dern der­zeit außer­or­dent­li­che Schä­den bei den mei­sten Baum­ar­ten. Am stärk­sten betrof­fen sind die von der extre­men Trocken­heit um Bam­berg geschwäch­ten Fich­ten. Die­se wer­den von den bei­den Bor­ken­kä­fern Buch­drucker und Kup­fer­ste­cher gera­de mas­sen­haft zum Abster­ben gebracht“, so der Lei­ter des Forst­be­triebs Forch­heim, Ste­phan Keil­holz. Auch Fabi­an Teg­ge vom Forst­re­vier Strul­len­dorf zeig­te sich sehr besorgt wegen der aktu­el­len Wald­schä­den im Haupts­moor­wald: „Im Haupts­moor­wald sind bereits gro­ße Schad­holz­men­gen ange­fal­len, über­wie­gend Fich­ten. Aber Zum Glück sind es hier bis­her nur weni­ge der Kie­fern, die für den Haupts­moor­wald so prä­gend sind“. Im Stei­ger­wald dage­gen zei­gen bereits vie­le Kie­fern deut­li­che Schä­den durch einen kom­ple­xen Befall aus „Diplo­dia-Triebster­ben“, Pracht­kä­fern, Misteln und Borkenkäfern.

Mit den mas­si­ven Schä­den an Fich­ten war auf­grund der Trocken­heit zu rech­nen. Dass es nun aber seit letz­tem Jahr ver­mehrt zu Pro­ble­men mit Buchen kommt sei laut Keil­holz extrem Besorg­nis erre­gend. Hier sind neben Weiß­fäul­epil­zen auch buchen­spe­zi­fi­sche Bor­ken­kä­fer maß­geb­lich betei­ligt. Es gibt deut­li­che Aus­fäl­le ins­be­son­de­re bei Alt­bäu­men auf toni­gen Stand­or­ten. Die Schä­den zei­gen sich an abplat­zen­den Rin­den­stücken, am Abster­ben von Kro­nen­tei­len und schließ­lich am Zusam­men­bre­chen oder Umfal­len der oft mäch­ti­gen Bäu­me. Am Fuß des Geisbergs zwi­schen Mel­ken­dorf und Geisfeld nahe der Wen­de­li­nus­ei­che ver­deut­lich­te Revier­för­ster Ger­hard Rüh­ling die ver­schie­de­nen Schä­di­gungs­gra­de. Depri­miert zeich­net Rüh­ling ein düste­res Bild: „In den ver­gan­ge­nen 32 Jah­ren die ich hier arbei­te hat es in mei­nem Revier bei den Buchen, Fich­ten und Eschen noch nie so schlimm aus­ge­se­hen wie heute“.

Meist ist das Aus­maß der bereits abge­stor­be­nen Bäu­me im Wald­bild äußer­lich kaum sicht­bar. „Die geschä­dig­ten Bäu­me wer­den vom Forst­be­trieb rasch gefällt“, erklär­te Keil­holz die ver­gleichs­wei­se gerin­ge Anzahl an erkenn­bar abge­stor­be­nen Bäu­men. Zum einen soll wenig­stens ein Teil des Hol­zes noch wirt­schaft­lich genutzt wer­den. Zum ande­ren ist die Ent­nah­me der befal­le­nen Bäu­me not­wen­dig, um eine Ver­brei­tung der Schäd­lin­ge ein­zu­däm­men und an den Wald­we­gen das Risi­ko umstür­zen­der Bäu­me und her­ab­fal­len­der Äste zu ver­min­dern. Aus der Men­ge des bereits ein­ge­schla­ge­nen und abtrans­por­tier­ten Schad­hol­zes wird die momen­ta­ne Aus­nah­me­si­tua­ti­on in den frän­ki­schen Wäl­dern deut­lich. Seit Juli 2019 muss­ten aus dem Staats­wald im Bereich Bam­berg-Forch­heim auf­grund der Schä­den bereits über 90.000 Kubik­me­ter Fich­ten ent­nom­men wer­den. Das war 5 Mal so viel wie in nor­ma­len Jah­ren. Dazu kamen mehr als 30.000 Kubik­me­ter Kie­fern und über 10.000 Kubik­me­ter Buchenholz.

Kon­se­quen­zen für den Waldbau

Um dem Kli­ma­wan­del zu begeg­nen set­zen die Baye­ri­schen Staats­for­sten auf gemisch­te Wäl­der aus min­de­stens vier ver­schie­de­nen, kli­ma­sta­bi­len Baum­ar­ten. „Nur Misch­wäl­der wer­den gegen die Gefähr­dun­gen durch Hit­ze, Trocken­heit, Stür­me und Insek­ten genug Wider­stands­kraft haben“, so Keil­holz. Bereits seit Jah­ren wer­den des­halb ver­mehrt trocken­re­si­sten­te Pflan­zen im Staats­wald gepflanzt wie Trau­ben­ei­che, Els­bee­re, Vogel­kir­sche oder Spitz­ahorn. Die bis­her eta­blier­ten Baum­ar­ten sol­len künf­tig auch um neue Her­künf­te berei­chert wer­den, so etwa Buchen aus süd­li­chen Regio­nen oder trocken­heits­re­si­sten­te­re Tan­nen aus den Kar­pa­ten. Auch in unse­rer Regi­on neue Baum­ar­ten wie Edel­ka­sta­ni­en, Baum­ha­seln oder Zedern sol­len den Bestän­den bei­gemischt wer­den. Die­se zusätz­li­chen Pflan­zun­gen wer­den im Rah­men des „30-Mil­lio­nen-Bäu­me-Pro­gramms“ der Baye­ri­schen Staats­re­gie­rung von den Baye­ri­schen Staats­for­sten in den kom­men­den fünf Jah­ren rea­li­siert. So sol­len allein im kom­men­den Herbst/​Winter im Forst­be­trieb Forch­heim auf einer Flä­che von etwa 50 Fuß­ball­fel­dern jun­ge kli­ma­re­si­sten­te Bäum­chen aus­ge­pflanzt werden.

Auf gro­ßer Wald­flä­che muss aber die natür­li­che Wald­ent­wick­lung Vor­rang, um die viel­fäl­ti­gen Anpas­sungs­mög­lich­kei­ten der Natur zu nut­zen. Dabei spie­len hei­mi­sche Laub­bäu­me und Tan­nen die zen­tra­le Rol­le. Damit die jun­gen Bäum­chen zu einer zukunfts­fä­hi­gen neu­en Wald­ge­ne­ra­ti­on her­an­wach­sen kön­nen, darf der Reh­wild­be­stand nicht zu hoch sein und muss gege­be­nen­falls auf ein wald­ver­träg­li­ches Maß redu­ziert wer­den. In den sich auf­lö­sen­den Bestän­den dür­fen die jun­gen Pflan­zen nicht vom Reh­wild zu sehr ver­bis­sen wer­den. Wenn in Zei­ten der Kli­ma­kri­se der Wald „oben“ stirbt, muss eine neue Gene­ra­ti­on „von unten“ unge­stört nach­wach­sen kön­nen. Der not­wen­di­ge Wald­um­bau zu ange­pass­ten Misch­wäl­dern wäre sonst zum Schei­tern verurteilt.

Kli­ma­kri­se als Ursa­che der Wald­kri­se stär­ker bekämpfen

Frag­lich bleibt auch, ob all die wald­bau­li­chen Maß­nah­men auf lan­ge Sicht Wir­kung zei­gen, wenn die Kli­ma­kri­se nicht auf­ge­hal­ten wird. Reich­lich fru­striert zeig­ten sich die Ver­tre­ter des BUND Natur­schutz Bam­berg des­halb von den bis­he­ri­gen Kli­ma­schutz­be­mü­hun­gen von Bun­des- und Lan­des­re­gie­rung. Erich Spran­ger, 2. Vor­sit­zen­der des BUND Natur­schutz Bam­berg: „Obwohl die Aus­wir­kun­gen so bedroh­lich und offen­sicht­lich sind, pas­siert viel zu wenig, um dem Kli­ma­wan­del zu begeg­nen“. Die Maß­nah­men des Kli­ma­pa­kets und der Fahr­plan zum Koh­le­aus­stieg sei­en alles ande­re als ambi­tio­niert. Der BUND Natur­schutz for­de­re eine Ener­gie­wen­de durch Ein­spa­rung, Effi­zi­enz und Erneu­er­ba­re Ener­gien. Spran­ger ist über­zeugt, dass in Zukunft trotz mög­li­cher Ein­spa­run­gen mehr Strom benö­tigt wird. Die­ser müs­se aber aus erneu­er­ba­ren Ener­gien, ins­be­son­de­re Wind und Son­ne erzeugt wer­den. „Wir brau­chen mehr Strom unter ande­rem für die Elek­tro­mo­bi­li­tät und für Wär­me­pum­pen. Zur Spei­che­rung von Ener­gie und für indu­stri­el­le Pro­zes­se müs­sen wir dar­über hin­aus in gro­ßem Stil in die Was­ser­stoff­er­zeu­gung mit­tels grü­nem Strom ein­stei­gen.“ Im Bereich der Kli­ma­al­li­anz von Stadt und Land­kreis Bam­berg lie­ge der Anteil an erneu­er­bar erzeug­tem Strom der­zeit nur bei gut 50%. Aus die­sen Grün­den for­dert Spran­ger für den Raum Bam­berg den Aus­bau der Strom­erzeu­gung aus Erneu­er­ba­ren, kon­kret sol­le sie bei der Wind­kraft ver­dop­pelt und bei der Solar­ener­gie ver­vier­facht wer­den. Für den Aus­bau der Pho­to­vol­ta­ik hat Spran­ger in erster Linie die vie­len bis­her nicht genutz­ten Dächer im Auge.

„Nur wenn sich der Wald durch natur­na­he Wald­wirt­schaft und Wald­um­bau an den Kli­ma­wan­del anpas­sen kann und wenn wir alles dafür tun, das 1,5 Grad-Ziel des Pari­ser Kli­ma­ab­kom­mens zu schaf­fen, gibt es eine rea­le Chan­ce, dass auch die näch­sten Gene­ra­tio­nen bei uns in Fran­ken noch Wäl­der erle­ben, wie wir sie ken­nen“ zieht Mar­tin Bücker als Fazit aus der Veranstaltung.