Aus der Bam­ber­ger Leser­post: „Wert eines Lebens?“

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Sehr geehr­te Damen und Herren!

An der Stel­le, an der ein aus 30 km/​h abge­brem­stes Kraft­fahr­zeug steht, setzt aus 50 km/​h die Brems­wir­kung erst ein (Reak­ti­ons­weg). Ein sich hier befin­den­des Kind blie­be somit unver­letzt oder wür­de mit vol­ler Geschwin­dig­keit erfaßt.

Die Kol­li­si­on mit einem Kraft­fahr­zeug über­le­ben bei einer Auf­prall­ge­schwin­dig­keit von 30 km/​h vier von fünf Fuß­gän­gern. Bei 50 km /​h schafft es hin­ge­gen nur einer. Und bei 70 km/​h?

Daß für die Über­le­ben­den Ver­let­zungs­schwe­re und even­tu­el­le Dau­er­schä­den von der Geschwin­dig­keit abhän­gen, bedarf kei­ner wei­te­ren Erläuterung.

20 km/​h Geschwin­dig­keits­un­ter­schied eines Kraft­fahr­zeugs sind für Fuß­gän­ger (und Rad­fah­rer) von exi­sten­zi­el­ler Bedeu­tung, machen den Unter­schied zwi­schen Leben und Tod bzw. lebens­lan­ger Behin­de­rung aus. Doch Bun­des­ver­kehrs­mi­ni­ster Scheu­er und ande­re Lob­by­isten stu­fen ein ledig­lich ein­mo­na­ti­ges Fahr­ver­bot für die­je­ni­gen, wel­che inner­orts mehr als 21 km/​h schnel­ler als ange­ord­net fah­ren, als unan­ge­mes­sen har­te Bestra­fung ein.

Wel­chen Wert hat ein Menschenleben?

Bit­te stop­pen Sie, Amts- und Man­dats­trä­ger der Christ­lich Sozia­len Uni­on, Ihren Par­tei­freund in sei­nen Bemü­hun­gen, die soeben erst in Kraft getre­te­ne Ver­schär­fung des Ver­kehrs­rechts zurück­zu­dre­hen! Es ist weder christ­lich noch sozi­al, die ver­meint­li­che Frei­heit zum Rasen höher zu gewich­ten als das grund­ge­setz­lich garan­tier­te Recht auf Leben und kör­per­li­che Unver­sehrt­heit. Abge­se­hen davon, wer­den ver­kehrs­recht­li­che Ver­stö­ße in Deutsch­land noch immer weit­aus mil­der geahn­det als inter­na­tio­nal üblich.

Mit freund­li­chen Grüßen
Wolf­gang Bönig