Kreis Kulm­bach: 634 von ins­ge­samt 2027 Betrie­be haben Kurz­ar­beit beantragt

Stüh­le hoch: Kaum eine Bran­che ist so stark von den Coro­na-Ein­schrän­kun­gen betrof­fen wie die Gastro­no­mie und Hotel­le­rie. Die Gewerk­schaft NGG for­dert Hygie­ne­plä­ne und Gefähr­dungs­be­ur­tei­lun­gen, bevor Loka­le wie­der öff­nen. / Foto: NGG

Lock­down im Kreis Kulm­bach: Fast jede drit­te Fir­ma in Kurzarbeit

Mit Kurz­ar­beit durch die Kri­se: Im Land­kreis Kulm­bach hat seit Beginn der Coro­na­vi­rus-Pan­de­mie fast ein Drit­tel aller Unter­neh­men (31 Pro­zent) Kurz­ar­beit ange­mel­det. Das teilt die Gewerk­schaft Nah­rung-Genuss-Gast­stät­ten (NGG) mit. Die NGG beruft sich hier­bei auf neue­ste Zah­len der Bun­des­agen­tur für Arbeit (BA). Danach haben bis Ende April 634 der ins­ge­samt 2.027 Betrie­be im Land­kreis Kurz­ar­bei­ter­geld bei der BA bean­tragt. Zum Ver­gleich: Zu Beginn der Coro­na-Kri­se im März waren es noch 26 Fir­men. Micha­el Grundl, Geschäfts­füh­rer der NGG-Regi­on Ober­fran­ken, spricht von einer „Erschüt­te­rung auf dem hei­mi­schen Arbeitsmarkt“.

Beson­ders betrof­fen ist das Gast­ge­wer­be. „Die Bran­che liegt seit Wochen weit­ge­hend brach. Gera­de klei­ne­re Hotels und Gast­stät­ten kämp­fen ums Über­le­ben. Es ist gut, dass die Bun­des­re­gie­rung ein rie­si­ges Ret­tungs­pa­ket für die Unter­neh­men geschnürt hat. Aber für die Beschäf­tig­ten kommt die beschlos­se­ne Erhö­hung des Kurz­ar­bei­ter­gel­des zu spät“, sagt Grundl. So steigt das Lohn­aus­fall­geld erst nach sie­ben Mona­ten Kurz­ar­beit auf 80 Pro­zent (Eltern: 87 Pro­zent) des Net­to-Ein­kom­mens. Für Köchin­nen, Kell­ner und Hotel­an­ge­stell­te sei das eine enor­me Durst­strecke. „Vie­len wird nur der Gang zum Sozi­al­amt oder zum Job-Cen­ter blei­ben“, warnt Grundl. Eine Mit­ver­ant­wor­tung für die Lage tra­ge auch der Deut­sche Hotel- und Gast­stät­ten­ver­band (Deho­ga): Anders als etwa in der System­ga­stro­no­mie (u.a. McDonald’s, Star­bucks, Nord­see) wei­ger­ten sich die Arbeit­ge­ber bis heu­te, das Kurz­ar­bei­ter­geld per Tarif­ver­trag aufzustocken.

Umso wich­ti­ger sei nun, eine Per­spek­ti­ve für die lang­sa­me Wie­der­be­le­bung des Gast­ge­wer­bes zu fin­den – „vor­aus­ge­setzt, der Gesund­heits­schutz für Beschäf­tig­te und Gäste ist sicher­ge­stellt“. Bei jedem Restau­rant, das im Kreis Kulm­bach wie­der öff­nen wol­le, müss­ten die Behör­den kon­trol­lie­ren, ob die Schutz­maß­nah­men für die Gäste aus­rei­chen, so die NGG. „Gast­stät­ten, Cafés und Bars sind eigent­lich Orte der Gesel­lig­keit. Jetzt müs­sen die Gäste dar­auf ver­trau­en kön­nen, dass sich kei­ner ansteckt“, macht Geschäfts­füh­rer Grundl deutlich.

Um die Beschäf­tig­ten opti­mal vor Infek­tio­nen zu schüt­zen, sei eine gründ­li­che Gefähr­dungs­be­ur­tei­lung nötig. „Dar­über hin­aus braucht es aus­rei­chend Per­so­nal, das sich neben Küche und Ser­vice dar­um küm­mert, dass die Hygie­ne- und Abstands­re­geln wirk­lich ein­ge­hal­ten wer­den: Kell­ne­rin­nen, die dar­auf ach­ten, dass Tische und Stüh­le nicht zusam­men­ge­scho­ben wer­den. Und eben­so genug Köche in der Küche, damit es kei­nen War­testau beim Essen und damit ein zu vol­les Lokal gibt. Kein Restau­rant soll­te hier auf Spar­flam­me kochen, son­dern die Wie­der­eröff­nung früh­zei­tig akri­bisch pla­nen“, so Grundl.

Doch bis wie­der ein „Stück Nor­ma­li­tät“ in die Bran­che ein­zie­he, blei­be der Scha­den für Beschäf­tig­te und Betrie­be groß. Nach Anga­ben der Arbeits­agen­tur haben bis Ende April bun­des­weit 751.000 Betrie­be Kurz­ar­beit ange­mel­det – 115.000 davon im Hotel- und Gast­stät­ten­ge­wer­be. Das sind 72 Pro­zent aller Betrie­be der Branche