Uni­ver­si­tät Bay­reuth grün­det deutsch­land­weit ein­zig­ar­ti­ges Zen­trum für den 3D-Druck

Additiver Fertigungsprozess des Laserstrahlschmelzens, Foto: Christian Bay.
Additiver Fertigungsprozess des Laserstrahlschmelzens, Foto: Christian Bay.

Inno­va­tiv aus der Krise

Die addi­ti­ve Fer­ti­gung (3D-Druck) ist eine Zukunfts­tech­no­lo­gie, die in allen Industrie­zweigen eine zen­tra­le Bedeu­tung gewinnt. Für die Erfor­schung, Wei­ter­ent­wick­lung und Nut­zung die­ser Tech­no­lo­gie hat die Uni­ver­si­tät Bay­reuth jetzt die For­schungs­stel­le Cam­pus Additive.Innovationen (CA.I) gegrün­det. Die inter­dis­zi­pli­nä­re Ver­net­zung ist da­bei in Bay­ern und Deutsch­land ein­zig­ar­tig: Wis­sen­schaft­le­rin­nen und Wis­sen­schaft­ler aus fünf Fakul­tä­ten und mehr als 20 Lehr­stüh­len arbei­ten gemein­sam an inno­va­ti­ven Lösun­gen. Zugleich koope­rie­ren sie bran­chen­über­gei­fend mit Unter­neh­men im regio­na­len Umfeld, die im CA.I eine Anlauf­stel­le für alle Fra­gen zur addi­ti­ven Fer­ti­gung fin­den werden.

Die additive Fertigung erlaubt die präzise Herstellung dreidimensionaler Strukturen in einem einzigen Arbeitsgang. Foto: LUP.

Die addi­ti­ve Fer­ti­gung erlaubt die prä­zi­se Her­stel­lung drei­di­men­sio­na­ler Struk­tu­ren in einem ein­zi­gen Arbeits­gang. Foto: LUP.

„Die addi­ti­ve Fer­ti­gung wird in der natio­na­len und inter­na­tio­na­len For­schungs­land­schaft mei­stens durch die Bril­le eines Inge­nieurs betrach­tet. Doch nur wenn die­ses Zukunfts­feld fächer­über­grei­fend und zusam­men­hän­gend bear­bei­tet wird, kön­nen ein­zig­ar­ti­ge und nach­hal­ti­ge Inno­va­tio­nen von mor­gen mit und durch die addi­ti­ve Fer­ti­gung gelin­gen“, sagt Prof. Dr.-Ing. Frank Döp­per, Inha­ber des Lehr­stuhls Umwelt­ge­rech­te Pro­duk­ti­ons­tech­nik an der Uni­ver­si­tät Bay­reuth. Die­sen Ansatz will die For­schungs­stel­le Cam­pus Additive.Innovationen mit Nach­druck vor­an­trei­ben: Mate­ria­li­en, Tech­no­lo­gien und Anwen­dun­gen der addi­ti­ven Fer­ti­gung sowie Geschäfts­mo­del­le sol­len aus vie­len Blick­win­keln inter­dis­zi­pli­när unter­sucht, ent­wickelt und opti­miert wer­den. Gesell­schaft­li­che Tech­nik­fol­gen, auch auf inter­na­tio­na­ler Ebe­ne, sol­len dabei ein­be­zo­gen werden.

„Unse­re lang­jäh­ri­gen Erfah­run­gen in der Zusam­men­ar­beit mit Indu­strie­part­nern, ins­be­son­de­re mit klei­nen und mitt­le­ren Unter­neh­men, zei­gen: Damit der Ein­stieg in die addi­ti­ve Fer­ti­gung zu einem nach­hal­ti­gen wirt­schaft­li­chen Erfolg wird, ist es unab­ding­bar, von vorn­her­ein die gesam­te Wert­schöp­fungs­ket­te in den Blick zu neh­men – ange­fan­gen von der kun­den­ori­en­tier­ten Pro­dukt­ent­wick­lung über die Her­stel­lungs­pro­zes­se bis zum Chan­ge Manage­ment und stra­te­gi­schen Manage­ment“, sagt Chri­sti­an Bay vom Lehr­stuhl Umwelt­ge­rech­te Produktionstechnik.

Wis­sen­schaft­li­che Kom­pe­ten­zen bün­deln und ausbauen

„Die Uni­ver­si­tät Bay­reuth zeich­net sich aus durch die Ver­knüp­fung von The­men­fel­dern der For­schung und des Wis­sens­trans­fers, die andern­orts strikt durch Fächer- und Fakultäts­grenzen getrennt sind. Die­ser Leit­ge­dan­ke wird durch den Cam­pus Additive.Innovationen wei­ter mit Leben gefüllt, der sich als inter- und trans­dis­zi­pli­nä­rer Think Tank ver­steht“, beschreibt Prof. Dr. Ste­fan Leib­le, Prä­si­dent der Uni­ver­si­tät Bay­reuth, das Pro­fil der neu­en Forschungsstelle.

Von den Natur- und Inge­nieur­wis­sen­schaf­ten über die Rechts- und Wirt­schafts­wis­sen­schaf­ten bis zu Sport- und Afri­ka­wis­sen­schaf­ten wer­den hier ver­schie­den­ste Fach­kompetenzen und Tech­no­lo­gien zusam­men­ge­führt und wei­ter aus­ge­baut. Schwer­punk­te sind dabei Design, Werk­stof­fe und Pro­zes­se, Digitalisie­rung sowie Geschäfts­mo­del­le und Rechts­fra­gen. Dadurch wächst auf dem Cam­pus der Uni­ver­si­tät Bay­reuth eine fächer­über­grei­fen­de Exzel­lenz, die weg­wei­sen­de Impul­se für Inno­va­tio­nen in For­schung und Ent­wick­lung set­zen wird. Die­se syste­ma­ti­sche Ver­net­zung tech­ni­scher und nicht-tech­ni­scher Fra­ge­stel­lun­gen und Kom­pe­ten­zen auf dem Gebiet der addi­ti­ven Fer­ti­gung ist schon heu­te in Deutsch­land einzigartig.

Die Wett­be­werbs­fä­hig­keit von Unter­neh­men steigern

Ins­be­son­de­re Unter­neh­men aus dem regio­na­len Umfeld sind ein­ge­la­den, die Poten­zia­le und Anwen­dun­gen der addi­ti­ven Fer­ti­gung in den Labors und Tech­ni­ka auf dem Bay­reu­ther Cam­pus zu erle­ben. Zugleich ent­wickelt die CA.I im Dia­log mit den regio­na­len Kam­mern und der Cam­pus-Aka­de­mie der Uni­ver­si­tät Bay­reuth Ange­bo­te für die schu­li­sche, beruf­li­che und wis­sen­schaft­li­che Aus- und Weiterbildung.

„Die addi­ti­ve Fer­ti­gung ermög­licht Unter­neh­men gro­ße Frei­hei­ten bei der Ent­wick­lung von Pro­duk­ten und Dienstleis­tungen. Zudem kommt sie ohne die klas­si­schen Werk­zeu­ge der indu­stri­el­len Her­stel­lung aus. Daher ist zu erwar­ten, dass von die­ser Tech­no­lo­gie auch dis­rup­ti­ve Wir­kun­gen aus­ge­hen. Gera­de des­halb will die For­schungs­stel­le Cam­pus Additive.Innovationen den gro­ßen und star­ken regio­na­len Mit­tel­stand schon sehr früh­zei­tig in die Lage ver­set­zen, die fas­zi­nie­ren­den neu­en Möglichkei­ten opti­mal zu nut­zen und so die eige­ne Inno­va­ti­ons­kraft nach­hal­tig zu stär­ken. Mit ihrer syste­ma­ti­schen Ver­net­zung von wis­sen­schaft­li­chen, tech­ni­schen und öko­no­mi­schen Her­aus­for­de­run­gen wird die For­schungs­stel­le eine Aus­strah­lung ent­fal­ten kön­nen, die weit über die eige­ne Regi­on hin­aus­reicht“, meint Chri­sti­an Bay.

Resi­li­en­te Wert­schöp­fungs­ket­ten schaffen

Die gute Koope­ra­ti­on von Wis­sen­schaft und Wirt­schaft zeigt sich auch wäh­rend der Coro­na-Kri­se: So wur­den an der Uni­ver­si­tät Bay­reuth zusam­men mit regio­na­len Indu­strie­part­nern Pro­totypen und Anwen­dungs­bau­tei­le für medi­zi­ni­sches Equip­ment ent­wickelt und addi­tiv gefer­tigt. „Über die aktu­el­le Kri­se hin­aus haben addi­ti­ve Tech­no­lo­gien grund­sätz­lich ein hohes Po­tenzial, die Kri­sen­an­fäl­lig­keit von Unter­neh­men zu sen­ken: Sie bie­ten zahl­rei­che Möglichkei­ten, um Lücken in Wert­schöp­fungs­ket­ten kurz­fri­stig zu schlie­ßen, die Belie­fe­rung von Kun­den mit wich­ti­gen Pro­duk­ten sicher­zu­stel­len und somit die Unter­neh­men wider­stands­fä­hi­ger für Kri­sen­si­tua­tio­nen zu machen“, betont Prof. Dr.-Ing. Frank Döpper.