Frän­ki­sche Wie­sen­wäs­se­rung wur­de zum Kul­tur­er­be ernannt

Foto: Land­rats­amt Forchheim

Die Bemü­hun­gen haben sich gelohnt: Im ver­gan­ge­nen Jahr erar­bei­te­te eine Gemein­schaft aus Wäs­ser­or­ga­ni­sa­tio­nen in Schwa­bach, Nürn­berg und im Land­kreis Forch­heim sowie der Was­ser­rad­ge­mein­schaft Möh­ren­dorf den Bewer­bungs­an­trag für eine Ein­tra­gung in die Ver­zeich­nis­se des Imma­te­ri­el­len Kul­tur­er­bes. Am 31. März hat nun der Baye­ri­sche Mini­ster­rat ent­schie­den, dass die „Wäs­ser­wie­sen in Fran­ken“ in das Baye­ri­sche Lan­des­ver­zeich­nis auf-genom­men werden.

Gleich­zei­tig schlug er eine Auf­nah­me in das Bun­des­wei­te Ver­zeich­nis vor. Eine wesent­li­che Rol­le bei der Ent­schei­dung spiel­te das posi­ti­ve Gut­ach­ten eines unab­hän­gi­gen Exper­ten­gre­mi­ums, das auf Grund­la­ge der Kri­te­ri­en des UNESCO-Über­ein­kom­mens zur Erhal­tung des Imma­te­ri­el­len Kul­tur­er­bes alle ein­ge­reich­ten Bewer­bun­gen beurteilt.

Seit dem Jahr 2003 stellt die UNESCO kul­tu­rel­le Aus­drucks­for­men in den Fokus der Öffent­lich­keit mit dem Ziel, über­all auf der Welt über­lie­fer­tes Wis­sen und Kön­nen als sog. „Imma­te­ri­el­les Kul­tur­er­be“ zu erhal­ten und zu fördern.

Die seit dem Mit­tel­al­ter beleg­te, meist genos­sen­schaft­lich orga­ni­sier­te tra­di­tio­nel­le Wie­sen­be­wäs­se­rung dien­te (und dient heu­te noch) der Ertrags­stei­ge­rung bei Gras und Heu auf den san­di­gen, was­ser­durch­läs­si­gen und oft nähr­stoff­ar­men Böden der ver­gleichs­wei­se nie­der­schlags­ar­men Regi­on zwi­schen Schwabach/​Roth im Süden und dem Raum Forch­heim mit dem unte­ren Wie­sent­tal im Nor­den. Über Gra­ben­sy­ste­me und Weh­re gelangt das Was­ser aus den Fließ­ge­wäs­sern auf die Wie­sen, teil­wei­se wer­den von der Strö­mung ange­trie­be­ne Was­ser­schöpf­rä­der (seit dem Kanal­bau: Pum­pen) ein­ge­setzt. Wäs­ser­wie­sen zeich­nen sich durch eine sehr hohe Bio­di­ver­si­tät aus und erfül­len wich­ti­ge Funk­tio­nen, für das Stadt­kli­ma eben­so wie für die Kul­tur­land­schaft. In der moder­nen, zuneh­mend indu­stri­el­len Land­wirt­schaft ist jedoch die­se arbeits­in­ten­si­ve alte Kul­tur­form zuneh­mend von Auf­las­sung bedroht. Trotz­dem gehört das Gebiet der Fluss­tä­ler der Red­nitz, Reg­nitz und Wie­sent euro­pa­weit zu den noch am besten erhal­te­nen Bewässerungssystemen.

Um die­ses Kul­tur­er­be im Land­kreis Forch­heim zu schüt­zen, zu ent­wickeln und nach­hal­tig zu erhal­ten, ist bereits vor drei Jah­ren das „Wäs­ser­wie­sen-Pro­jekt“ in der Trä­ger­schaft des Land­rats­amts ins Leben geru­fen wor­den. Es berät und unter­stützt die in Wäs­ser­ge­nos­sen­schaf­ten orga­ni­sier­ten Land­wir­te als wesent­li­che Akteu­re bei der Instand­set­zung und ‑hal­tung und der natur- und umwelt­scho­nen­den Bewirt­schaf­tung der Bewäs­se­rungs­sy­ste­me im Wie­sent­tal. Und eben die­se Akteu­re meint wohl auch der baye­ri­sche Finanz­mi­ni­ster Albert Für­acker, wenn er die Auf­nah­me in die Lan­des­li­ste als „ein Zei­chen der Wert­schät­zung und Aner­ken­nung für den per­sön­li­chen Ein­satz in Zusam­men­hang mit dem Erhalt und der Wei­ter­ga­be von Tra­di­tio­nen“ bezeichnet.