Kei­ne Angst vor Fledermäusen

Fledermaus. Foto: Pixabay
Fledermaus. Foto: Pixabay

Hei­mi­sche Fle­der­mäu­se über­tra­gen kein Coro­na – Tie­re sind nütz­lich und ganz­jäh­rig geschützt

Fle­der­mäu­se wer­den immer wie­der als Ursprung des Coro­na­vi­rus SARS-CoV‑2 bezeich­net. Der neu­ar­ti­ge Virus hat sich welt­weit aus­ge­brei­tet und kann beim Men­schen die Krank­heit Covid-19 aus­lö­sen. So ein­fach ist es jedoch nicht: Bis ein Coro­na­vi­rus aus einer Fle­der­maus für den Men­schen ansteckend wird, müs­sen meh­re­re Zwi­schen­schrit­te ein­tre­ten. „Wir neh­men die Äng­ste und Sor­gen der Men­schen ernst und klä­ren über fal­sche Vor­stel­lun­gen und Vor­be­hal­te gegen­über Fle­der­mäu­sen auf“, sagt Dr. Andre­as von Lind­ei­ner, LBV-Lan­des­fach­be­auf­trag­ter. „Unse­re ein­hei­mi­schen Fle­der­mäu­se sind nicht mit SARS-CoV‑2 infi­ziert und kön­nen somit Men­schen nicht mit Covid-19 anstecken.“ Fle­der­mäu­se sind Nütz­lin­ge. Ihr ein­zig­ar­ti­ges Immun­sy­stem ist äußerst wert­voll für die Human- und Tier­me­di­zin. Sie sind unver­zicht­ba­rer Teil unse­res Öko­sy­stems und erbeu­ten unter ande­rem Insek­ten, die in der Land- und Fort­wirt­schaft Schä­den ver­ur­sa­chen können.

Über­tra­gung von Corona-Viren

Fle­der­mäu­se sind wie vie­le ande­re Säu­ge­tie­re inklu­si­ve des Men­schen Trä­ger von ver­schie­de­nen Bak­te­ri­en und Viren. Die ver­schie­de­nen Arten von Coro­na­vi­ren gehö­ren eben­falls dazu. „SARS-CoV‑2 ist ein mensch­li­cher Erre­ger. Er ist gene­tisch eng mit Viren aus dem Tier­reich ver­wandt. Eine direk­te Über­tra­gung von Fle­der­mäu­sen auf den Men­schen ohne Zwi­schen­wirt ist sehr unwahr­schein­lich und bis­her nicht belegt“, sagt von Lind­ei­ner. Damit Men­schen infi­ziert wer­den kön­nen sind meh­re­re zeit­lich gestaf­fel­te Über­gän­ge von einer Tier­art zur näch­sten not­wen­dig bei denen sich bestimm­te Virus­ei­gen­schaf­ten ver­än­dern. Der Sprung auf einen neu­en Wirt erfolgt extrem sel­ten und meist unter unna­tür­li­chen Bedin­gun­gen, wie zum Bei­spiel auf Wild­tier­märk­ten, wo Tier­ar­ten aus unter­schied­li­chen Lebens­räu­men dicht gedrängt auf­ein­an­der­tref­fen. „Der enge Kon­takt von Zwi­schen­wirt und Mensch, der für eine Krank­heits­über­tra­gung ent­schei­dend ist, fin­det in Bay­ern also gar nicht statt“, so der LBV-Landesfachbeauftrage.

Fle­der­mäu­se sind nütz­lich und beson­ders geschützt

Fle­der­mäu­se sind ein unver­zicht­ba­rer Teil vie­ler Öko­sy­ste­me, der bio­lo­gi­schen Viel­falt und unse­res Natur­er­bes. Sie ver­brei­ten Samen, bestäu­ben Pflan­zen und fres­sen Insek­ten, die Schä­den in der Land- und Forst­wirt­schaft anrich­ten kön­nen. „Unse­re hei­mi­schen Fle­der­mäu­se sind gesetz­lich beson­ders geschützt und brau­chen unse­ren Schutz“, sagt der LBV-Arten­schüt­zer. Von den ins­ge­samt 25 Fle­der­maus­ar­ten in Bay­ern sind alle gefähr­det und vie­le davon ste­hen auf der Roten Liste. „Das Töten oder auch die Stö­rung der Fle­der­mäu­se ist eine Straf­tat eben­so die Beschä­di­gung oder Zer­stö­rung ihrer Quar­tie­re“, sagt von Lindeiner.

Gera­de jetzt sind vie­le Fle­der­mäu­se nach ihrem Win­ter­schlaf auf der Suche nach pas­sen­den Som­mer­quar­tie­ren. Als Kul­tur­fol­ger bewoh­nen Fle­der­mäu­se Scheu­nen, Kel­ler oder Kirch­tür­me. Aber auch in Dach­bö­den von Wohn­häu­sern füh­len sich die nacht­ak­ti­ven Tie­re wohl. Doch trotz der rela­ti­ven Nähe zum Men­schen, wenn bei­de bei­spiels­wei­se unter einem Dach woh­nen, sind Fle­der­mäu­se als Krank­heits­über­trä­ger für den Men­schen kei­ne Gefahr. „Wich­tig ist, leben­de oder tote Tie­re sowie Fle­der­maus­kot nur mit Hand­schu­hen anzu­fas­sen. Vor­sichts­maß­nah­men, die auch im Umgang mit allen ande­ren Wild­tie­ren emp­foh­len sind“, erklärt der LBV-Landesfachbeauftragte.

Ursprung des Virus und Hufeisennasen

Der tat­säch­li­che Ursprung von SARS-CoV‑2 ist nach wie vor nicht zwei­fel­los geklärt. Wissenschaftler*innen fan­den Viren mit ähn­li­chem Erb­gut in asia­ti­schen Fle­der­mäu­sen aus der Fami­lie der Huf­ei­sen­na­sen und in Schup­pen­tie­ren. Die­ser Ursprung könn­te jedoch bereits meh­re­re Jahr­zehn­te zurück­lie­gen, wie gene­ti­sche Befun­de von Fle­der­mäu­sen zei­gen. Von der in Bay­ern leben­den Gro­ßen Huf­ei­sen­na­se, einer ent­fern­ten Ver­wand­ten der in Chi­na ver­brei­te­ten Fle­der­maus­art, geht kei­ne Gefahr für den Men­schen aus: „Die baye­ri­sche Kolo­nie der Gro­ßen Huf­ei­sen­na­se in Hohen­burg ist stark regio­nal begrenzt und mit kei­ner ande­ren Kolo­nie der Fle­der­maus­art in Kon­takt. Außer­dem wur­den die Fle­der­mäu­se 2011 im Rah­men eines For­schungs­pro­jekts auf Coro­na­vi­ren gete­stet. Alle Tests waren nega­tiv“, so Johan­nes Pir­ner, LBV-Gebiets­be­treu­er Fle­der­maus­haus Hohenburg.

Hin­weis des LBV:

Der Text ist an das Infor­ma­ti­ons­blatt „Ein­hei­mi­sche Fle­der­mäu­se und SARS-CoV‑2“ vom 07.04.2020 ange­lehnt. Eine aus­führ­li­che­re Dar­stel­lung und Lite­ra­tur­hin­wei­se ent­neh­men Sie bit­te dem Ori­gi­nal­text (https://www.deutsche-fledermauswarte.org/fledermaeus-und-sars-cov‑2). Soll­ten sich die wis­sen­schaft­li­chen Erkennt­nis­se ändern, wer­den die hier auf­ge­führ­ten Infor­ma­tio­nen von uns über­prüft und aktua­li­siert (Stand: 17.04.2020).