Bür­ger­be­geh­ren in Eggols­heim ange­sto­ßen: Bau­ge­biet „Schirna­id­ler Stra­ße“ ja, aber ohne öko­lo­gisch wert­vol­le Grundstücke

Die Initia­to­ren Micha­el Voll, Mar­tin Albert, Hein­rich Eis­mann, Astrid Amon-Bol­len­beck, Danie­la Fech­ner und Mar­tin Endt (v. li.) for­dern mit ihrem Bür­ger­be­geh­ren, dass nur der inten­siv bewirt­schaf­te­te Acker (links im Bild neben Stra­ße) bebaut wird und die Streu­obst­wie­se sowie Gär­ten (im Hin­ter­grund des Bil­des) erhal­ten werden.

Start­schuss für ein Bür­ger­be­geh­ren in Eggols­heim zum geplan­ten Bau­ge­biet Schirna­id­ler Straße

Die Initia­to­ren rund um Bür­ger­mei­ster­kan­di­dat Mar­tin Albert spre­chen sich aus­drück­lich für das Bau­ge­biet in der Schirna­id­ler Stra­ße aus, for­dern mit ihrem Bür­ger­be­geh­ren aber die Her­aus­nah­me ein­zel­ner öko­lo­gisch wert­vol­ler und orts­bild­prä­gen­der Grundstücke.

Spä­te­stens mit dem Volks­be­geh­ren „Ret­tet die Bie­nen“ wur­de klar, dass der Erhalt der Arten­viel­falt auch in Eggols­heim auf gro­ßes Inter­es­se stößt. Für Tei­le des Bau­ge­biets nahe des Eggols­hei­mer Fried­hofs plant nun aber die Gemein­de, eine Streu­obst­wie­se sowie uralte Gär­ten zu opfern. Als Lebens­raum für bedroh­te Arten und grü­ne Lun­ge mit­ten im Ort sind genau die­se Teil­flä­chen aber von gro­ßer Bedeu­tung. Mit dem Kom­pro­miss, der über das Bür­ger­be­geh­ren von der Gemein­de gefor­dert wird, kann sowohl drin­gend not­wen­di­ger Wohn­raum geschaf­fen als auch ein ent­schei­den­der akti­ver Bei­trag zum Umwelt­schutz gelei­stet werden.

Bebau­ung von Intensivackerland

Als Argu­men­te für die gro­ße Vari­an­te des Bau­ge­biets führ­te der amtie­ren­de Bür­ger­mei­ster Claus Schwarz­mann bis­her immer auf, dass mög­lichst vie­le Bäu­me der Streu­obst­wie­se in die Pla­nun­gen inte­griert und Ver­lu­ste durch Ersatz­pflan­zun­gen an ande­rer Stel­le pro­blem­los aus­ge­gli­chen wer­den könn­ten. Durch den geplan­ten Ein­griff geht jetzt aber der Cha­rak­ter die­ses noch sehr ursprüng­lich vor­han­de­nen Teils von Eggols­heim mit der Streu­obst­wie­se ins­ge­samt ver­lo­ren. Nur beim Erhalt in sei­ner Gesamt­heit kann eine ent­spre­chen­de öko­lo­gi­sche Funk­ti­on erfüllt wer­den. Das könn­te auch die vor­ge­schla­ge­ne Ersatz­pflan­zung nie erfül­len, da der wert­vol­le Lebens­raum für Tie­re in den Baum­höh­len und im Tot­holz über­haupt erst nach meh­re­ren Jahr­zehn­ten ent­steht. Aus die­sen Grün­den spre­chen sich die drei Haupt­ver­tre­ter Mar­tin Albert, Astrid Amon-Bol­len­beck und Micha­el Voll mit ihrem Bür­ger­be­geh­ren „Wohn­raum­schaf­fung im Markt Eggols­heim im Ein­klang mit Natur und Land­schaft“ für eine Über­ar­bei­tung der Pla­nung aus, sodass umwelt­fach­lich hoch­wer­ti­ge­re ein­zel­ne Grund­stücke geschont wer­den und die Bebau­ung auf das heu­te inten­siv genutz­te Acker­land beschränkt wird. Damit könn­ten nach wie vor etwa 60 % der Flä­che des Gebiets für Bau­wil­li­ge in einem natur­na­hen Umfeld erschlos­sen werden.

Umgang mit Leerständen

Um die übri­gen 40% zu kom­pen­sie­ren, for­dern die Initia­to­ren in ihrem Bür­ger­be­geh­ren die Aus­wei­sung von Bau­land auf weni­ger sen­si­blen Flä­chen sowie auch all­ge­mein ein akti­ve­res gemeind­li­ches Leer­stands­ma­nage­ment. So könn­ten einer­seits für Pri­vat­ei­gen­tü­mer von frei­en Bau­plät­zen Ver­kaufs­an­rei­ze geschaf­fen wer­den, indem die Gemein­de ihrer­seits alter­na­ti­ve Inve­sti­ti­ons­mög­lich­kei­ten anbie­tet. Denk­bar wären hier z.B. der Anteils­er­werb von Bür­ger­so­lar­an­la­gen auf bis­her unge­nutz­ten Dächern gemeind­li­cher Gebäu­de. Ande­rer­seits muss die Gemein­de auch selbst mit gutem Bei­spiel vor­an­ge­hen und eige­ne Grund­stücke für den Woh­nungs­bau als Leucht­turm­pro­jek­te zur Ver­fü­gung stel­len. Hier kann das Grund­stück des vor eini­gen Jah­ren abge­ris­se­nen „Emel­da-Hau­ses“ genannt wer­den, das heu­te direkt gegen­über vom Rat­haus eine Lücke im Her­zen Eggols­heims dar­stellt und nur noch als Park­platz genutzt wird.

Ver­bes­se­rungs­po­ten­zi­al bei Baulandpolitik

Für die Lösung der Wohn­raum­pro­ble­ma­tik im Markt Eggols­heim gibt es viel­fäl­ti­ge Ideen, die aber von den Ver­ant­wort­li­chen der Gemein­de noch mehr Wil­len zur Umset­zung des Leit­sat­zes „Innen- vor Außen­ent­wick­lung“ erfor­dert. Mit dem Bür­ger­be­geh­ren soll ganz bewusst nicht nur ein Zei­chen für ein opti­mier­tes Bau­ge­biet neben dem Eggols­hei­mer Fried­hof gesetzt, son­dern auch all­ge­mein Anlass dazu gege­ben wer­den, die Bau­land­po­li­tik in der Gesamt­ge­mein­de nach­hal­tig zu ver­bes­sern. Denn unter die sozia­le Ver­ant­wor­tung der Gemein­de fällt sowohl die Schaf­fung von Bau­land als auch gleich­zei­tig die Erhal­tung eines lebens­wer­ten und natür­li­chen Wohn­um­fel­des. Um die zu erhal­ten­de alte Streu­obst­wie­se für Eggols­heim zukünf­tig auch erleb­bar zu machen, wird im Bür­ger­be­geh­ren eine früh­zei­ti­ge Nach­pflan­zung alter Obst­sor­ten in den Lücken vor­ge­schla­gen. Dies lässt sich mit der Umwelt­er­zie­hung in Schu­le und Kin­der­gar­ten in der Nach­bar­schaft ver­knüp­fen, wodurch das erfolg­rei­che Pro­gramm der Lias-Gru­be direkt vor Ort erwei­tert wer­den kann.

Unter­schrif­ten­samm­lung

Zur erfolg­rei­chen Umset­zung des Bür­ger­be­geh­rens ist es erfor­der­lich, bis zum 17. Janu­ar min­de­stens 500 Unter­schrif­ten zu sam­meln. Unter­schrei­ben darf jeder Gemein­de­bür­ger der Markt­ge­mein­de Eggols­heim über 18 Jah­re. Die Initia­to­ren und vie­le wei­te­re Unter­stüt­zer des Bür­ger­be­geh­rens wer­den dafür in den näch­sten Wochen aktiv mit Listen auf die Bevöl­ke­rung zuge­hen und um Unter­schrif­ten bit­ten. Außer­dem wer­den im Gemein­de­ge­biet auch Unter­schrif­ten­li­sten in ver­schie­de­nen Geschäf­ten, die an einem Pla­kat im Fen­ster erkenn­bar sind, aus­lie­gen. Mit einer mög­lichst brei­ten Zustim­mung im Bür­ger­be­geh­ren kann dann ein ent­schei­den­des Zei­chen für die direk­te Demo­kra­tie und eine zukunfts­ori­en­tier­te Gemein­de­ent­wick­lung gesetzt werden.