Bam­bergs Grü­ne for­dern Rote Kar­te für die Biomülltonne

„Mehr­weg“ statt „Pla­stik­frei“ – Grü­ne legen Maß­nah­men­pa­ket für weni­ger Müll sowie bes­se­res Recy­cling vor

„Viel­leicht gut gemeint, aber schlecht gemacht!“ So bewer­ten die Bam­ber­ger Grü­nen die Kam­pa­gne ‚Pla­stik­frei­es Bam­berg’, die von der Stadt ins Leben geru­fen wer­den soll. „Eigent­lich soll­te es dar­um gehen, Ein­weg­müll zu ver­mei­den – sowohl aus Pla­stik als auch aus ande­ren Mate­ria­li­en wie Papier. Der Begriff ‚pla­stik­frei’ ist dabei aber kon­tra­pro­duk­tiv, denn vie­le Mehr­weg­ver­packun­gen sind man­gels ver­gleich­ba­rer Alter­na­ti­ven aus Kunst­stoff“, sagt Andre­as Eichen­se­her vom grü­nen „Arbeits­kreis Müll“.

Der Grü­nen-Kreis­ge­schäfts­füh­rer und Kan­di­dat bei den Stadt­rats­wah­len hat das Mehr­weg­be­cher­sy­stem Bam­be­cher mit initi­iert und weist dar­auf hin, dass der Bam­be­cher und auch vie­le ande­re Mehr­weg­sy­ste­me aus Kunst­stof­fen bestehen, weil die­se sehr leicht und lang­le­big sind. „Ins­be­son­de­re die Kam­pa­gne, mit der im Rah­men von ‚Pla­stik­frei­es Bam­berg’ künf­tig für die Ver­wen­dung von Mehr­weg­be­hält­nis­sen gewor­ben wird, soll­te des­halb umbe­nannt wer­den, z.B. in ‚Mehr­weg-Vor­teil’“, schla­gen mit ihm die Grü­nen-Stadt­rä­tin­nen Petra Fried­rich und Ger­trud Leu­mer vor. Sie haben einen ent­spre­chen­den Antrag im Stadt­rat ein­ge­bracht und wol­len damit ein unkom­pli­zier­tes Anreiz­sy­stem für die Ver­wen­dung von Mehr­weg­be­hält­nis­sen starten.

Nicht nur dar­um geht es in dem Antrag, der vom AK Müll der Grü­nen erar­bei­tet wur­de und ein gan­zes Maß­nah­men­pa­ket gegen Müll vor­sieht. Ein pla­stik­tü­ten­frei­er Markt ist ein wei­te­res Ziel. Auch hier grei­fen die aktu­el­len Vor­ha­ben städ­ti­scher Ver­tre­ter zu kurz, so die Grü­nen. „Wenn Ein­weg­tü­ten aus Pla­stik ein­fach nur durch wel­che aus Papier ersetzt wer­den, redu­zie­ren wir weder den Ressourcen‑, noch den Ener­gie­be­darf“, erläu­tert Andre­as Eichen­se­her. Er hält ein Mehr­weg­ta­schen­sy­stem für eine viel ver­spre­chen­de Lösung und weiß aus Gesprä­chen, dass die Marktstandbetreiber*innen hier­für durch­aus auf­ge­schlos­sen sind. „Aber da müs­sen alle mit­ma­chen, die Stadt kann ver­mit­teln und unter­stüt­zen – und ein sol­ches System bran­chen­über­grei­fend aus­deh­nen, etwa auch auf Bäckereien.“

An ande­rer Stel­le wäre ‚pla­stik­frei’ indes wirk­lich wich­tig und rich­tig, etwa beim Bio­müll. Dar­in lan­den laut den Grü­nen immer noch zu vie­le Pla­stik­tü­ten, Ver­packun­gen und ande­res, was nicht rein gehört. Dar­un­ter wie­der­um lei­de die Qua­li­tät von bspw. Pflan­zerde, die aus dem Bio­müll ent­steht, aber mit Mikro­pla­stik bela­stet ist.

„Infor­ma­ti­ve Sticker auf allen Bio­ton­nen sol­len sen­si­bi­li­sie­ren“, erklärt Iris Fischer vom Grü­nen-AK, die eben­falls bei den Stadt­rats­wah­len kan­di­diert. Sie ver­weist auf das Main­tal, wo eine sol­che Infor­ma­ti­ons-Kam­pa­gne mit ein­fach ver­ständ­li­cher Bild­spra­che bereits gestar­tet wur­de. Wenn die­se Maß­nah­me nicht aus­reicht, sol­len nach Wunsch der Grü­nen gel­be und rote Kar­ten für die Bio­ton­nen ein­ge­führt wer­den. Bei Abho­lung sol­len die Müll­män­ner und ‑frau­en kon­trol­lie­ren, ob der Fremd­kör­per­an­teil zu bean­stan­den ist und – je nach Quo­te – eine gel­be oder rote Kar­te an die geleer­te Ton­ne hän­gen, so dass die Nutzer*innen dies als Feed­back bekommen.

Mit­hil­fe der Exper­ten, näm­lich der EBB-Beschäf­tig­ten, die täg­lich auf Bam­bergs Stra­ßen unter­wegs sind und weg­ge­wor­fe­nen Müll ein­sam­meln, wol­len die Grü­nen her­aus­fin­den, wo trotz aller Bemü­hun­gen um Müll­ver­mei­dung den­noch zusätz­li­che Abfall­ei­mer gebraucht wer­den. „Wenn wir den Müll in Mee­ren redu­zie­ren wol­len, müs­sen wir dafür sor­gen, dass schon die Flüs­se sau­ber sind“, so Iris Fischer. „Am Fluss­ufer kann schon ein Wind­stoß Tüten und Foli­en ins Gewäs­ser tra­gen.“ Eine Kam­pa­gne, die krea­tiv die Bevöl­ke­rung und Schu­len ein­be­zieht, soll die gesam­te Stadt­ge­sell­schaft dazu ani­mie­ren, den öffent­li­chen Raum frei von Müll zu hal­ten und auch sonst mehr Wert auf Mehr­weg zu legen. Auch hier­für fin­den sich Ideen in dem grü­nen Maßnahmenpaket.