Forch­hei­mer Wirt­schaft büßt Schwung ein

Unter­neh­men zurück­hal­tend bei den Erwartungen

Dr. Michael Waasner

Dr. Micha­el Waasner

Forch­heim gehört zu den Land­krei­sen in Ober­fran­ken, wo sich die Kon­junk­tur beson­ders stark abkühlt, wie die aktu­el­le Kon­junk­tur­um­fra­ge der IHK für Ober­fran­ken Bay­reuth zeigt. Der IHK-Kon­junk­tur­kli­ma­in­dex fällt um 19 auf 114 Punk­te. „Die­se schar­fe Kor­rek­tur zeigt, wie abrupt die Wirt­schaft an Fahrt ver­liert“, so Dr. Micha­el Waas­ner, IHK-Vize­prä­si­dent und Vor­sit­zen­der des IHK-Gre­mi­ums Forchheim.

Gegen­über dem Früh­jahr fällt die Bewer­tung der aktu­el­len Lage spür­bar schwä­cher aus. Trotz­dem beur­teilt kei­ne ande­re Teil­re­gi­on die aktu­el­le Geschäfts­la­ge so posi­tiv wie der Raum Forch­heim. 52 Pro­zent der Befrag­ten ver­zeich­net eine gute, nur 12 Pro­zent eine schlech­te Geschäfts­la­ge. Das ist glei­cher­ma­ßen auf die Inlands- und die Aus­lands­nach­fra­ge zurück­zu­füh­ren. Auch bei den Expor­ten gibt es unter­schied­li­che Erwar­tun­gen. Wäh­rend die Nach­fra­ge aus Asi­en wei­ter­hin eher posi­tiv ver­läuft, hat der Auf­trags­ein­gang aus Nord- und Süd­ame­ri­ka nachgelassen.

Ein Drit­tel der Unter­neh­men ist voll aus­ge­la­stet, im Früh­jahr waren es sogar 52 Pro­zent. Gleich­zei­tig ist die Zahl der Unter­neh­men ohne aus­rei­chen­de Aus­la­stung von 10 auf 12 Pro­zent gestiegen.

Forch­hei­mer Wirt­schaft bei den Erwar­tun­gen spür­bar zurückhaltender

„Auch wenn die Aus­la­stung aktu­ell noch recht gut ist, vie­len Unter­neh­men feh­len die Fol­ge­auf­trä­ge“, warnt Waas­ner. „Das spie­gelt sich in den Erwar­tun­gen für 2020 deut­lich wider.“ Nur noch 17 Pro­zent rech­nen mit einer Fort­set­zung des Auf­wärts­trends, 24 Pro­zent gehen von einer Ver­schlech­te­rung aus. In kei­nem ande­ren IHK-Gre­mi­um hat die Erwar­tungs­hal­tung seit dem Früh­jahr so stark nach­ge­las­sen wie im Raum Forchheim.

Waas­ner: „Die vom ame­ri­ka­ni­schen Prä­si­den­ten ange­zet­tel­ten Han­dels­kon­flik­te ver­der­ben eben­so wie der Brexit das Export­ge­schäft.“ Dass die Forch­hei­mer Unter­neh­men trotz­dem in der Sum­me kei­ne rück­läu­fi­ge Export­ent­wick­lung erwar­ten, ist kein Wie­der­spruch, da etwa die Auto­mo­bil­zu­lie­fe­rer aus dem Forch­hei­mer Raum vor allem deut­sche Auto­mo­bil-Her­stel­ler belie­fern, die ihrer­seits einen Groß­teil ihrer Fahr­zeu­ge expor­tie­ren. Ein gro­ßer Unsi­cher­heits­fak­tor sind die im Raum ste­hen­den Straf­zöl­le der USA.

Mehr Inve­sti­tio­nen geplant

Dass trotz der nega­ti­ven Erwar­tungs­hal­tung kein Pes­si­mis­mus vor­herrscht, zeigt ein Blick auf die Inve­sti­ti­ons­pla­nun­gen: Die Unter­neh­men wol­len in den kom­men­den 12 Mona­ten mehr inve­stie­ren als 2019. Immer­hin jedes drit­te Unter­neh­men gibt dabei als Grund eine Kapa­zi­täts­er­wei­te­rung an. Dass der Stand­ort Deutsch­land an Attrak­ti­vi­tät ver­liert und sich die Unter­neh­mer inter­na­tio­nal auch brei­ter auf­stel­len müs­sen, zeigt sich dar­an, dass die Inve­sti­tio­nen im Aus­land noch stär­ker stei­gen sol­len als im Inland.

Der Arbeits­markt wird von die­sen Inve­sti­tio­nen pri­mär nicht pro­fi­tie­ren, wenn es nach den Ein­schät­zun­gen der Unter­neh­men geht. Erst­mals seit 2004, so die Pro­gno­se, wird die Beschäf­tig­ten­zahl im Land­kreis Forch­heim 2020 leicht zurückgehen.

Um die anste­hen­den Her­aus­for­de­run­gen zu mei­stern, braucht der gesam­te Mit­tel­stand als flan­kie­ren­de Maß­nah­me schnel­le­re Abschrei­bun­gen von Inve­sti­tio­nen.“ Defi­zi­te sieht Waas­ner aber auch bei der sprung­haf­ten Ener­gie­po­li­tik und dem zähen Aus­bau der Infra­struk­tur etwa beim Breit­band und beim Mobil­funk­netz. Waas­ner: „Die­se Defi­zi­te tra­gen nicht dazu bei, die Wett­be­werbs­fä­hig­keit des Stand­or­tes Deutsch­land zu sichern oder gar zu steigern.“