Tipps & Tricks: Iso­fla­vo­ne für die Wech­sel­jah­re – Risi­ken mög­lich, Nut­zen fragwürdig

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Markt­check der Ver­brau­cher­zen­tra­len auf www​.klar​text​-nah​rungs​er​gaen​zung​.de

Nah­rungs­er­gän­zungs­mit­tel mit Soja- oder Rot­klee-Iso­fla­vo­nen ver­spre­chen Abhil­fe bei Wech­sel­jah­res­be­schwer­den. Nach­ge­wie­sen ist die Wir­kung nicht. Ob iso­fla­von­hal­ti­ge Pro­duk­te gesund­heit­lich unbe­denk­lich sind, ist wegen man­geln­der Daten­la­ge bis­her auch nicht voll­stän­dig geklärt. Die Ver­brau­cher­zen­tra­len haben in einem Markt­check 22 iso­fla­von­hal­ti­ge Nah­rungs­er­gän­zungs­mit­tel auf Zusam­men­set­zung, Dosie­rung und Wer­be­aus­sa­gen hin geprüft. Das Ergeb­nis: Die Mehr­heit der Pro­duk­te über­schrei­tet die von der Euro­päi­schen Behör­de für Lebens­mit­tel­si­cher­heit (EFSA) emp­foh­le­ne maxi­ma­le Tages­do­sis für Iso­fla­vo­ne. Teils wird mit unzu­läs­si­gen gesund­heits­be­zo­ge­nen Anga­ben geworben.

Gesund­heits­ri­si­ken durch feh­len­de Höchstmengen

Die EFSA emp­fiehlt eine maxi­ma­le täg­li­che Ver­zehrs­men­ge für iso­lier­te Iso­fla­vo­ne von 100 mg für Soja-Iso­fla­vo­ne und 43,5 mg für Rot­klee-Iso­fla­vo­ne. Über 60 Pro­zent der Pro­duk­te über­schrit­ten die­se Wer­te. Pro­ble­ma­tisch für die Bewer­tung ist, dass die EFSA nur Ori­en­tie­rungs­wer­te angibt und die­se Wer­te nur für gesun­de Frau­en nach den Wech­sel­jah­ren gel­ten. Sol­che Emp­feh­lun­gen feh­len für Frau­en in den Wech­sel­jah­ren, die meist gezielt in der Pro­duk­te­wer­bung ange­spro­chen wer­den. Das Bun­des­in­sti­tut für Risi­ko­be­wer­tung (BfR) emp­fiehlt auch die­sen Betrof­fe­nen, die Ori­en­tie­rungs­wer­te einzuhalten.

Pro­ble­ma­tisch ist es, wenn zusätz­lich täg­lich soja­hal­ti­ge Lebens­mit­tel wie Soja-Drinks oder Flei­scher­satz­pro­duk­te auf Soja­ba­sis ver­zehrt wer­den. „Weil kei­ne Daten zur Wirk­sam­keit und zur Sicher­heit für Frau­en in den Wech­sel­jah­ren vor­lie­gen, raten wir von die­sen Pro­duk­ten ab“, so Jut­ta Saum­we­ber, Refe­rats­lei­te­rin Lebens­mit­tel und Ernäh­rung bei der Ver­brau­cher­zen­tra­le Bay­ern. Frau­en, die an einem östro­gen­ab­hän­gi­gen Brust- oder Gebär­mut­ter­krebs erkrankt sind oder erkrankt waren, rät das BfR von der Ein­nah­me iso­fla­von­hal­ti­ger Nah­rungs­er­gän­zungs­mit­tel ab.

Wich­ti­ge Warn­hin­wei­se fehlen

Die Anbie­ter der über­prüf­ten Pro­duk­te igno­rie­ren auch den von der EFSA emp­foh­le­nen Warn­hin­weis zur maxi­ma­len Ein­nah­me­dau­er (Pro­duk­te mit Soja-Iso­fla­vo­nen: zehn Mona­te, Pro­duk­te mit Rot­klee-Iso­fla­vo­nen: drei Mona­te). Das glei­che gilt für den not­wen­dig erach­te­ten Hin­weis, vor der Ein­nah­me iso­fla­von­hal­ti­ger Pro­duk­te ärzt­li­chen Rat ein­zu­ho­len. Nur auf einem Pro­dukt waren ent­spre­chen­de Warn­hin­wei­se aufgedruckt.

Wer­bung mit Gesundheitsversprechen

Sechs Pro­duk­te fie­len auf wegen unzu­läs­si­ger gesund­heits­be­zo­ge­ner Anga­ben, z. B. dass Soja-Iso­fla­vo­ne einen posi­ti­ven Ein­fluss bei Wech­sel­jah­res­be­schwer­den hät­ten. Das ist ver­bo­ten, da die gesund­heit­li­che Wir­kung die­ser Stof­fe nicht nach­ge­wie­sen ist. Hin­zu kamen Gesund­heits­aus­sa­gen zu Vit­ami­nen, die von der EU eben­falls nicht zuge­las­sen sind.

Regi­strie­rung mangelhaft

Eine Anfra­ge beim zustän­di­gen Bun­des­amt für Ver­brau­cher­schutz und Lebens­mit­tel­si­cher­heit (BVL) hat gezeigt: Über die Hälf­te der Pro­duk­te war beim BVL nicht regi­striert und exi­stiert für die Behör­den fak­tisch nicht. Den­noch konn­ten alle Pro­duk­te im Han­del oder Inter­net gekauft werden.

Tipp

Frau­en soll­ten auf kei­nen Fall ohne Rück­spra­che mit dem Arzt iso­fla­von­hal­ti­ge Nah­rungs­er­gän­zungs­mit­tel ein­neh­men. Ein gesund­heits­be­wuss­ter Lebens­stil mit aus­rei­chend Bewe­gung an der fri­schen Luft und einer aus­ge­wo­ge­nen Ernäh­rung hat auch in den Wech­sel­jah­ren posi­ti­ve Effekte.

For­de­run­gen

  • Der Gesetz­ge­ber muss ver­bind­li­che Höchst­men­gen für Iso­fla­vo­ne in Nah­rungs­er­gän­zungs­mit­teln festlegen.
  • Das bis­he­ri­ge Anzei­ge­ver­fah­ren für Nah­rungs­er­gän­zungs­mit­tel muss durch eine behörd­li­che Prü­fung und Zulas­sung ersetzt werden.

Der aus­führ­li­che Ergeb­nis­be­richt ist nach­zu­le­sen unter www​.klar​text​-nah​rungs​er​gaen​zung​.de.

Hin­ter­grund-Info

Iso­fla­vo­ne sind sekun­dä­re Pflan­zen­stof­fe, die dem Östro­gen che­misch sehr ähn­lich sind und daher auch hor­mon­ähn­lich wir­ken kön­nen. Sie wer­den als Phy­to­östro­ge­ne oder Pflan­zen­hor­mo­ne bezeich­net und kom­men ins­be­son­de­re in Soja­boh­nen oder Rot­klee vor.

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