Wein­fest in Plö­ssen: Stei­ri­sche-Har­mo­ni­ka-Duo kracht auf

Boari­sche, böh­mi­sche, slo­we­ni­sche Musik in heu­ri­gem Ambi­en­te – in der rap­pel­vol­len Land­ju­gend­hal­le fei­er­te die Land­ju­gend am Sams­tag nicht nur ein stim­mungs­ge­la­de­nes und gemüt­li­ches Wein­fest. Der Abend war auch die Geburts­stun­de des neu­en Steie­ri­schen-Über­flie­ger-Duos Kauper/​Kimich am Ster­nen­him­mel bären­star­ker Unterhaltungsmusik.

„Die sind der Ham­mer!“ Mit die­sem kur­zen Satz war um 01.13 Uhr von einem, der es wis­sen muß, alles gesagt. Heinz Schmidt aus Spei­chers­dorf hat­te am Abend eigens vor­zei­tig einen Geburts­tag ver­las­sen und war in die Hal­le gekom­men, um sich die Pre­miè­re des Stei­ri­schen Har­mo­ni­ka Duos Jonas Kau­per aus Win­di­schen­lai­bach und Mar­tin Kimich aus Kul­main anzu­hö­ren. Selbst von Kin­des­bei­nen an Musi­kant (Akkor­de­on, Tuba, Bari­ton und Orgel) sowie Chor­lei­ter war der 59-Jäh­ri­ge in sei­ner Begei­ste­rung alles ande­re als allein. Die Land­ju­gend hat­te beim musi­ka­li­schen Part mit dem 21-jäh­ri­gen Kimich aus Kul­main und den 20-jäh­ri­ge Jonas Kau­per aus Win­di­schen­lai­bach einen Voll­tref­fer gelan­det. Seit über zehn Jah­ren sind sie begei­ster­te steie­ri­sche Har­mo­ni­ka­spie­ler. Ledig­lich der Gau­di hal­ber und spon­tan hat­ten Kimich und Kau­per bis­lang ein­mal in Win­di­schen­lai­bach auf der Kir­wa gemein­sam gespielt. Obwohl es in Plö­ssen ihr erster gemein­sa­mer und abend­fül­len­der Auf­tritt war, spiel­te das Duo, als sei­en sie ein über Jah­re ein­ge­spiel­tes Team und als Duett längst alte Hasen. Sie erwie­sen sich als Voll­blut­mu­si­ker, die mit Musik Freu­de berei­ten wol­len. Der Spaß am Musi­zie­ren stand sicht­lich und hör­bar für sie im Vor­der­grund. Live, und ohne Play­back und son­sti­gem tech­ni­schen Schnick­schnack. Nur auf­grund der Hal­len­grö­ße und des gro­ßen Publi­kums mit Mikro­fon und Verstärkeranlage.

Mühe­los füll­ten sie bei ihrem ersten Abend in Plö­ssen mit ihrem Reper­toire ihren sechs­stün­di­gen Auf­tritt. Fet­zig stie­gen die Zwei auch gleich ein mit dem Timp­le Boari­schen von den Zil­ler­ta­ler Schür­zen­jä­ger, den Gwigg Boari­scher von den Ursprung Buam und „Immer wie­der fröh­lich“ von den Slav­ko Avse­nik. Danach prä­sen­tier­ten die bei­den alles an Pol­kas, Mär­schen und Wal­zer, an deut­schen Hits, Schun­kel­lie­dern und Med­leys, was in der volks­tüm­li­chen und Schla­ger­sze­ne Rang und Namen hat und mit­un­ter von hohem Schwie­rig­keits­grad ist. Vom Zil­ler­ta­ler über Schnee­wal­zer bis zum Böh­mi­schen Traum, von Peter Wackels „Frei­tag auf Mon­tag“ über Lorenz Büf­fels „John­ny Däpp“ bis Ric­chi e Poveri „Mam­ma Maria“, von Okto­ber­fest­klas­si­ker bis zu Sier­ra Madra, alles haben sie drauf. Dazu wur­de laut­stark in die Refrains ein­ge­stimmt oder kräf­tig das Tanz­bein gescheun­gen oder geschun­kelt. Dazwi­schen blitz­te immer wie­der auch das Enter­tai­ner­ta­lent des New­co­mer-Duos auf. Als Ein­la­gen folg­te ein Trink­spruch auf den ande­ren, wur­de das Publi­kum zu „Die Krü­ge hoch“ und „Ein Pro­sit der Gemüt­lich­keit“ angefeuert.

Aber nicht nur das. „Sie haben selbst die Tex­te drauf“, so ein sicht­lich begei­ster­ter Heinz Schmidt. Denn wer Noten und Tex­te auf Papier oder auf einem Tablett such­te, soll­te ver­geb­lich Aus­schau hal­ten. Sie san­gen frei und text­si­cher, und immer wie­der zwei­stim­mig. Aber nicht nur das: sie beherrsch­ten die Ton­art­wech­sel, eine für die Ohren sehr ange­neh­mes instru­men­tel­les und der Fach­welt Modu­la­ti­on genann­tes Stil­mit­tel, per­fekt. Schmidts Urteil wur­de voll­ends bestä­tigt, als das Duo um 01.18 Uhr zu einem der wohl schnell­sten Stücke in der Musik­welt schlecht­hin, zu Gustav Peters bekann­tem „Sou­ve­nir de Cir­que Renz“, ansetz­te. Zum krö­nen­den Abschluss ihres Abend­pro­gramms näm­lich spiel­ten die bei­den Jungs noch­mal ihre gan­ze Klas­se auf der Steie­ri­schen ab. Wer jetzt noch nicht über­zeugt war, dass bei­de über eine bewun­derns­wer­te Fin­ger­fer­tig­keit ver­fü­gen, der wur­de rest­los über­zeugt. Bei dem „Zir­kus Renz-Galopp“ wir­bel­ten die bei­den nur so auf ihren Knopf­ta­sta­tu­ren rauf und runter.

Eigent­lich wäre damit Schluss gewe­sen, wenn ein stim­mungs­ge­la­de­nes Publi­kum nicht stimm­ge­wal­tig und fre­ne­tisch applau­die­rend Zuga­ben ein­ge­for­dert hät­ten. Kimich und Kau­per lie­ßen sich nicht lum­pen und setz­ten mit Rock Mi von den Alpen­re­bel­len, und den Fest­zelt­klas­si­kern „Ja, was a ech­ter Bay­er is“ und „I bin fidel“ eine klei­ne Run­de drauf. Das Publi­kum auf den Bier­bän­ken dank­te es ihnen treff­lich, indem es über­schweng­lich begei­stert a capel­la in Mickie Krau­ses „Oh, wie ist das schön, so was hat man lan­ge nicht gese­hen, so schön, so schön!“

Schön war aber auch das Deko- und kuli­na­ri­sche Ambi­en­te, für das die Land­ju­gend­mit­glie­der um Vor­sit­zen­de Katha­ri­na Her­tel in lie­be­vol­ler Klein­ar­beit gesorgt hat­ten. Sie hat­ten für die­sen Abend ihre Volks­tanz­hal­le am nörd­li­chen Orts­rand von Plö­ssen zum Heu­ri­gen umfunk­tio­niert. So waren die Tische mit statt­li­chen Son­nen­blu­men in Wein­fla­schen, mit gel­ben und roten sowie holz­schei­ben­mu­ster tra­gen­den Ser­vi­et­ten geschmückt. Auf der Geträn­ke­kar­te stan­den vom Spät­bur­gun­der, Cuvee und Rose über Ker­ner Spät­le­se und Blanc de Noir bis zu Mül­ler Thur­gau aus­ge­wähl­te Wein­spe­zia­li­tä­ten. Heiß begehrt war auch der rote und wei­ße Feder­wei­se aus Puglia Ita­li­en in Form eines teil­wei­se gego­re­nen Trau­ben­mosts. Dazu gab es sowie haus­ge­mach­ten Flamm­ku­chen und hand­ge­mach­te Käsespezialitäten.