Volks­be­geh­ren Arten­viel­falt: „Kei­ne Ver­wäs­se­rung der Ergeb­nis­se des Run­den Tisches“

Par­la­men­ta­ri­sche Bera­tun­gen zum Geset­zes­pa­ket star­ten heu­te – Trä­ger­kreis hat über 20 Anträ­ge natur­schutz­fach­lich geprüft

Mit der heu­ti­gen Sit­zung des Umwelt­aus­schus­ses des Baye­ri­schen Land­ta­ges star­ten die par­la­men­ta­ri­schen Bera­tun­gen zum Gesetz­pa­ket „Volks­be­geh­ren Arten­viel­falt“. Die­ses besteht aus dem Volks­be­geh­rens­ge­setz und dem von CSU und Frei­en Wäh­lern ein­ge­brach­ten Ergän­zungs­ge­setz. Dazu lie­gen dem Trä­ger­kreis des Volks­be­geh­rens mitt­ler­wei­le über 20 Anträ­ge vor. Ab heu­te wird über sie in den Aus­schüs­sen des Baye­ri­schen Land­ta­ges bera­ten. „Ich appel­lie­re an alle Par­tei­en, sämt­li­che Ände­rungs­an­trä­ge, die einen Mehr­wert für die Bio­lo­gi­sche Viel­falt brin­gen, zu beschlie­ßen. Es geht um ein Ver­mächt­nis für kom­men­de Gene­ra­tio­nen und hier soll­ten par­tei­tak­ti­sche Gesichts­punk­te kei­ne Rol­le spie­len“, for­dert der LBV-Vor­sit­zen­de Dr. Nor­bert Schäffer.

Die Anträ­ge umfas­sen Ände­run­gen zum Begleit­ge­setz sowie diver­se wei­te­re Anträ­ge von CSU/​Freie Wäh­ler, Bünd­nis 90/​Die Grü­nen, SPD und FDP. Fach­leu­te des LBV und der Gre­gor Loui­so­der Umwelt­stif­tung haben eine erste Sich­tung die­ser Anträ­ge vor­ge­nom­men. Wie bereits vor­her ange­kün­digt wur­den dabei nur natur­schutz­fach­li­che Aspek­te berück­sich­tigt. „Wir begrü­ßen die umfas­sen­den par­la­men­ta­ri­schen Bera­tun­gen zum Volks­be­geh­ren. Selbst­ver­ständ­lich bleibt es dabei: Alle Beschlüs­se wer­den nach rein natur­schutz­fach­li­chen Kri­te­ri­en bewer­tet. Ent­schei­dend ist, was für die Natur dabei raus­kommt“, sagt Claus Ober­mei­er, Vor­stand der Gre­gor Loui­so­der Umweltstiftung.

Meh­re­re Anträ­ge von Bünd­nis 90/​Die Grü­nen und SPD kon­kre­ti­sie­ren oder erwei­tern die im Volks­be­geh­rens­ge­setz vor­ge­leg­ten Ver­bes­se­run­gen. So for­dern Bünd­nis 90/​Die Grü­nen eine erwei­ter­te Rege­lung zur Pfle­ge von Flä­chen der öffent­li­chen Hand im Sin­ne des Natur­schut­zes. „Bay­ern steht vor einer Zei­ten­wen­de im Tier- und Pflan­zen­schutz. Die Bür­ge­rin­nen und Bür­ger haben mit dem Volks­be­geh­ren den Weg auf­ge­zeigt, jetzt kommt es dar­auf an, dass ihn alle rele­van­ten Akteu­re mit­ge­hen. Vor allem unse­re Städ­te und Gemein­den sind dann in der Pflicht, ihre Flä­chen umwelt­ge­recht zu bewirt­schaf­ten. So schaf­fen wir Klein­ode der Arten­viel­falt“, so Lud­wig Hart­mann, Frak­ti­ons­vor­sit­zen­der von Bünd­nis 90/​Die Grü­nen im baye­ri­schen Landtag.

Die SPD hat unter ande­rem eine erwei­ter­te Ein­däm­mung der Kunst­licht­ver­schmut­zung auch auf pri­va­ten Gebäu­de­fas­sa­den bean­tragt. Wei­te­re Anträ­ge sehen eine Eva­lua­tions- und Berichts­pflicht zur Wir­kung von Agrar­um­welt­maß­nah­men vor und neh­men den im Ent­wurf von CSU/​Freien Wäh­lern ent­hal­te­nen Haus­halts­vor­be­halt für den Ver­trags­na­tur­schutz zurück. Der Trä­ger­kreis des Volks­be­geh­rens begrüßt die­se Anträ­ge aus natur­schutz­fach­lich Sicht, da sie die Wir­kung des Geset­zes­pa­ke­tes verbessern.

Kri­ti­sche Punk­te in den Anträ­gen von CSU und Frei­en Wählern

In den Anträ­gen von CSU und Frei­en Wäh­lern sind neben diver­sen posi­ti­ven Aspek­ten auch kri­ti­sche Punk­te ent­hal­ten. Die­se wer­den in den näch­sten Tagen von den Exper­ten des Trä­ger­kreis des Volks­be­geh­rens genau­er über­prüft und bewer­tet, da hier­bei eine Ver­wäs­se­rung der Zie­le des Volks­be­geh­rens Arten­viel­falt und der Ergeb­nis­se des Run­den Tisches nicht aus­ge­schlos­sen wer­den kann.

Außer­dem bil­den eini­ge Anträ­ge ein schwer nach­voll­zieh­ba­res und ver­schach­tel­tes System, da diver­se Pas­sa­gen in getrenn­ten Beschluss- und Ände­rungs­an­trä­gen offen­sicht­lich auf­ein­an­der auf­bau­en. Allei­ne gese­hen sinn­los ist der in einer dem Trä­ger­kreis vor­lie­gen­den Ent­wurfs­fas­sung zu einem Antrag ent­hal­te­ne fol­gen­de Satz, der natur­schutz­fach­lich nicht nach­voll­zo­gen wer­den kann, da ein mög­li­cher Bio­top­sta­tus nach Bun­des­na­tur­schutz­ge­setz natur­schutz­fach­lich fest­ge­stellt wird, kei­ne „Aus­wei­sung“ erfolgt und die hier vor­ge­schla­ge­nen Rege­lun­gen ver­mut­lich zu unab­seh­ba­ren zeit­li­chen Ver­zö­ge­run­gen füh­ren wür­den: „Zudem soll sicher­ge­stellt wer­den, dass bei der Bio­top­kar­tie­rung die Grund­stücks­ei­gen­tü­mer ein­be­zo­gen wer­den. Auf Wunsch eines Grund­stücks­ei­gen­tü­mers ist vor der Aus­wei­sung ein für ihn kosten­lo­ses Schlich­tungs­ver­fah­ren durchzuführen.“

Ein ande­rer Antrag ver­la­gert die in der Ver­gan­gen­heit kon­tro­vers dis­ku­tier­ten Fra­gen zur Abgren­zung geschütz­ter Bio­to­pe auf eine noch zu erlas­sen­de Rechts­ver­ord­nung der Staats­re­gie­rung. Ob hier­durch der gesetz­li­che Bio­top­schutz gemäß Baye­ri­schem Natur­schutz­ge­setz und Bun­des­na­tur­schutz­ge­setz unter­lau­fen oder ver­zö­gert wer­den kann, muss der Trä­ger­kreis noch prüfen.

Ein drit­tes Bei­spiel: Um die For­mu­lie­rung zum gesetz­li­chen Bil­dungs­auf­trag beim The­ma Land­wirt­schaft war in der ent­spre­chen­den Fach­grup­pe des Run­den Tisches in meh­re­ren Sit­zun­gen gerun­gen wor­den. Der Kon­sens-Text­vor­schlag wur­de Wort für Wort von allen Betei­lig­ten mit­ge­tra­gen. Nun haben CSU und Freie Wäh­ler im Ände­rungs­an­trag aber einen wich­ti­gen Halb­satz ein­fach gestri­chen: „und eben­so Pro­ble­me, die durch inten­si­ve Land­nut­zung entstehen“.