Wenn Glas­schei­ben Vögel töten

Unsicht­ba­re Todes­fal­len – wir­kungs­vol­le Exper­ten-Tipps – Teil­neh­mer für bay­ern­wei­te Stu­die zu Vogel­schlag gesucht

Jetzt zur Brut­zeit unse­rer hei­mi­schen Gar­ten­vö­gel steigt die Gefahr für die flei­ßi­gen Vogel­el­tern, an einer Glas­schei­be zu Tode zu kom­men. In Bay­ern gibt es unzäh­li­ge Glas­schei­ben an denen täg­lich tau­sen­de Vögel ver­un­glücken. Fen­ster­schei­ben, ver­gla­ste Fas­sa­den oder ande­re Glas­flä­chen sind Gefah­ren­stel­len. Doch bereits mit ein­fa­chen Mit­tel kön­nen die­se ent­schärft wer­den. Neben bereits erprob­ten sicht­ba­ren Mar­kie­run­gen, wie zum Bei­spiel Strei­fen­mu­ster oder Flie­gen­git­ter, gibt es auch trans­pa­ren­te UV-Mar­kie­run­gen. Die­se kön­nen eine Alter­na­ti­ve sein, wenn freie Sicht not­wen­dig ist. „Da es zur Wir­kungs­wei­se der UV-Mar­kie­run­gen noch vie­le offe­ne Fra­gen gibt, will der LBV die­se mit Hil­fe einer Feld­stu­die klä­ren“, sagt LBV-Pro­jekt­lei­te­rin Anne Schnei­der. Hier­für suchen die Natur­schüt­zer bay­ern­weit noch frei­wil­li­ge Projektteilnehmer.

Vögel kön­nen Glas nicht als Hin­der­nis erken­nen. Da sie sich in der Umwelt vor allem über ihre Augen ori­en­tie­ren, ist das Seh­ver­mö­gen von Vögeln hoch­ent­wickelt. Aber: „Glas ist für Vögel nicht sicht­bar: sie sehen hin­durch oder ihnen wird durch die Spie­ge­lung der Umge­bung ein Lebens­raum oder frei­er Flug­raum vor­ge­täuscht“, erklärt Schnei­der. Beson­ders gefähr­lich sind Glas­schei­ben in der Nähe von Gär­ten, Hecken, am Ran­de von Sied­lun­gen oder in der frei­en Land­schaft. Hier sind natur­ge­mäß beson­ders vie­le Vögel unter­wegs. Häu­ser mit gro­ßen Glas­fron­ten oder ver­gla­sten Eck­be­rei­chen sind bei uns Men­schen zwar beliebt, stel­len aber zusam­men mit frei­ste­hen­den Wind­schutz­glä­sern, Win­ter­gär­ten oder War­te­häus­chen ein gro­ßes Risi­ko für Vögel dar.

„Die häu­fig ver­wen­de­ten schwar­zen Greif­vo­gel­sil­hou­et­ten oder auch ande­re klein­flä­chi­ge Mar­kie­run­gen haben kei­ne Wir­kung. Vögel sehen hier nur ein klei­nes, punk­tu­el­les Hin­der­nis, dem sie aus­wei­chen und als Fol­ge oft unmit­tel­bar dane­ben gegen die Schei­be pral­len“, sagt Schnei­der. Gera­de die klei­nen Sing­vö­gel sind es gewohnt, im dich­ten Geäst her­um­zu­flie­gen. Öff­nun­gen, die grö­ßer als eine Hand­flä­che sind, wer­den daher als Durch­schlupf-Mög­lich­keit angesehen.

Wer immer wie­der Pro­ble­me mit Vogel­an­flü­gen an Schei­ben hat, für den gibt es hilf­rei­che Metho­den, Glas­flä­chen für Vögel sicht­bar zu machen. Aller­dings bedarf es dafür ein flä­chen­decken­des Muster. Wich­tig sind dabei die rich­ti­ge Strei­fen­stär­ke, Abstän­de, Bedeckungs­grad, Far­ben und Kon­tra­ste. Dann kön­nen die Mar­kie­run­gen auch als ganz indi­vi­du­el­le und deko­ra­ti­ve Muster gestal­tet wer­den. „Gut bewährt haben sich Flie­gen­git­ter, die vor dem Fen­ster auf­ge­spannt wer­den“, sagt die LBV-Arten­schüt­ze­rin. Eine optisch etwas dezen­te­re Mög­lich­keit, vor allem für grö­ße­re Fen­ster­fron­ten, sind Nylon­schnü­re oder –net­ze. Wich­tig ist in jedem Fall, dass die gesam­te Glas­flä­che als Hin­der­nis mar­kiert wird. Der LBV berät hier­zu gerne.

Bay­ern­wei­te Pro­jekt­teil­neh­mer gesucht

Für wen sicht­ba­re Mar­kie­run­gen kei­nes­falls in Fra­ge kom­men, der kann trans­pa­ren­te Mar­kie­run­gen anbrin­gen, die das UV-Licht reflek­tie­ren. Da es noch eini­ge offe­ne Fra­gen zur Wirk­sam­keit die­ser Mar­kie­run­gen gibt, führt der LBV der­zeit eine syste­ma­ti­sche Feld­stu­die durch. So möch­ten die Arten­schüt­zer mit einem groß­flä­chi­gen Pra­xis­test erfah­ren, unter wel­chen Bedin­gun­gen UV-Mar­kie­run­gen einen höchst­mög­li­chen Schutz bie­ten. Um eine gro­ße Anzahl an Test­flä­chen zu erhal­ten, sucht der LBV des­halb der­zeit noch frei­wil­li­ge Pro­jekt­teil­neh­mer. Wer also an Fen­stern oder ande­ren Glas­flä­chen sei­nes Hau­ses immer wie­der Vogel­schlag­fäl­le beob­ach­tet und etwas dage­gen unter­neh­men möch­te, kann ganz ein­fach am Pro­jekt teil­neh­men. Nach einer detail­lier­ten Abstim­mung wer­den die Mar­kie­run­gen ange­bracht. Anschlie­ßend wer­den über ein Jahr die Vogel­schlag­fäl­le doku­men­tiert. Inter­es­sier­te wen­den sich bit­te an die LBV-Pro­jekt­lei­te­rin Anne Schnei­der: anne.​schneider@​lbv.​de, Tel 09174–4775-7438.